Auf der anderen Seite von DhalaElenaAngel ================================================================================ Kapitel 4: Einhörner -------------------- Nachdem er sich selbst nach einer kurzen Nacht angezogen hatte, trat Severus wieder in das Zimmer seines kleinen Schützlings. Seines baldigen Sohnes, wie er in Gedanken lächelnd hinzufügen musste. In etwa einer halben Stunde würde auch Granger kommen, um Harry abzuholen. „Harry, aufwachen...“ Der Kleine reagierte erstaunlich schnell und kaum, dass seine Augen offen waren, schoss er in die Höhe, sah sich panisch um. „Ruhig... erinnerst du dich nicht, Kleiner? Du bist in Sicherheit.“ Nun erst blinzelte Harry. Er legte seinen Kopf schief, dann lächelte er schüchtern und streckte dem Anderen hoffnungsvoll die Arme entgegen. Severus hob den Kleinen auf seinen Arm und drückte ihn sanft. „Guten Morgen“, grüßte er den Verschlafenen. „Hmm“, nuschelte es an seinem Hals zurück. Der Tränkemeister drückte den Jungen noch einmal, dann stellte er ihn auf den Boden und öffnete den Schrank. Sofort wurde der Kleine bleich und eine Träne rann aus dessen Auge, doch ohne ein Wort lief er in das Möbelstück und kuschelte sich in einer Ecke zusammen. „Harry?“, fragte Severus verwirrt, er hob den Kleinen wieder heraus. „Was willst du denn da drin?“ Er wischte die Träne von dem Gesicht. Er konnte sich darauf wirklich keinen Reim machen. „Böser Junge... muss in ... Schrank...“, schniefte der Junge, der sich wieder an ihn kuschelte. Kurz musste Severus hinter dem Kleinen seine Hand ballen, bevor er ihn hin und her wiegte. „Harry, du warst kein böser Junge, du musst nicht in den Schrank, hörst du? Ich wollte Wäsche für dich holen!“ Himmel! Was würde wohl noch alles an den Tag kommen?! Diese Wahnsinnigen! Ein kleines Kind in einen dunklen Schrank sperren!! Vorsichtig stellte er Harry wieder auf den Boden, strich ihm über die wirren Locken: „Bleib hier stehen“, bat er mit ruhiger Stimme, dann wandte er sich wieder dem Schrank zu und fischte nach Hose, Shirt und Pullover, sowie nach einem kleinen, natürlich grünen Umhang. Danach schloss er den Schrank wieder. „Kuck mal“, lächelte er den immer noch unsicheren Jungen an. „Dann wollen wir dich mal in ordentliche Wäsche stecken.“ Schnell half er dem Kleinen aus dem Schlafanzug, wobei der Junge erstaunlich selbstständig zu sein schien. Er musste nur bei den ungewohnten Knöpfen helfen. Auch anziehen tat er sich praktisch allein, wobei er ganz erstaunt die Sachen befühlte und dann strahlte: „Weich!“ Severus lächelte. „Natürlich“, gab er leise zurück. „Sie sollen ja bequem sein.“ Er zog dem Jungen noch den Umhang über, über den sich eine Schlange bewegte. Mal schlitterte sie von links nach rechts, dann rollte sie sich zusammen und schlief, sehr zu Harrys Begeisterung. Als die Kleidung genauestens inspiziert worden war, bürstete er die Haare, wobei er feststellte, dass Harry sich tatsächlich immer gekämmt hatte, auch, wenn davon nicht viel zu sehen gewesen war. Erst ein Zauber brachte etwas Ordnung in das dunkle Chaos. Dann nahm er den Jungen an der Hand mit ins Wohnzimmer, wo ein kleiner Rucksack stand, auf dem ein Bär schlief, der aber erwachte, als die Tasche hochgehoben wurde. Was eine neue Welle der Begeisterung auslöste, da das Tier auch noch auf Berührungen reagierte. „Harry, sieh mich bitte an.“ Sofort richteten sich die großen, grünen Augen wieder auf ihn. „Gleich holt dich deine große Freundin ab, Hermine. Und dann gehst du in den Unterricht. Du musst ganz brav sein und tun, was sie dir sagt. Kannst du das?