Happy Christmas Trouble🍰❄⛄ von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: 1 Dezember --------------------- 1 Dezember The first act! »AUAAA!« brüllt PJ laut auf und reibt sich dabei mit zusammengekniffenen Augen das schmerzende Hinterteil, ehe sie sich eilig umsieht, um ihren Landeplatz einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Sie sitzt mitten in einem schwarzen Raum… Zumindest glaubt sie, dass es ein Raum ist, aber eigentlich sieht sie nur schwarz: keine Wände, keine Möbel, keine Menschen, kein nichts! Einfach nur schwarz! Ärgerlich beißt sich PJ auf die Unterlippe. Warum zum Teufel ist sie hier? Und viel wichtiger: Wo befindet sie sich hier?! Gerade, als sie den Beschluss fasst, sich einfach wieder hinzusetzen und abzuwarten, bis irgendwer sie aus diesem schwarzen Loch retten kommt, brüllt plötzlich jemand unter ihr wütend auf: »VERDAMMT PJ, BIST DU DAS?!? GEH AUF DER STELLE VON MIR HERUNTER!!!!!« sodass sie erschrocken von ihrem sprechenden Kissen herunterspringt, welches sich daraufhin ruckartig aufsetzt und den Staub von der braunen, zugeknöpften Bluse klopft. Perplex starrt PJ besagtes Sitzkissen entgeistert an: »MAYA?!? WAS MACHST DU DENN HIER?!?« Nun widmet Maya PJ wieder ihre volle Aufmerksamkeit, wobei sie sich nachdenklich an der Nase kratzt: »Dasselbe wie du… denke ich…<<< Mehr als ein unorginelles, langgezogenes »HÄÄÄÄÄÄÄÄH?!?« hat PJ nun auch nicht parat, doch noch bevor eine der Beiden die Konversation fortsetzen kann, werden sie von einem genervten Brummen unterbrochen: »Man Leute, könnt ihr nicht einmal leise sein? Wo sind wir hier überhaupt?« Verwirrt drehen sich beide zu der dritten Person herum, die plötzlich in diesem Raum aufgetaucht war, gelangweilt im Schneidersitz auf dem Boden hockend. Zeitgleich klappt den beiden die Kinnlade herunter: »JANA?!?« Stöhnend rekelt sich Jana und blickt dann anklagend zu Maya herüber: »Also was soll der Unfug hier schon wieder?« Zustimmend verdreht PJ die Augen: »Das wüsste ich auch gerne…« »….also habe ich i- ARGH VERFLUCHT WER HAT HIER SCHON WIEDER IRGENDEINEN PFOSTEN GEBAUT?!« flucht Mia wild los, als sie noch im Laufen in dieser Welt landet, nichts bemerkt und mit Karacho vors Ende des schwarzen Raumes rennt. »Und da kommt die vierte…«, brummt Maya trocken, wobei Mia sich einfach nur schlecht gelaunt grummelnd die Stirn reibt und fassungslos die Wand anstarrt: »Was ist denn bitte schön DAS hier?!« Seufzend legt Jana den Kopf schief: „Genau darüber machen wir uns ebenfalls gerade Gedanken. Ich persönlich bin mir noch nicht sicher, ob ich glauben soll, dass hierfür Julia verantwortlich ist, oder da-« »WAAAAAH!« Das gerade genannte Wah war deutlich von der fünften, gerade eingetroffenen Person zu vernehmen, die in genau diesem Moment von der Decke herab stürzt und Jana unter sich platt walzt. Just in diesem Zeitpunkt überschreitet Janas Laune den Keller und rasselt im Sturzflug hinab zum Erdmittelpunkt: »RUNTER VON MIR, WER AUCH IMMER DU BIST!!! MEIN GOTT, WER TANZT DENN NOCH ALLES AN?!?« »Hm…? Wo bin ich?« murmelt der Neuankömmling verschlafen, in seinem verwaschenen Hello-Kitty-Schlafanzug mit Katzenohren und reibt sich dabei müde die Augen, ohne dabei recht zu bemerken, dass ihn 4 verschiedene Augenpaare abwartend anstarren: »Und wer BIST DU?