Der Jäger im Taxi von le_mouton (Law and Order: Special Victims Unit) ================================================================================ Kapitel 1: Verstärkung aus Boston --------------------------------- Früh am nächsten Morgen war Besprechung angesagt im Büro der Special Victims Unit Manhattan, kurz SVU. Det. Benson gab gerade wieder, was das Opfer des aktuellen Überfalls ausgesagt hatte: „Sie wurde ins Taxi gezogen von einem maskierten Mann. Der Fahrer war nicht maskiert, aber die Beschreibung des Opfers stimmt mit denen der anderen nicht über ein.“ „Das ist doch völlig verrückt“, unterbrach sie ihr Partner, Det. Stabler, „alle Opfer sehen denselben Mann, aber den Beschreibungen nach könnte man meinen, man hätte es mit drei verschieden zu tun.“ „Dank der Fingerabdrücke, die jedes mal am Lenkrad gefunden wurden, wissen wir, dass es sich um ein und die selbe Person handelt“, warf Det. Tutuola, ein weiteres Mitglied der SVU, ein. Det. Benson fuhr fort: „Sie wurde also ins Taxi gezogen, das Taxi fuhr einige Zeit durch New York und hielt schließlich da, wo es später aufgefunden wurde. Das Opfer wurde von dem maskierten Mann geschlagen und vergewaltigt. Der Fahrer ist noch vor der Vergewaltigung verschwunden; der maskierte Täter verschwand kurz nach der Tat.“ „Das haben die anderen beiden Opfer auch ausgesagt“, bemerkte Sgt. Munch, der Partner von Det. Tutuola. Det. Stabler liste die Fundorte auf: „Das erste Taxi wurde vor zwei Wochen in der 130. Straße West gefunden, das zweite vor einer Woche in der 119. Ost Ecke Third Avenue und das dritte letzte Nacht in der 158. West Ecke Amsterdam Avenue. Außerdem wissen wir, das alle drei Taxen gestohlen wurden.“ „Was leicht herauszufinden war, weil die Besitzer ihre Taxen als gestohlen gemeldet haben“, ergänzte Det. Tutuola. „Was haben wir sonst noch?“, fragte Capt. Craigon, Leiter der SVU. „Bei jedem Opfer wurde bei der gynäkologischen Untersuchung ein männliches, vermutlich vom Täter stammendes Schamhaar gefunden“, antwortete Det. Benson. „Die uns ohne Gegenprobe allerdings nichts nützen“, meinte ihr Partner und klang dabei ziemlich resigniert. „Fassen wir also zusammen“, begann Capt. Craigon, „die Täter stehlen ein Taxi, kidnappen eine Frau und fahren mit ihr irgendwo in New York City hin. Dort wird mitten auf der Straße geparkt, dann steigt der Fahrer aus und verschwindet. Sein Komplize beleibt zurück, vergeht sich am Opfer und verschwindet dann auch ohne eine Spur zu hinterlassen.“ „Gehen wir mal alles durch, was wir über die Opfer wissen, vielleicht finden wir so etwas über die Täter heraus“, machte Det. Stabler weiter, „das erste Opfer ist Officer Brenda Nealey, 25 Jahre. Sie ist Politesse und kontrolliert regelmäßig die geparkten Fahrzeuge östlich vom Central Park. Sie wurde während eines Kontrollganges überfallen. Das zweite Opfer ist Officer Diane Jones, 27 Jahre. Sie ist ebenfalls Politesse, arbeitet allerdings auf der anderen Seite des Central Parks. Sie wurde wie Officer Nealey während eines Kontrollganges überfallen. Das dritte Opfer heißt Angela Marklin, 42 Jahre. Sie ist Rechtsanwältin und der eine Teil der Kanzlei Marklin & Bloomhard. Sie wurde in der Nähe ihrer Kanzlei in das Taxi gezogen.“ Det. Benson seufzte und fügte hinzu: „Das ist alles was wir bis jetzt haben.“ „Zwei sind brünett und das dritte Opfer ist Blond. Die Haarfarbe ist also nicht das Problem“, sagte Sgt. Munch wie beiläufig, „ich habe hier etwas gefunden, das solltet ihr euch unbedingt ansehen.