“ Sofort verzog sich das Gesicht. „Nicht... nicht weg“, flüsterte der Kleine, wobei die Augen erneut feucht wurden und kleine, dürre Ärmchen sich ihm entgegen streckten. Severus seufzte leise und hob Harry auf seinen Schoß. „Sie bringt dich nicht weg“, erklärte er geduldig. „Sie bringt dich gleich nach dem Mittagessen wieder zu mir. Aber ich muss arbeiten, verstehst du? Du bist nur ein paar Stunden weg, bei vielen anderen Kindern, mit deinem Rucksack. Da sind Spielsachen und Stifte drin.“ Die kleinen Ärmchen legten sich fester um Severus’ Hals. Der Tränkemeister strich Harry beruhigend über den Rücken. „Ich verspreche dir, ich komme dich wieder holen. Ich geb dich nicht einfach weg, Kleiner. Du bist jetzt mein Junge.“ „Wirklich?“, fragte die kleine Stimme. „Ich verspreche es“, gab Severus ernst zurück. „Ich passe ab jetzt auf dich auf, dass niemand dir mehr einfach so ungestraft weh tut!“ Das brachte den Jungen zumindest dazu, seinen Griff etwas zu lockern. Severus lächelte ihn ermutigend an und strich ihm über die Wange. „Also, gehst du für ein paar Stunden mit dem andere Mädchen mit? Sie kann dir tolle Sachen zeigen. Und morgen zeigt Draco, der blonde Junge, dir noch mehr.“ Harry nickte, wenn auch sichtlich unwillig. Der Kleine wäre viel lieber bei ihm geblieben, aber gerade das würde vielleicht auch bei Dumbledore zu viele Fragen auslösen. Zumindest bis heute Abend war noch höchste Vorsicht angesagt. Danach hatte er eine gewisse Sicherheit, die Harry schützen würde. Es dauerte nicht lange, bis es klopfte. Mit Harry im Arm und dem Rucksack in der Hand öffnete er die Tür. „Miss Granger“, stellte er ruhig fest. Hermine nickte ernst, dann lächelte sie und streckte Harry die Arme entgegen: „Guten Morgen, mein Kleiner!“ Wenn auch nur unwillig, übergab Severus seine kleine Last an das Mädchen. „Harry, denk dran, was du mir versprochen hast. Sie bringt dich dann auch wieder zu mir.“ „Junge brav“, versprach der Kleine. Es tat dem Tränkemeister weh, dass das Kind von sich selbst ohne Name sprach, doch er sagte nichts weiter. Er strich dem Kleinen über die Haare und fädelte dessen Arme durch die Schlaufen des Rucksacks. „Er hat ein Malbuch, Stifte und ein kleines Holzspielzeug dabei“, erklärte er Hermine knapp. „Er muss leichte Sachen essen, ich fürchte, sein Magen kann normale Dinge nicht richtig verarbeiten. Bringen Sie ihn nach dem Mittagessen in das Tränkeklassenzimmer. Sollte es Probleme geben, wenden Sie sich an Draco oder direkt an mich. Nicht an den Direktor! Verstanden?“ Hermine war wirklich über ihren sonst so bissigen Lehrer überrascht, der sich so offensichtlich um einen Jungen Sorgen machte, auf dem er sonst immer so gern herumgeritten war. Doch sie nickte. „Ich werde gut auf ihn aufpassen“, versprach sie. „Gut, die Lehrer wissen Bescheid. Und nun gehen Sie!“, er beugte sich noch einmal zu Harry. „Viel Spaß, mein Kleiner..: „ Dann sah er den beiden hinterher, bevor er die Tür schloss, seine eigenen Sachen fertig machte und sich ebenfalls in Richtung Speisesaal aufmachte. Hermine lächelte. Sie wusste, Klein-Harry sah über ihre Schulter zurück zu seinem neuen Aufpasser, den er sichtlich ins Herz geschlossen hatte. Sie strich dem Kleinen über den Rücken, als sie in die Halle kamen und sich sofort alle Blicke auf sie richteten. Es bereitete Hermine Mühe, ruhig zu bleiben. Vor allem, da sie merkte, wie der Junge auf ihrem Arm zu zittern begann und seinen Kopf an ihrem Hals versteckte. Wortlos ging sie zum Gryffindortisch, wo Neville und Ginny sofort in verschiedene Seiten abrückten, um ihr Platz zwischen ihnen zu machen. Sie setzte sich und platzierte den Kleinen so neben sich, dass er Ginny auf der anderen Seite hatte. „Keine Angst“, lächelte sie. „Die beiden sind Freunde.