« Als sie die vielen Blicke, die sie regelrecht fest zu nageln scheinen bemerkt, springt sie reflexartig geschockt auf: »WAS IST PASSIERT?!?« überlegt es sich dann aber doch anders und wirbelt blitzschnell herum, um sich in gehockter Stellung auf dem Boden zusammen zu kauern: »Das war eindeutig zu viel Alkohol, Oh Gott, oh Gott, ich glaub ich hab einen Filmriss, ich weiß gar nicht, wie ich hier her gekommen bin!« Verzweifelt fährt sie sich mit der rechten Hand durch die langen, braunen Haare: »Das ist gar nicht gut, nein gar nicht…« Verwirrt beugt sich Jana zu Maya rüber: »Kennst du die?« Doch die zuckt auch nur mit den Schultern: »Nö, nie gesehen…« bevor sie sich fragend in der Runde umguckt. Alles bekannte Gesichter: PJ, Mia, Jana… Nur dieses Mädchen hatte sie noch nie gesehen. Was sie Julia wohl dabei gedacht hatte, sie einzufügen? »Also wer ist das jetzt?« wiederholt PJ sichtlich genervt die Frage, die sich die Mädchen wohl alle gerade stellen und mustert die kauernde Gestalt dabei von oben bis unten, die sich bei ihren Worten auch sogleich zu ihr herumdreht: »Ich bin Francis… aber… wo bin ich?« Verzweifelt schüttelt sie den Kopf, wodurch ihre braunen Locken in Wellen wild um sie herum fliegen: »Nein, das darf nicht wahr sein... Es war doch bloß ein Glas Wein! Wie kann man davon derart betrunken werden?« Ein schlechtes Gewissen macht in Maya breit, als sie das verzweifelte Mädchen, oder besser gesagt, die verzweifelte junge Frau, wenn sie genau hinsah, dort so panisch sitzen sieht. Am besten, sie klärt das alles hier so schnell wie möglich auf, andernfalls wird das hier vermutlich kein gutes Ende nehmen… Während sie in Gedanken ihre rücksichtslose Schwester innerlich verflucht und in die Hölle schickt, richtet sich Maya auf, geht zu der Frau und hockt sich vor sie hin. Sie ist vermutlich etwa Mitte 20, hätte aber auch locker als jünger durchgehen können, wenn in den Augen nicht so ein Schimmer liegen würde, wie bei allen Erwachsenen, den man merkwürdigerweise nicht ein einziges Mal in dem Blick eines Teenagers finden kann. Lächelnd streckt sie ihr die Hand hin: „Hey! Ich bin Maya, ‘kannst mich aber auch Wiesel nennen. Das da sind Jana, Mia und PJ, alle samt verrückte, aber liebenswürdige Hühner, mit guten Herzen« Grinsend deutet sie beim Reden mit der Hand auf die jeweils betroffene Person. Ihre aufgeregte Reaktion war berechtigt, wären die anderen Mädchen nicht schon einmal mit so einem Blödsinn von Julia konfrontiert worden, hätten sie bestimmt nicht anders reagiert… Sie hatte einfach zu kuriose, im wahrsten Sinne des Wortes einfach dumme Ideen und das schon seit dem Kindergarten! Wiesel kann sich noch gut daran erinnern, als sie das erste Mal in so einer ähnlichen Situation gelandet waren. Damals hatte sie einfa- »Freut mich, aber wo bin ich hier?