Auf der anderen Seite von DhalaElenaAngel ================================================================================ Kapitel 6: Der neue Lehrer -------------------------- Zu Mittag ging es sichtlich entspannter zu. Harry aß brav, was man ihm gab, während er gleichzeitig sein Einhorn festhielt. Er war auch gehorsam mitgegangen, als Draco und Hermine ihm gesagt hatten, dass sie wieder rein mussten. Nun war der Kleine auch ein wenig erschöpft. Nachdem er gegessen hatte, sah er zu seinem blonden Freund und zupfte ihn schüchtern am Ärmel. „Was ist denn, Kleiner?“ „Daddy?“ „Hö?“, fragte Draco irritiert. „Was meinst du denn damit?“ „Daddy Sev’rus will“, erklärte der Junge geduldig. Das brachte Draco wirklich zum Lachen. Oh, das musste er Harry erzählen, wenn der wieder der Alte war! Er, der ausgerechnet Severus als seinen Vater bezeichnete! „Ich verspreche dir, ich bring dich gleich zu ihm, ja?“ Daraufhin nickte Harry zufrieden und kuschelte sich an den Anderen. „Meine Schüler!“ Der Kopf des Blonden wandte sich, wie der aller Schüler, der Lehrertafel zu. „Wie einige sicher bereits gemerkt haben, hat ein Lehrer uns verlassen.“ Innerlich lachte der Blonde. So konnte man es natürlich auch formulieren. Der Portschlüssel hatte also wie geplant gezündet. „Leider weiß niemand, warum oder wie er uns verlassen hat. Daher war ich gezwungen, einen weiteren Lehrer für die Verteidigung gegen die dunklen Künste zu finden. Er wird morgen früh hier eintreffen. Ein Lehrer aus Bulgarien.“ Der Direktor sah aus, als würde er auf einer wirklich sauren Zitrone kauen. Severus saß ungerührt daneben. Er wusste, von wem der Mann sprach, der sich gerade wieder setzte. „Severus ich habe mit dir zu reden!“ Der Tränkemeister nickte und folgte dem Direktor in dessen Büro. „Severus! Ich bin enttäuscht! Ich habe dir Potter überlassen, damit du ihn im Zaum hältst! Das soll kein Vergnügen sondern eine Lehre für seine Dummheit sein! Um mit diesem Thema anzufangen!“ Severus sah den Alten in aller Ruhe an. „Ich behandle den Jungen wie ich jedes Kind behandeln würde. Ich beobachte ihn, ich überwache ihn und ich arbeite daran, herauszufinden, was schief gelaufen ist. Er benimmt sich. Das reicht mir.“ „Wenn ich nicht sehe, dass dieses lächerliche Benehmen ein Ende hat, werde ich ihn zu seinen Verwandten zurück bringen! Wie ich es von Beginn an tun wollte! Du bist unfähig, dich um ein Kind zu kümmern!“ ‚Versuch es doch’, dachte der Tränkemeister nur innerlich amüsiert. ‚Die Folgen für dich würden dich endgültig stürzen und ich hätte den Kleinen schneller wieder als du Voldemort auch nur denken könntest, alte Ratte!!’ Laut sagte er: „Gibt es einen anderen Grund als sinnloses Gemecker, weswegen ich hier bin oder kann ich mich wieder um meine Aufgaben kümmern? Ich habe immer noch einen Kessel Wolfsbann in meinem Labor.“ „Was hat es mit einem gewissen Thomas Daran Snape auf sich?“, herrschte der Bärtige, wobei dessen Gesicht richtig rot wurde. „Er ist mein Mann?“, entgegnete Severus, der nun wirklich alle Mühe hatte, sein Gesicht in einer Maske zu halten, ohne zu grinsen. „Warum weiß ich davon nichts!? Das hätte ich wissen müssen!“ Oh, was für ein Druckmittel wäre dieses Wissen in den letzten Jahren gewesen! „Ich habe es niemandem gesagt“, gab Severus ruhig zurück. „Um ihn und mich zu schützen. Ich sehe keinen Grund mich zu rechtfertigen. Nun wissen Sie es doch.“ „Geh mir aus den Augen, Severus und komm mir die nächsten Tage nicht unter die Nase, außer es geht um Neuigkeiten über den Potter-Balg oder um Voldemort!!“ Ohne eine Mine zu verziehen verließ Severus das Büro und lief zurück zu seinem Klassenzimmer, wo er sich doch ein leichtes Lächeln erlaubte. Oh, allein dafür war es das wert gewesen. Diese ungezügelte Wut und der Hass, der vielleicht das erste Mal wirklich hervor trat. „Kuck, da ist er.“ „Daddy!“ Severus wandte sich um und sah den Kleinen auf sich zurennen. Er fing ihn auf und hob ihn hoch. „Hi, mein Kleiner.