“ Harry lukte hinter Hermines Uniform hervor und betrachtete das Mädchen mit den roten Haaren, dass ihn freundlich anlächelte: „Bist du aber ein Süßer!“, rief sie sofort begeistert. Doch als sie ihn streicheln wollte, zuckte der Kleine zurück. Hermine schüttelte sanft den Kopf: „Ginny, er hat Angst“, erklärte sie leise. „Auch vor den ganzen Leuten... oh nein, da kommt dein Bruder...“ Schlagartig verschloss sich Ginnys Gesicht. „Der Arsch“, knurrte sie leise. Hermine zuckte mit den Schultern: „Beachte ihn nicht, aber wir müssen aufpassen. Ich glaub nicht, dass er nett zu unserem Kleinen sein will oder wird...“ „Potter!“, brüllte in dem Moment prompt der Rotschopf, was dazu führte, dass Harry wie geschlagen zusammenzuckte und sein Gesicht wieder in Hermines Uniform versteckte. „Was macht dieses Stück Dreck hier!? Schafft ihn mir aus den Augen!“ Sofort erhoben sich zwei seiner Begleiter, doch Neville und Ginny taten genau dasselbe, zogen ihre Zauberstäbe. „Komm schon, Brüderchen“, biss sie. „Ein einziger, falscher Schritt und ich sorge dafür, dass deine Haut rosa-blassblau-kariert ist bis zum Ende dieses Schuljahres“, zischte sie. „Pfeif deine verdammten Schläger zurück!“ „Oder was?“, fragte Ron gehässig. „Willst du Mami rufen?“ „Wer weiß?“, fragte die nur kalt. „Vielleicht schickt sie dir ja mal wieder einen lustigen Heuler? Ich wette, die Slytherins werden sich darüber herzlich amüsieren!“ Kurz wurde Ron tatsächlich bleich, dann machte er ein knappes Zeichen. „Kommt Leute. Wir suchen uns ein Stück unverpesteten Tisch! „Junge böse“, wimmerte Harry leise. „Junge dreckig! Böser Junge!“ Sanft strich Hermine über Harrys Rücken. Sie war entsetzt und hätte den rothaarigen, eingebildeten Trottel, der ohne sie noch nicht mal die erste Klasse in dieser Schule geschafft hätte, am liebsten ins Nirvana gehext. Doch sie hatte wichtigere Probleme. Sie fischte ein Taschentuch aus ihrem Umhang und trocknete Harrys Tränen: „Ron ist ein böser Junge“, erklärte sie sanft. „Du bist kein böser Junge, du bist lieb. Hier, kuck mal, was ich für dich habe.“ Sie machte Neville ein Zeichen. Der verstand und füllte eine der Tassen mit Kakao, den er an Hermine weiter gab. Der Kleine sah sichtlich unsicher auf, seine Augen sahen sie vorsichtig an, als er die Tasse sah, doch sie zog sie nicht wieder weg. Und als er die Hände ausstreckte, bekam er sie sogar in die Hand. „Schön langsam trinken.“ Ermutigte Hermine den Kleinen. Sie wusste, dieser Vormittag würde die Hölle werden, solange sie mit Ron in einem Raum sein würde. Aber im Gegensatz zu ihm hatte sie KEINE Angst vor Spinnen und sie war über den Punkt hinaus, wo es ihr etwas ausgemacht hätte, dem Andere einen Herzinfarkt zu verschaffen. Spätestens nachdem der den kleinen Jungen derart fertig gemacht hatte, den er mal seinen besten Freund genannt hatte. Kurz blickte sie zur Lehrertafel, wo Snape aussah, als wäre er bereit, einen Mord zu begehen. Der Lehrer saß stocksteif auf seinem Stuhl und versuchte, den Direktor und dessen dreckiges Grinsen zu ignorieren. Dann strich sie Harry über die Haare: „Was möchtest du essen?