« unterbricht Francis Mayas Überlegungen über ihre kleine Schwester, die sie dann mit einem Kopfschütteln vertreibt, so als würde sie eine lästige Fliege verscheuchen. Vorerst war es wirklich wichtiger, sich erst mal um die Aufklärung zu kümmern. »Wir sind in einer Fanfiktion…« beginnt sie, wird jedoch sofort von einem Schwall genervt aufstöhnender Aufrufe seitens der versammelten Mannschaft hinter sich unterbrochen. Mia ergreift als Erste das Wort: »Nicht schon wieder…« »Irgendwie wusste schon ich, dass jetzt sowas in der Art kommen würde« stimmt ihr Jana auch sogleich mit einem dezenten Nicken zu. Francis versteht, wie zu erwarten, noch immer bloß Bahnhof: »Wie in einer Fanfiktion? Aber wie…« Mitten in der Frage bricht sie ab, aber PJ schnappt sich noch bevor eine unangenehme Stille aufkommen kann wieder den Gesprächsfaden und beginnt zu erklären: »Also, du kennst doch Julia? Oder Ju, Groufie, Bloody, Bloodnight oder unter welchem Namen man sie sonst noch so kennt... Naja, jedenfalls hat sie ständig solche schrägen Ideen, wie zum Beispiel, ihre Freunde in eine Fanfiktion zu entführen, wo sie dann irgendwelche erfundenen Abenteuer von ihr beschreiten müssen. Du steckst gerade in so einem besagtem Projekt, aber keine Sorge, die Nervosität ist bald vorbei, jeder der in so etwas landet ist erst mal ein wenig von der Bahn geworfen« Verwirrt blickt sich Francis um: »Aber wenn das eine Fanfiktion ist, worum soll das ganze hier handeln? Hier ist nicht ein Gegenstand, Gegner oder sonstiges« Sofort blicken alle erwartungsvoll zu Maya herüber und legen unisono gespannt den Kopf schief: »Weißt du was?« Seufzend kratzt sich Maya am Hinterkopf: »Sie meinte, es wäre so eine Art Kalenderprojekt… Jeden Tag schickt sie einen von uns in einer andere Welt. Der betroffene verliert dabei für diesen Moment seine vollständigen Erinnerungen an sein bisheriges Leben, welche dann durch die seines Avatars in dieser Welt ersetzt werden. Nach der Rückkehr muss man dann von seinem Erlebnis erzählen, sie schreibt es auf und es wird auf Animexx veröffentlicht. So zählen wir gemeinsam die Tage herab, bis zum vierundzwanzigsten, also bis Weihnachten. Während einer auf Reisen ist, warten die anderen hier« Demonstrativ stemmt PJ die Arme in die Hüften: »Und warum ist hier nichts? Das ist doch unerhört!« »Tja, so sieht es eben in einer Fanfiktion aus, wenn man zu faul ist, die Landschaft zu beschreiben. Aber keine Sorge, sie meinte, mit der Zeit beschreibt sie ein bisschen mehr hier rein« erwidert Wiesel bloß grinsend und streckt ihr keck die Zunge entgegen. Beleidigt bläst PJ die Backen auf und lässt sich auf ihren Hintern fallen: »Warum hat Ju nur immer so dämliche Ideen? Das ist echt verdammt egoistisch… Und anstrengend« Grinsend lässt sich Jana neben ihr nieder: »Ja, aber irgendwie auch lustig. Aber zum Glück ist der Tag in ein paar Stunden schon rum, was bedeutet, das bald einer von uns urplötzlich verschwinden wird. Mal schauen, wen es als Ersten von uns trifft« Mia, die ihr Telefonat, welches sie geführt hatte, ehe sie hier landete, inzwischen schon längst wieder vergessen hat, da sie ohnehin keinen Empfang mehr findet, setzt sich ebenfalls dazu: »Da hilft wohl nur Abwarten und Tee trinken« Lächelnd schielt Maya zu Francis rüber. Offenbar ist der erste Schock überwunden… Hoffentlich vergeht die Zeit schnell… »Was sollen wir solange machen?« »Wie wär’s mit einem dieser Klatschspiele?