“ „Warum bissu zu böser Mann gegeht?“ „Gegangen“, verbesserte Severus automatisch. „Warum sagst du, dass er böse ist?“ „Is bös!“ „Der Kleine hat scheinbar doch keine so schlechte Menschenkenntnis.“ Severus hielt den Jungen fest: „Geh dem Alten einfach aus dem Weg“, schlug er Harry vor, dann sah er zu Draco. „Danke. Schön, dass mal zur Abwechslung nichts passiert ist. Geh zurück und mach dir einen netten Tag.“ Draco nickte. Er wusste, der Andere würde gerade keine Fragen beantworten. Als Draco weg war, sah er den Jungen an, der sich an ihn gekuschelt hatte, die Arme vertrauensvoll um Severus’ Hals geschlungen. Er packte den Rucksack, den Draco auf eine der Bänke gestellt hatte und nutzte einen Geheimgang, um in seine Quartiere zu kommen. Dort stellte er Harrys Rucksack neben die Tür. „Na? Wie war dein... anstrengend, wie es aussieht...“ War der Kleine doch tatsächlich an seiner Schulter eingeschlafen. Sanft legte er Harry auf das Sofa und deckte ihn zu, strich ihm die Haare aus dem Gesicht. „Schlaf ruhig etwas....“ Er selbst setzte sich daneben und ging noch einmal die Liste aller Trankzutaten durch, die er in der Schule zugänglich verwahrte. Er musste jede Einzelne durchgehen, um sie auszuschließen und er hatte gerade erst die Hälfte geschafft. Nun, wenigstens hatte er heute keinen Nachmittagsunterricht... Mit einer edlen Bewegung stieg Tom aus dem Kamin, der sich im Büro des Direktors befand. Zuerst schlug er sich den Staub von dem neuen Mantel. Gut, dass er die Augen geschlossen hatte. So war wenigstens keine Asche hinein gerieselt. Dann trat er vor, wo der Alte saß und ihn ansah, mit ruhigem Gesicht. Wäre er nicht ein so hervorragender Legilimentiker, er hätte dessen Wut und Hass nicht gespürt. Oder dessen Versuch, in seine Gedanken zu kommen. Er selbst wählte einige Erinnerungen, die er dem Anderen zeigte. Eine bulgarische Landschaft. Ein kleines Dorf mit magischen Familien, ein Spaziergang mit Severus durch einen Wald. „Guten Tag“, grüßte er dann ruhig. „Thomas Snape mein Name, das Ministerium schickt mich als Vertretung für Mister Avans. Zumindest bis der wieder aufgetaucht ist.“ Dumbledore zwang sich, zu lächeln. „Ich habe Sie erwartet. Ich muss gestehen, ich bin überrascht. Ich wusste nicht, dass mein Severus verheiratet ist. Dazu noch mit einem Mann...“ Tom wäre dem Alten am liebsten an die Gurgel gegangen. Sein Severus? Was bildete dieser Gichtsack eigentlich ein, dieser Senile! „Wir haben beschlossen, dass es sicherer wäre, es niemandem zu sagen. Wegen all der Probleme in England und Severus’ gefährlicher Stellung.“ „Warum dann jetzt?“, fragte Dumbledore süffisant. „Ich wüsste nicht, dass sich hier viel geändert hätte...“ „Das hat es – Voldemort hat es herausgefunden“, gab Tom ruhig zurück. „Er fand es so amüsant, dass er weder Severus noch mich bestraft und ihm erlaubt hat, weiterhin verheiratet zu bleiben. Ich habe von Anfang an gesagt, dass ich mich aus euren Problemen heraushalten werde.“ Der Direktor kniff die Augen zusammen. „Diese Wahl wird es bald nicht mehr geben!“ „Ich bin auf einer einzigen Seite“, gab Tom ruhig zurück. „Auf der meiner Familie. Und jetzt entschuldigen Sie, Herr Direktor, ich möchte zu meinem Mann, ich bin sicher, ich werde Sie später noch sehen.“ Damit verließ Tom das Büro und ließ einen nun tobenden Mann zurück. Er war sich sogar ziemlich sicher, dass der Alte gerade Gegenstände an die unschuldigen Wände warf. Aber das war ihm gleich. Schnell lief er in Richtung der Quartiere seines Geliebten und trat ein. Er hatte ja die Passwörter ohnehin. Er fand Severus, vertieft über die Zutatenliste, von der er selbst schon einen guten Teil abgearbeitet hatte. Sanft küsste er Severus im Nacken. „Hallo, mein Tränkemeister.“ „Tom?“, Severus wandte sich um: „Du bist schon da? Das ging...schnell...“ Der Andere lachte leise und küsste den Jüngere erneut, bevor er ernst wurde. „Sagen wir einfach, Luc brauchte Ablenkung...“ „Was hat er?