“ Der Kleine sah sie nur an, er hatte sichtlich Angst und versuchte, noch näher an sie zu kriechen. Hermine seufzte nur und strich erneut durch die Haare, bevor sie ein Brot mit etwas Wurst belegte und eine Clementine schälte, beides auf einen Teller legte und dem Kleinen gab. „Hier, iss das“, lächelte sie. Die erste Unterrichtsstunde, Geschichte für Magie, ging ereignislos vorüber. Danach nahm Hermine den Kleinen an die Hand und sie verließen das Schloss, wo bereits Hagrid stand und wartete. „’Allo, ’Ermine! Und ’Arry! ’Eute sehen wir uns Ein’örner an!“ Harry erschrak bei dem Anblick des Riesen erst einmal fürchterlich, doch dann nahm Hermine ihn hoch und er erkannte, dass der Mann unter seinem wilden Bart fröhlich grinste. Der Kleine lächelte schüchtern zurück und ließ sich neben dem Tiergatter abstellen, in dem sich gerade drei erwachsene und ein kleines Einhorn befanden. Auch Rom und seine Meute standen schon da, mit hämisch verzogenen Gesichtern. Allerdings sah Hermine, dass auch die Slytherins da waren. Wenn auch nicht Draco, so doch einige Mädchen, unter anderem Milli und Pansy, sowie Blaise. Hermine atmete erleichtert aus, sie wusste instinktiv, sie hatte etwas Verstärkung, von der die Gryffindors noch nichts ahnten. Sie stellte sich hinter Harry, der das kleine Holzauto festhielt, wie einen unbezahlbaren Schatz. Er hatte die gesamte erste Schulstunde damit verbracht, es hochzuheben, anzusehen, vorsichtig zu schieben und wieder hochzunehmen. Nun drückte er es an sich, als wolle er es vor den Blicken Rons schützen. Hermine sah zu Hagrid, der gerade erklärte, dass man sich einem Einhorn langsam nähern musste, um es nicht zu erschrecken. Er erzählte, was für gute und machtvolle Tiere es waren. Hermine lauschte wie immer, wobei sie sah, wie der Kleine sich auf den Boden gesetzt hatte und sein kleines Spielzeug liebevoll durch das Gras schob. Und dann ging auf einmal alles ganz schnell. Hermine hörte einen verzweifelten Schrei und Sprüche flogen. Sie duckte sich unter einem weg, sah, wie Ron den kleinen Jungen packte. Niemand hatte das gemerkt, die Slytherins waren damit beschäftigt, die anderen überraschten Gryffindors von ihr fern zu halten. Dann sah sie nur noch, wie Ron den kleinen Jungen einfach über das Gatter warf. „Harry!!“ Harry weinte, er sah, wie sein Auto an ihm vorbei flog, zwischen die Hufe von einem der tänzelnden Pferde. Mit Tränen in den Augen rappelte er sich auf, auch, wenn sein Knie schrecklich weh tat. Das war doch sein Auto! Das hatte der Mann ihm geschenkt! Der, der so lieb war! Er sah nicht mal genau, wohin er ging, er lief nur dem roten Leuchten hinterher. Er hörte auch die andere nicht rufen. Zum allerersten Mal wurde Hagrid wirklich sauer. Wütend trat er zwischen die Streithähne und packte Ron am Kragen: „Schluss!“, donnerte er. Die Wirkung war erstaunlich. Sofort wurden sämtliche Stäbe gesenkt. „Hagrid! Harry!“, rief Hermine, als sie wieder auf den Füßen stand. Hämisch blickte Ron zu dem Kind, dass in Richtung des größten Einhorns taumelte, dass bereits nervös mit den Hufen scharrte. Vielleicht würde der Bengel nicht drauf gehen, aber er würde sich weh tun! Anständig!! Er musste schließlich noch eine Weile leben... Potter durfte nicht drauf gehen, bevor er nicht dessen Kräfte und Albus dessen Lebensenergie hatte! Hagrid wurde ebenfalls bleich. „’Ermine, pass auf die anderen auf, ich ’ole ’Arry!