« Vier perplexe Blicke starren Fancis mit heruntergeklappter Kinnlade an. Das ausgerechnet sie auf den Gedanken kommen würde, hatte keiner von ihnen gedacht, oder erwartet… Wie auch? Die anderen Erwachsenen kamen gar nicht erst auf so eine Idee. Aber die Überraschung war nicht negativ. Ein leises Schmunzeln schleicht sich auf Janas Gesicht. Scheint, als hätten sie es mit keiner arroganten, abgehobenen Erwachsenen zu tun. Dann konnten das ja wirklich noch lustige Zeiten hier im Keller, oder wo auch immer sie sich hier befanden, werden. Kapitel 2: 2 Dezember --------------------- 2 Dezember Easy Swimming Maya Seufzend kramte ich die Wohnungsschlüssel aus der brauen Handtasche und steckte ihn ins kleine, ein wenig zierlich wirkende Schloss. Ich wohnte nun schon seit gut einem Jahr in der Großstadt, weit weg von zu Hause, um zu studieren und vor einigen Monaten zog dann auch meine kleine Schwester zu mir, aber irgendwie habe ich mich noch immer nicht ganz an die fremden Verhältnisse gewöhnen können. Besonders wenn ich erst so spät, wie heute, Schluss habe und die U-Bahn beinahe überläuft vor drängelnder Menschenmasse. Gerade, als ich die Türklinke herunter drückte, drang ein markerschütternder Schrei durch die dünnen, nicht gerade schalldichten Wände, sodass ich augenblicklich meine Tasche fallen ließ und im Eiltempo die Wohnung stürmte: »WAS IST PASSIERT?!?« Doch noch ehe ich weiter nachhaken konnte, klappte mir auch schon fassungslos die Kinnlade herunter, angesichts des Chaos welches sich mir bot: während meine Schwester fröhlich seitwärts übers Sofa kullerte, schmuste eine ihrer besten Freundinnen mit einer Anti-Falten-Creme, beide das dritte Mädchen, dass sich gerade daran machte, am Kornleuchter hoch zu klettern, ignorierend. Guckernd schaukelte das Mädchen, welchem ihre Kletteraktion nun endlich geglückt war, mit dem Lampengestell hin und her: »Wir haben Nemo-Saufen veranstaltet! Man guckt sich Nemo an und jedes Mal, wenn der Name genannt wird muss man ein Glas Snaps auf EX trinken« Missbilligend bedachte ich sie mit einem vernichtenden Blick, ja meine Laune hatte wirklich ihren Kellerpunkt überschritten: »Ich weiß selbst sehr gut, wie Nemo-Saufen aussieht!« Tja, so kann das laufen, ist man bloß ein paar Stunden weg, findet man die Schwester mit ihren Freundinnen bloß noch im sturzbetrunkenen Zustand! In welchem auch bitte sonst, was kann man denn anderes machen, sobald die Aufsicht kurz nicht hin sieht?!? Genau, man macht ihr das Leben schwer! Kichernd rollte Julia an mir, über den Boden vorbei, nach dem sie schließlich von der Coach gefallen war und sang dabei fröhlich vor sich hin: »Einfach schwimmen, schwimmen, schwimmen…« //SO, DAS REICHT EINDEUTIG!!!!!!!!// »AUF DER STELLE RAUS AUS MEINER WOHNUNG, ODER ES GIBT ÄRGER UND ZWAR GEWALTIGEEEEEN!!!!!!!!« ------------------ Ja, genau so hatte Julias erste Berührung mit Alkohol in meiner Gegenwart ausgesehen… Wen wundert’s, dass ich nun, etwa eine Woche später hier in der Polizeiwache sitze, um irgendwelche Alkoholtests auszufüllen, bloß, weil ich meine Schwester von einer Party abholen wollte. Bzw. denke ich, dass es so war… genau genommen weiß ich das nämlich gar nicht mehr… Meine Erinnerungen enden just in dem Moment, als sie mir ebenfalls ein Glas in die Hand drückte und mir sagte, ich solle mich nicht aufregen, sondern einfach locker die Party genießen. DAS DURFTE DOCH NICHT WAHR SEIN!?! Wie hatte meine Rette-die-kleine-Teufelsverwandtschaft-vor-dem-interaktuellen-Drogenabsturz-Aktion nur so enden können?!? Doch noch bevor ich mich weiter aufregen konnte, wurde plötzlich mein Name aufgerufen und ich schreckte ruckartig auf. Vor mir stand ein großer, breitschultriger Mann in Polizistenuniform und runzelte ungeduldig die in Falten gelegte Stirn: »Würden sie mir bitte folgen?