“, fragte Severus ruhig. „Sein Gefährte ist damals nicht gestorben.“ „Das Ritual?“ „Ja.“ „Aber dann...!“ „Ja.“ „Ein Hormonstoß...“ „Es kann nicht mehr lange dauern und ich weiß nicht, wie lange Lucius seine innere Kreatur dann noch zügeln kann. Im Moment sucht er jede Ablenkung, die er bekommen kann – und er hat sie darin gefunden, dem Alten eins rein zu würgen.“ Severus rieb sich sein Nasenbein. „Großartig... als hätten wir nicht schon genug Probleme.. der Alte hat mir schon gedroht. Dir oder Harry etwas zu tun. Er will den Kleinen zu seinen Verwandten bringen.“ „Wissen wir die Adresse? Für den Notfall?“ „Ja.“ „Dann kann ihm nichts passieren“, beruhigte Tom den Anderen und kniete sich vor das schlafende Kind. „Er war wohl müde. Draco hat in dem Alter nicht mehr freiwillig am Nachmittag geschlafen.“ „Er hatte eine unruhige Nacht.“ „Ich weiß...“ Severus sah zu den beiden. „Ich hoffe, heute Nacht ist es besser.“ „Dafür werde ich sorgen, keine Angst.“ Tom lächelte beruhigend. Er stand wieder auf und küsste Severus. „Die Frage ist nur, wie wir Luc helfen. Viel Zeit haben wir sicher nicht mehr und wir müssen auch zusehen, dass wir bei Harry eine Lösung finden, sonst wird sein Schaden auch permanent.“ „Ich weiß“, gab Severus leise zurück. „ich arbeite ja dran. Aber es macht einfach keinen Sinn!“ „Wir finden die Lösung...“ Der Rest der Woche verlief ohne weitere, unerfreuliche Zwischenfälle. Draco und die Slytherins konnten für Harrys Sicherheit gewähren, auch wenn es an Versuchen von Weasley dem Kleinen zu schaden, nicht mangelte. Tom war als Lehrer sofort bei fast allen Schülern beliebt. Selbst die Gryffindors, die ehrlich waren, mussten zugeben, dass er endlich mal wieder ein kompetenter Lehrer war, der nicht nur so daherredete, sondern auch wusste, was er tat. Allerdings gab es an der Tränkefront nur wenig Erfreuliches zu berichten. Alle zutaten der Schule waren untersucht worden. Nicht eine hatte den Effekt, den es auf Harry gehabt hatte, so dass Severus einen Entschluss gefasst hatte: Er hatte Weasleys Sachen durchwühlt und untersucht – und er war fündig geworden. Dieser kleine Dummkopf hatte eine Mischung aus Phönix und Drachentränen, beigesetzt mit Einhornblut in den Kessel gegeben. Eine gefährliche Mischung. Eine tödliche Mischung. Es hätte weit Schlimmeres geschehen können. Dumm nur, dass der Gegentrank wirklich bis in den Februar hinein dauern konnte. Mit Etwas Glück konnte er Anfang Februar fertig sein, immer vorausgesetzt, die Zutaten ließen sich besorgen. Worum sich gerade einige von Toms Männern kümmerten. Severus sah von seiner Arbeit auf und blickte aus dem magischen Fenster direkt auf die Wiese vor dem Schloss. Es war ein Hogsmaede-Wochenende. Auch Weasley und seine Bande waren im Dorf. Das Verbot war eigenmächtig von dem Alten aufgehoben worden. Nur Hermine, Ginny und der Longbottom-Junge waren geblieben. Sie spielten mit Harry, der mal wieder in die Nähe der Einhörner wollte, die er bald wieder frei gelassen werden würden. Die Tiere ließen ihn reiten und sie ließen zu, dass ihre Begleiter sie anfassten. So hatte Hermine ihm mehrere Phiolen Einhornblut, Haare und sogar Tränen besorgen können, nachdem sie den Tieren erklärt hatte, dass es für den kleinen Jungen war. Im Moment konnte er an dem Trank nichts tun. Er musste warten, bis alle Zutaten beisammen waren. Einfach anzufangen wäre sinnlos und wohlmöglich würde er wichtige Zutaten einfach verschwenden. Kopfschüttelnd erhob Severus sich. Er musste den Kopf frei bekommen. Also stand er auf und ging in sein Wohnzimmer. Tom war mal wieder auf einem Treffen. Er trug gerade Beweise gegen Dumbledore zusammen, die dank Lucius’ Zustand, aus den unerwartetesten Ecken hervorzusprudeln schienen. Ein Veela unter Druck konnte nützlich sein, aber auch gefährlich. Wie lange würde der Andere sich noch beherrschen können, bevor das Wesen in ihm unkontrollierbar wurde? Angeblich hatte er bisher noch keine Probleme. Er war nur nervös, weil sein Gefährte manchmal wahre Angstschübe zu haben schien, als wäre er gefangen... Um sich abzulenken, griff er nach dem neuesten Tränkemagazin und las dort weiter. Manchmal standen wirklich interessante Dinge darin. So auch dieses Mal. Er griff nach einer Feder und begann ein Rezept zu überprüfen, dass angeblich besser wirken solle, als sein Wolfsbann, da eine Zutat mit einer besser verträglichen ersetzt worden war. Gerade, als er richtig vertieft war, wurde er von einer Art Urknall aus seiner Konzentration gerissen. „Was zum...?! Draco?