“ Damit sprang der Halbriese erstaunlich gelenkig über den Zaun ins Gehege. Harry in der Zeit hatte sein Spielzeug fast wieder erreicht, er war sich keiner Gefahr bewusst. Mit tränenüberströmtem Gesicht bückte er sich und hob es auf, aber es leuchtete schon gar nicht mehr so schön, große Matschspuren zogen sich über das Auto, als er es aufhob. Das Einhorn indes hatte offensichtlich nicht vor Harry irgendwas zu tun. Es beobachtete das kleine Kind nur, von dem keine Gefahr ausging. Dann aber sah es den Riesen und reagierte überraschend für alle, die zusahen. Sofort stellte der Hengst sich vor Harry, die Beine gegrätscht, das Horn bereit zum Angriff gesenkt. Hermine hatte den Atem angehalten, gezwungen, zuzusehen, wie Harry in eine Gefahr stolperte, die er offensichtlich noch nicht mal erkennen konnte. Verdammt! Seine Brille! Daran hatte natürlich niemand auch nur gedacht! Als sie dann die Reaktion von dem Einhorn sah, war sie überrascht und belustigt. „Harry!“, rief sie aus sicherer Entfernung. „Harry, bitte komm hierher! Ich mache mir Sorgen um dich!“ Tatsächlich sah der Kleine auf und blinzelte, bevor er sich wieder etwas aufrichtete. Er weinte immer noch etwas, er wusste, er hätte aufpassen müssen, aber nun waren das Spielzeug und die guten Klamotten kaputt. Sev’rus würde sicher sauer auf ihn sein und wollen, dass er alles wieder sauber machte. Er japste erschrocken auf, als er auf einmal von den Füßen gehoben wurde. Das Einhorn hatte ihn vorsichtig zwischen die Zähne genommen und brachte ihn bis zu der Stelle am Zaun, wo Hermine auf ihn wartete, dann galoppierte es zum anderen Ende des Geheges. Erleichtert schloss Hermine den Kleinen in die Arme: „Oh Harry! Ich hab mich so erschreckt!“ „Geben Sie ihn mir.“ Erschrocken wirbelte Hermine herum, wo gerade Snape auf sie zukam, mit wutverzerrtem Gesicht, in Begleitung von Milli, die ihn wohl geholt hatte. Zögernd übergab Hermine ihren kleinen Freund. Harry zitterte etwas, er sah zu dem Älteren auf. „Böser Junge“, flüsterte er, als er in das wütende Gesicht sah. Nun würde er sicher großen Ärger bekommen... Severus hob den kleinen Jungen auf seine Arme, während sein stinksaurer Blick über die Köpfe der Gryffindors glitt: „Weasley! Fünfzig Punkte Abzug wegen mutwilliger Verletzung eines wehrlosen Kindes und fünfzig weitere Punkte für Angriffe auf andere Schüler, sowie die nächsten zehn Wochen Strafdienst bei Filch!!“ „Aber...!“ begehrte Ron sofort auf. Das durfte der Andere nicht! „Noch ein Wort, Weasley, und ich schwöre, ich werde jeden einzelnen Punkt abziehen, den Ihr Haus noch besitzt!! Oh, und bevor ich es vergesse! Sie werden das gesamte Jahr keinen Fuß mehr nach Hogsmaede setzen! Noch ein einziges Vergehen und Sie werden Ihr Leben lang auf keinem Quiddichfeld mehr stehen!“ Dann packte er den kleinen Rucksack, den Hermine ihm reichte und rauschte ab, ein verängstigt weinendes Kind in seinen Armen, dass dachte, es habe etwas Schreckliches getan. Severus hätte fast der Schlag getroffen, als er Harry hatte zu dem Einhorn hinken sehen. Als Milli zu ihm gestürmt war, hatte er die Klasse einfach raus geschmissen und dem Mädchen gefolgt. Die nächste Klasse, die die letzte vor dem Mittagessen sein würde, begann erst in zwei Stunden. Genug Zeit, das Kind erst einmal wieder zu beruhigen. Er hielt erst wieder an, als er in seinen Quartieren stand, wo er Harry auf das Sofa setzte, ungeachtet des Drecks und zum Kamin ging: „Krankenstation!“, bellte er ungehalten. „Severus?“, fragte Poppy dann überrascht. „Was gibt es?“ „Meine Quartiere, jetzt!“ Dann wandte er sich ab und lief zu Harry, der erst mal zurückzuckte, in Erwartung einer Strafe. Sanft hob Severus den Kleinen wieder auf seinen Arm. „Ich hab dir doch besprochen, dass ich dir nicht weh tue“, erinnerte er den Jungen sanft und strich über dessen Rücken. „Putt“, brachte Harry irgendwie heraus: „Böser Junge, Auto putt! Hose putt!