« »Äh, natürlich…« erwiderte ich eilig lächelnd und sprang hastig auf. Ich würde diesen Test durch und durch negativ abschneiden und dann nichts wie raus! Egal, ob ich ebenfalls bei der Polizei arbeite, mein Chef wird das hier niemals erfahren! Sicher nicht!!! Ich meine, wer kann schon derart nüchterne Gedanken im betrunkenen Zustand aufbringen, wie ich es gerade tat? Erneut wurden meine Gedanken unterbrochen, diesmal von Julia, selbst, die mir schief grinsend den Ellenbogen in die Seite rammte: »Hey, Sis, viel Glück!« Ich schenkte ihr einen innerlich fauchenden Blick, wobei meine Stimme vor Ironie nur so triefte: »Glaub mir, Süße, wir reden noch!« Selbstsicher betrat ich den Raum, auf alles gefasst u- »MAYA?!?« Panisch riss ich mich vom Anblick des Bodens los und starrte fassungslos meinen Vorgesetzten Herr Du-bist-ein-nutzloses-Objekt, äh ich meine natürlich Herr Kuschke an. DAS KONNTE NICHT WAHR SEIN!!!! WARUM NUR BIN ICH AUSGERECHNET HIER GELANDET?!?! »Das muss ein Missverständnis sein! Ich wollte die einzelnen Kandidaten der neulich aufgetretenen Ruhestörung sprechen nicht meine Protokollführerin!« zweifelte das Walross (ja, die Statur hatte er wirklich) den Anblick an, welcher sich ihm bot, doch noch bevor ich mir Hoffnung machen konnte erwiderte der Polizist neben mir kühl: »Nein, nein, ihre Buchführerin Frau Schmidt war ebenfalls Beteiligte des heutigen Geschehens« So was nennt man Verrat unter Kollegen, du verdammter Möchtegernbulle! Kapitel 3: 3 Dezember --------------------- 3 Dezember Crasher! Jana Genervt stöhnend wandte ich den Blick von dem Display meines Computers ab und schnappte mir mein lauthals schrillendes Handy. »Ja? Hallo? Wer da?« schnauzte ich sichtlich missgelaunt in den Hörer, aus dem mir dann jedoch bloß nur ein langgezogenes »Khe« entgegnet wurde, ehe sie tief Luft holte, um mit ihrem Redeschwall zu beginnen, der mich dann auch sogleich wenige Sekunden später völlig überrollte: »Wo zum Teufel bleibst du?! Ich steh hier mit diesem dämlichen Baseballschläger vor’ m Shoppingcenter mitten in irgend‘ nem Gebüsch! Die Tigers sind schon seit einer halben Stunde da, warten auf uns und du kommst noch immer nicht!!! Ich schaff das nicht alleine, die sind zu dritt, ich allein, also jetzt schaff gefälligst deinen Arsch hier her!!!« Ach stimmt ja, heute stand das Duell Crasher gegen Tiger an, womit wir uns für das Finale qualifizieren können, sollten wir gewinnen. Der Kampf sollte in einem Einkaufscenter gegen 22 Uhr abgehalten werden… Wie hatte ich das nur vergessen können? Naja, auch egal… »Ach komm, sei nicht so ein Lappen! Das sind bloß Tigers, egal wie viele die sind, gegen uns Crasher haben sie keine Chance! Ich hab gerade keine Zeit, musst wohl selbst ohne Hilfe aus deinem Busch kriechen…« brummte ich bestimmt und richtete meine Aufmerksamkeit wieder auf meinen Computer, angelte mir meine Maus und begann mich wieder Website für Website durchs Internet zu klicken. Meine Partnerin am anderen Ende der Leitung schnaufte hingegen empört auf: »Jetzt komm her! Ich brauche deine Hilfe! Jean wird auch ziemlich sauer, wenn er erfährt, dass du mich einfach hast hängen lassen!!!