“ Er hatte nebenher im Internet nach ähnlichen Fällen in den umliegenden Bundesstaaten gesucht und war auf einen alten Zeitungsartikel gestoßen, der eine brisante Neuigkeit enthielt. Seine Kollegen scharten sich um ihn und sahen auf seinen Computerbildschirm. „Das gibt’s doch nicht!“, Det. Tutuola war völlig außer sich. „Wieso wissen wir nichts davon?“, fragte Det. Stabler, dabei deutete er auf den Bildschirm, auf dem über einem Artikel der Boston Times in großen Lettern „Der Taxivergewaltiger schlägt wieder zu“ stand. „Der Artikel ist drei Jahre alt“, stellte Det. Benson fest, „das bedeutet, dass die Täter von damals eine dreijährige Pause eingelegt haben und bei uns jetzt weiter machen.“ „Wir sollten uns mit den Kollegen in Boston in Verbindung setzen“, entschied Capt. Craigon, „vielleicht haben die Informationen über die Täter die uns bisher nicht bekannt sind. Am Besten rufe ich gleich dort an.“ Er verschwand in seinem Büro und griff zum Telefon. Im Büro der SVU in Boston waren die Mitglieder der Einheit gerade bei einer Besprechung bezüglich eines Falles – es ging um einen Highschoollehrer, der zwei seiner Schülerinnen sexuell belästigt haben soll -, den sie gerade bearbeiteten, als im Büro von Capt. McSinner das Telefon läutete. Er unterbrach die Besprechung, ging ins Büro und nahm den Hörer ab: „SVU Boston, Capt. McSinner.“ „Ihre Kollegen in New York City sind in der Leitung“, antwortete eine Frauenstimme. „Stellen sie durch“, sagte er und fragte sich im selben Moment, was die Kollegen in New York City wohl von ihm wollten. Nachdem die Warteschleife einer Stille gewichen war, meldete sich Capt. McSinner erneut und bekam diesmal Antwort von einem Mann: „Capt. Craigon von der SVU Manhattan hier. Wir haben in einer drei Jahre alten Ausgabe der Boston Times gelesen, dass Sie bereits mit dem Taxivergewaltiger das Vergnügen hatten.“ „Ja, das stimmt“, bestätigte Capt. McSinner, „seiner Zeit wurden fünfzehn Frauen in einem gestohlenen Taxi entführt und vergewaltigt, bis die Täter ganz plötzlich verschwanden. Seither hat man nichts mehr von ihnen gehört. Aber warum wollen sie das wissen?“ „Weil sie vor zwei Wochen in New York City wieder angefangen haben“, entgegnete Capt. Craigon. Sein Gesprächspartner glaubte sich verhört zu haben. Das konnte doch nicht war sein: Der Taxivergewaltiger trat wieder in Aktion und in Boston bekam man das nicht mit. Kurz entschlossen erwiderte er: „Ich schicke Ihnen einen meiner Leute. Lt. Kanegawa, der damals den Fall bearbeitet hat, wird Ihnen das gesamte Material zu dem Fall bringen und Sie bei den Ermittlungen unterstützen.“ Sie besprachen noch ein paar wichtige Dinge – unter anderem, dass Lt. Kanegawa mit seinem Dienstwagen nach New York City fahren würde - bis Capt. McSinner das Gespräch beendete und in das Großraumbüro zurückkehrte. Seine Leute sahen ihm deutlich an, dass etwas passiert war. Er wandte sich an Lt. Kanegawa: „Jamie, Sie gehen sofort in die Asservatenkammer und holen das gesamte Material zum Fall „Taxivergewaltiger“, anschließend machen sie sich auf den Weg nach New York City.“ Der Angesprochene sah ihn verwundert an und fragte: „Was ist denn los?