“ Der Tränkemeister küsste den Kleinen auf die Stirn. „Ich kann das ganz schnell wieder heil machen“, erinnerte er Harry sanft. „Du bist kein böser Junge. Du hast es ja nicht mit Absicht kaputt gemacht.“ „Was ist denn hier los?“ Erschrocken fuhr Harry bei der unbekannten Stimme zusammen, automatisch glitt seine Hand zu der Narbe und er begann wieder, zu weinen. Er klammerte sich an Severus fest. „Nich... nicht weg geben!“ Severus musste das Bedürfnis unterdrücken, zu Weasley zurück zu stürmen und ihm nachträglich noch den ekligen Hals umzudrehen. „Harry, ich gebe dich nicht weg, das habe ich versprochen. Du bist mein kleiner Junge.“ Dann wandte er sich zu Tom um. „Ich hätte dich nicht schon jetzt erwartet“, gab er leise zurück. Der sah nur auf das kleine Häufchen Elend, dass sich an seinen Mann klammerte. „Was ist passiert?“ „Weasley meinte, versuchen zu müssen, den Jungen umzubringen“, gab der Tränkemeister kalt zurück. Als es klopfte, sah er auf: „Das ist Poppy“, erklärte er. „Geh ins Schlafzimmer, da sieht sie dich nicht...“ Tom lachte nur leise und ging zur Tür: „Soll sie mich doch sehen“, gab er nur zurück und öffnete. Poppy blickte irritiert auf den Fremden, der ihr trotzdem vage bekannt vorkam. Etwas in der Haltung rief eine Erinnerung in ihr wach, die sie nicht zuordnen konnte. „Wer sind Sie?“ „Severus’ Mann“, gab Tom freundlich zurück. „Ihr Patient ist im Wohnzimmer.“ Verwirrt über diese Information ging die Krankenschwester in das gewiesene Zimmer. „Severus, wer... was ist denn geschehen?“ Der Tränkemeister sah auf: „Weasley hat sich an Harry vergriffen“, gab er kurz Auskunft. Dann löste er mit sanfter Gewalt den eisernen Griff des Jungen, legte ihn aufs Sofa, setzte sich aber gleich neben ihn. Vorsichtig schälte er das Kind aus der verschlammten Hose und sah auf das linke Knie, dass bereits zu schwellen begonnen hatte und außerdem blutig geschlagen war. „Es ist gut, Kleiner“, lächelte er, als die grünen Augen sich ängstlich auf ihn richteten. Er nahm eine der kleinen Hände in Seine. „Poppy hilft dir, wie gestern. Erinnerst du dich? Sie tut dir nichts, sie ist eine Freundin.“ Die Schwester schob sämtliche Fragen zur Seite und untersuchte das Knie, bevor sie einen Zauber sprach. „Es ist gestaucht und ein Band war gerissen“, erklärte sie. „Ich habe es wieder in Ordnung gebracht, aber er sollte sein Bein bis heute Abend schonen.“ Severus nickte und sah zu Tom, der im Türrahmen lehnte, das Gesicht ruhig gehalten, doch allein an den zusammengezogenen Augen erkannte Severus, dass nicht nur er stinksauer war. Er streichelte durch Harrys Haare: „Siehst du? Es wird alles wieder gut.“ Dann beobachtete er, wie die Schwester noch einige Schürfunden an den Händen schloss. „Das war’s“, erklärte sie dann. „Mehr kann ich nicht tun.“ Severus nickte und breitete eine Decke über den verängstigten Jungen. Er blieb bei dem Kleinen, bis der vor Erschöpfung einschlief. „Severus, du hast einen Mann?“, fragte die Frau schließlich überrascht. „Schon seit ein paar Jahren“, antwortete der Andere von seiner Position aus, wobei er aber nicht weiter ins Zimmer ging, er wartete, bis Severus den Jungen hochhob und in dessen Bett brachte, erst dann setzte er sich auf das Sofa: „Tom“, stellte er sich vor und hielt der Frau eine Hand hin. Poppy ergriff sie: „Erfreut und verwirrt“, gab sie zurück. „Poppy Pomphrey, Krankenschwester der Schule.