“ „Onkel Sev! Er.. er... er... hat...!“ „Draco!! Was ist los!?“ Der Blonde atmete tief durch. „Ich.. bin gerade von Hogsmaede zurück, ich hab Süßigkeiten für Harry gekauft und wollte sie ihm geben. Aber... ich hab nur Hermine, Weasley und Longbottom gefunden! Sie waren alle Drei außer Gefecht gesetzt! Ich.. ich hab einen Gegenzauber gesprochen und ’Mine sagte, dass der Alte... er hat Harry!“ Innerhalb des Bruchteils einer Sekunde wurde Severus bleich, doch dann fing er sich wieder. „Hilf den Dreien, ich kümmere mich um Harry! Los!“ Dann schloss er die Augen: „Tom!! Jetzt! Wir treffen uns in Surrey, Private Drive! Er hat Harry!“ Nachdem er seinem Mann mental diese Nachricht geschickt hatte, stürmte er selbst aus dem Schloss, wo ihm ein hämisch grinsender Dumbledore entgegen kam. „Ich habe mich um Potter gekümmert“, grinste er kalt. „Ich werde ihn wieder holen, wenn der Trank fertig ist, den er in meiner Gegenwart zu sich nehmen wird.“ „Das werden Sie bezahlen, Sie alter, verlogener Gichtsack!“ Dumbledore wandte sich langsam um, sah seinem Tränkemeister in die Augen. „Du drohst mir?“ „Ich drohe nicht! Ich mache ein Versprechen! Wir werden uns sehen!“ „Du weißt nicht, wo er ist“, grinste der Alte. Doch das war Severus egal. Entgegen der Meinung des Alten kannte er die Adresse der Muggelverwandten seines Sohnes, der ihm in dieser Woche so sehr ans Herz gewachsen war. Er hatte sich die Daten von Granger sogar noch bestätigen lassen... Um sich abzulenken war Lucius wieder einmal in den Garten gegangen, den seine Mutter so liebevoll angelegt hatte. Mit zahllosen Beeten voller wunderschöner Blumen, Orchideen vor allem, Lilien, andere Blumen, auch Rosen, doch nur sehr wenige. Er musste vergessen. Alles in ihm schrie danach, seinen Gefährten zu finden, doch er wusste nicht mal, wo er suchen sollte, ob er noch in Europa war, von England mal ganz zu schweigen. Gerade jetzt schien er aber ganz zufrieden zu sein, seine Angst war weggedrängt... Lucius setzte sich auf eine der Bänke, sein edler Gehstab neben ihm angelehnt, er beobachtete die Vögel. Er hatte eine eigene, kleine Eulerei. Ein Hobby von ihm. Er züchtete Edeleulen, die er manchmal, wenn ihm danach war, verkaufte oder verschenkte. Letzteres eher selten. Für eine Eule aus seiner Zucht musste man nämlich im Durchschnitt um die tausend Galleonen hinlegen. Sie waren edel und es waren magische Wesen, nicht nur einfache Vögel, wie man sie zu Hunderten in Wäldern fangen konnte. Doch dann, plötzlich, war es, als wäre in seinem Inneren ein schrecklicher Sturm losgebrochen. Da war wieder schreckliche Angst, die nach kurzer Zeit in absolute Panik umschlug. Dann folgte zu der Panik der Schmerz. Er selbst spürte nur das Echo, doch das allein reichte, um ihn fast in die Raserei zu treiben. Sein Gefährte musste in schrecklicher Gefahr sein! Er versuchte erneut, sich auf den Jungen zu konzentrieren, einen klaren Gedanken zu erfassen, aber da war nichts Deutliches, nur verschwommene, schreckliche Angst... Der Blonde merkte nicht, wie er nach einem weiteren Schmerzecho einfach umkippte, weil sein inneres Wesen mit den Gefühlen seines Gefährten vollkommen überfordert war und es zu viel zu plötzlich gewesen war. Eine panische Hauselfe brachte den Master schließlich ins Bett und teleportierte sich in seiner Verzweiflung zu Draco... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)