“ „Der Taxivergewaltiger vergewaltigt wieder und zwar in New York City“, war die Antwort. Die anderen Mitglieder der SVU Boston waren entsetzt. „Das darf doch nicht wahr sein“, meinte Det. Calm, der Partner von Lt. Kanegawa, kopfschüttelnd. „Leider doch“, Capt. McSinner seufzte, er war genauso entsetzt über diese Tatsache wie seine Leute. „Also gut, dann mach ich mich mal auf die Socken“, Lt. Kanegawa verabschiedete sich und fragte beim hinausgehen noch, ob er seinen Dienstwagen nehmen dürfe. Sein Captain bejahte und fügte noch an, er habe alles bereits mit dem Leiter der SVU Manhattan abgesprochen. Lt. Kanegawa machte sich auf den Weg in die Asservatenkammer und holte das Material, das in Kartons verpackt war. Zwei Kartons trug er zu seinem Wagen, der ein schwarzer Buick neueren Baujahres war, stellte sie in den Kofferraum und fuhr los. Etwas später war er schon auf dem Highway Richtung New York City, währenddessen teilte Capt. Craigon seinen Leuten mit, dass Verstärkung aus Boston unterwegs war. Ein paar Stunden später herrschte im Großraumbüro der SVU Manhattan rege Betriebsamkeit. Der Captain telefonierte mit der stellvertretenden Staatsanwältin, die den aktuellen Stand der Ermittlungen wissen wollte. Die Detectives und der Sergeant bearbeiteten liegen gebliebenen Papierkram, als ein asiatischer Mann auftauchte, der zwei große Kartons vor sich her trug. Der Mann hatte kurzes, schwarzes Haar, Augen derselben Farbe und sah in seinem Anzug viel mehr wie ein Geschäftsmann aus denn wie ein Polizist, was er ohne Frage war. Einer der Detectives, ein Afroamerikaner, der kurzgeschorenes, schwarzes Kraushaar hatte und zu einer dunklen Jeans eine gleichfarbige Lederjacke trug – er wirkte beinahe wie ein Gangster -, bemerkte ihn als erster und sprach ihn an: „Können wir Ihnen helfen?“ „Wenn ich hier bei der SVU Manhattan bin, ja“, gab der Angesprochene zur Antwort, „ich bin Lt. Kanegawa von der SVU Boston.“ Die anderen hatten ihn nun auch bemerkt. „Dann sind Sie die angekündigte Verstärkung“, stellte die einzige Frau im Raum, eine Weiße, die schulterlanges, rotbraunes Haar hatte und in ihrer Bluejeans und dem blauen Oberteil jünger aussah als sie vermutlich war, fest. „Also ist das“, sagte der Detective, der der Frau gegenüber saß – ein weißer Mittvierziger im Anzug -, und deutete auf die Kartons, „das Material zum Fall „Taxivergewaltiger“?“ „Ganz genau. Ich soll Sie bei den Ermittlungen unterstützen“, erwiderte Lt. Kanegawa. „Die Kollegen in Bosten haben wohl zu wenig Arbeit, wenn sie es sich leisten können einen ihrer Leute auszuleihen“, bemerkte der Sergeant – ein Weißer ende Fünfzig im dunklen Anzug, der den Eindruck eines Oberlehrers machte -, der dem Afroamerikaner gegenüber saß, zynisch. Der Asiat sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an und meinte: „Bei uns in Bosten geht die Arbeit eben so wenig aus wie hier.“ „Lt. Kanegawa, gut, dass sie jetzt da sind“, begrüßte der Captain – ein kahlköpfiger Weißer ebenfalls im Anzug, der eher an den Vorstand eines Seniorenclubs erinnerte als an einen Polizisten - den Neuankömmling, während er sein Büro verließ; er hatte durch das Fenster gesehen, dass jemand gekommen war. „Ich bin Capt. Craigon und das sind meine Leute“, stellte er sich vor und deutete dann auf die Frau und den Mann der ihr gegenüber saß, „das sind Det. Benson und ihr Partner Det. Stabler.“ Dann deutete er auf den Afroamerikaner und den anderen Weißen und stellte sie als Det. Tutuola und Sgt. Munch vor. Lt. Kanegawa schmunzelte, das würde sicherlich noch interessant werden. Jedenfalls war er jetzt schon gespannt darauf, wie seine Kollegen so waren. Besonders Det. Benson hatte sein Interesse geweckt, denn sie kam ihm irgendwie bekannt vor. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)