“ Severus kam gerade zurück. „Er war am Ende“, sagte er leise. „Er wird sicher ein paar Stunden schlafen.“ „Weck ihn nur zum Mittagessen“, erinnerte die Krankenschwester. „Er wird Essen bekommen, wenn er wach ist“, gab Severus ruhig zurück. Poppy seufzte leise, doch dann erhob sie sich: „Ich muss wieder in die Krankenstation“, erklärte sie. „der ‚liebe’ Herr Direktor wird sicher bald ankommen.“ Severus nickte und brachte Poppy zur Tür. „Ach, und Severus?“ „Was?“ „Ich erwarte die gesamte Geschichte – spätestens morgen.“ Der Tränkemeister murmelte etwas, nickte aber unwillig und schloss die Tür, lief zurück zu seinem Mann. „Bei Merlin, was tust du denn da?“ Der Ältere lachte nur amüsiert: „Es wäre nicht so, als hätte sie mich erkannt.“ Dann wurde er ernst. „Was genau ist da passiert?“ Severus Gesicht wurde hart: „Weasley hat den Kleinen gepackt und in das Einhorngatter geworfen, zusammen mit einem kleinen Auto. Harry dachte, er bekäme Ärger, wenn es kaputt geh, er ist mit seinem kaputten Bein durch das Gehege gehinkt, um es zu holen und er dachte, ich würde ihn schlagen, weil er schmutzig war!“ Toms Gesicht nahm einen fast identischen Ausdruck an. Dann aber sah er auf: „Ich bin hier, um Harrys Blockade und den Fluch zu lösen“, erklärte er. Und in etwa einer Stunde kommt Rudolphus mit einem Beamten wegen der Adoption.“ „Du bist mir lustig! Ich muss noch eine Klasse unterrichten!“ „Das ist kein Problem, ich kann mich solange um den Kleinen kümmern, wenn er in meiner Nähe keine Schmerzen mehr hat.“ „Denkst du nicht, der Alte wird sofort merken, wenn die Blockade fällt und angestürmt kommen?!“ Tom grinste: „Das würde voraussetzen, dass er in der Schule wäre und es rechtzeitig merken könnte.“ „Was...?“ „Luc hat eine Ablenkung erstellt“, grinste er. „Darum bringt er die Unterlagen nicht selbst, er musste auf jeden Fall im Ministerium bleiben.“ „Hoffen wir es“, murmelte Severus besorgt, bevor er Tom endlich küsste. „Ich löse den Zauber.“ „Dann wird er aufwachen, oder?“ „Das lässt sich nicht vermeiden“, gab Tom ruhig zurück, dann lächelte er. „Wir können ihn nachher wieder ins Bett bringen.“ Severus nickte: „Warum hab ich ihn dann erst ins Bett gebracht?“, murrte er, bevor er in das Zimmer des Jungen ging und ihn sanft wieder hochhob, ihn ins Wohnzimmer brachte. Das kleine Gesicht verzog sich sofort, je näher er Tom kam, umso schlimmer wurde es. Schließlich wachte der Kleine auf, seine beiden Hände an den Kopf geklammert: „Aua“, wimmerte er, sah Severus mit großen Augen an. „Ich weiß“, gab der zurück. „Ich sorge dafür, dass es aufhört“, versprach er dann, setzte sich und nickte Tom zu: „Beeil dich, die Narbe ist geplatzt, er blutet schon!“ Tom warf Severus eine Phiole zu: „Flöß ihm das ein“, bat er ruhig. „Das macht es zwar kurz schlimmer, aber nur so wirkt der Gegenzauber auf den schwarzen Fluch.“ „Harry?“, schnell entkorkte er die Phiole und hielt sie an die Lippen des Kleinen. „Das schmeckt jetzt nicht, aber du musst es trinken, damit es nicht mehr weh tut.“ Der Kleine konnte kaum die Augen vor Schmerzen öffnen, doch als die Flüssigkeit in seinem Mund lief, schluckte er sie ohne ein Wort. Kaum hatte er sie getrunken, schien der gesamte Körper sich in einem Schmerzanfall zu winden. Severus hatte alle Mühe, das Kind davon abzuhalten, sich selbst etwas anzutun, er war froh, als er die ruhige Stimme des Älteren hörte, der begann, etwas zu rezitieren, zu seiner Überraschung sogar in Parsel. Es dauerte noch einige Minuten, dann wurde der kleine Körper in den Armen des Tränemeisters schlaff, die Narbe hörte auf, zu bluten. Severus atmete erleichtert auf, sah dann fragend auf Tom. Der nickte: „Es ist vorbei“, bestätigte er. Sekunden später rührte Harry sich wieder, gerade, als ein Tuch über sein Gesicht fuhr. Tom war dabei, das Blut abzuwischen. „Hallo, kleiner Mann.“ Harry hätte Angst haben sollen, doch er spürte die Arme des Anderen und kuschelte sich an diesen. Sein Kopf pochte immer noch, doch nicht so schlimm, wie eben noch. Das komische Zeug, dass er hatte trinken müssen, schien gewirkt zu haben. „Harry, das da ist Tom“, erklärte Severus sanft. „Er hat dich auch lieb. Und ich hab ihn lieb.“ Der Junge öffnete seine Augen noch ein Mal ganz, sah den Fremden an, der ihn freundlich anlächelte. Der war scheinbar in Ordnung, irgendwie wie Severus auch. „Ich muss kurz weg, aber ich bin gleich wieder da“, erklärte er weiter. „Bleibst du bei Tom? Ich wecke dich auch, wenn ich wieder da bin.“ Harry nickte müde, sein Finger wanderte erneut in den Mund, er ließ sich von einem Arm in den anderen legen, kuschelte sich an diesen Tom, der ihn streichelte, wie Sev’rus es immer tat. Dann war er auch schon eingeschlafen. Er merkte nicht, wie sich wieder eine Decke um ihn legte. „Er ist vollkommen erschlagen“, stellte Tom fest, während er zu seinem Geliebten sah. „Welch Wunder“, gab der nur gedrückt zurück, seine Wut war ihm anzumerken. „Was ist mit der Blockade?“, fragte er schließlich. „Das machen wir wenn du wieder da bist, dafür brauche ich deine Hilfe. Und nun geh, bevor sie dir dein Zimmer verwüsten. Er ist bei mir sicher.“ Severus nickte. Er küsste den Anderen sanft, strich noch einmal über die noch etwas heiße Stirn des kleinen Jungen und verschwand in den Unterricht. Tom hingegen betrachtete Harry nun genauer. Der Kleine war wirklich ein süßer Junge, klein, fragil und absolut anbetungswürdig. Es gab einen guten Grund, warum er es geschafft hatte, Severus’ Herz zu erobern, entschied der ach so böse dunkle Lord und lächelte. Er war sich sicher, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Sicher würde Harry, wenn er in seinem alten Körper war, eine Weile brauchen, um alles zu akzeptieren, doch die Lichtseite würde ihren Helden ein für alle Mal verloren haben. Die zwei Stunden vergingen überraschend schnell, bedachte man, dass Tom nicht viel mehr tat, als den kleinen Jungen in seinen Armen zu beobachten und auf jede noch so kleine Regung zu achten. Das kurze Ballen und entspannen der Faust, das Verziehen des angespannten Gesichtes. Er hatte auch gemerkt, wie Rudolphus gekommen war und ihm sowie dem Beamten einen Platz angeboten. Er erklärte dem Anderen gerade in gesenkter Stimmlage, was alles geschehen war und was Harry hatte erleiden müssen, belegt durch die Krankenakte von Poppy. Der Beamte war vollkommen auf ihrer Seite, obwohl er Engländer war. Er war erschüttert, um es auf den Punkt zu bringen. Potter war für ihn schließlich eine Art Nationalheld, dem durfte es nicht so gehen, wie es ihm offensichtlich ging. Also würde er die Adoption voll und ganz durchziehen, ohne Klauseln, ohne Ausnahme, wie er es eigentlich vorgehabt hatte. Vor allem, als er selbst noch herausfinden konnte, dass der Junge bis vor Kurzem unter einen schwarzen Fluch gestanden hatte und immer noch einen Weißen auf sich trug. Als Severus herein kam, nickte er seinem Geliebten zu und legte Harry vorsichtig auf das Sofa. Schnell war erklärt, was getan werden musste und beide begannen, ihre Stäbe zu schwingen... Hosted by Animexx e.V. 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