« Desinteressiert zuckte ich mit den Schultern, woraufhin mir dann allerdings wenige Sekunden später bewusst wurde, dass sie das bei einem Telefonat gar nicht sehen konnte und ergänzte daher noch: »Ist mir ehrlich gesagt ziemlich schnuppe, nur weil er unser Leader ist, heißt das nicht, dass ich Angst vor ihm haben muss oder so… Abgesehen davon, bin ich ihm nichts verpflichtet!« »Du bist sehr wohl verpflichtet! Als Mitglied der Crashers musst du machen, was er sagt, egal wa-« »Ja, ja, ich hab es geschnallt, ok? Aber hey, ich bin der Häcker von uns! An der Front habe ich nichts zu suchen und das weiß dein werter Herr Jean selbst ganz genau, mich wundert es überhaupt, dass er überhaupt auf die Idee kam, ich könnte jetzt antreten…« unterbrach ich sie und stopfte mir den Strohhalm des Pappbechers in den Mund, der nun schon seit etwa einer Stunde neben meiner Tastatur vor sich hin vegetierte, verzog allerdings sofort angewidert das Gesicht. Das Zeug war inzwischen eiskalt und bildete bereits Klümpchen… Okay, was hatte ich erwartet, nach einer Stunde? Wieder riss mich Elly ruckartig aus meinen Gedanken: »Na und? In der Schule prügelst du dich auch andauernd! Warum dann nicht mal Gebrauch von deinem Talent machen und bei den Kämpfen mitmischen? Du solltest nicht immer so versteift sein, mach dich locker und probiere mal etwas Neues aus! Abgesehen davon hetze ich dir sonst gleich Jean wieder auf den Hals und du weißt, wie er drauf ist, wenn sich jemand weigert, seine Befehle zu befolgen… Hey, sag mal trinkst du schon wieder dieses widerliche Zeug von Starbocks? Du weißt doch, dass du es immer vergisst und nicht einmal anfängst zu trinken, bevor es kalt wird! Hör gefälligst endlich auf, es zu kaufen, wie oft muss ich dir das noch sagen?!« Konnte sie jetzt auch noch Gedanken lesen, oder was? Aber besonders beeindruckt war ich davon auch nicht: »Wie gesagt, meine Antwort bleibt bestehen: von mir hast du keinerlei Hilfe zu erwarten« »Ich habe diese drei Stoffbären von Steif gekauft, die du schon seit drei Wochen immer anstarrst, wenn wir am Geschäft vorbeilaufen« »Tut mir, leid, falls das hier ein Bestechungsversuch werden soll: mein Bruder kaufte sie mir bereits vor drei Tagen« »Außerdem auch den ferngesteuerten Staubsaugroberta!« »Auch zu spät« »Zusätzlich noch eine ferngesteuerte Mikrowelle!« »Interessant, aber nö!« »Ein Gutschein für fünf Wochen kostenlos Eisessen im Café direkt um die Ecke!« »Ich lass mich nicht mehr bestechen! Ich habe mich verändert, die alten Tricks ziehen nicht mehr« »Und nun das Beste: eine riesige Modelleisenbahn, die sogar raucht und hupt!« »…« »Naaaaaa?« Ärgerlich biss ich mir auf die Unterlippe. Egal, was für gellende Protestschreie mein Stolz durch mein Hirn stieß, ich konnte einfach nicht anders: »Warum sagst du das denn nicht gleich, klar helfe ich dir, wir sind doch Freunde und Freunde helfen einander! Ich bin ziemlich beleidigt, dass du ernsthaft dachtest, du müsstest erst darum bitten. Hahahahaha! Pass auf, drei Minuten und der Held steht putzmunter vor deinem äh… ehrenvollen Ästgehäuse, um dich zu retten!« Sie kannte mich einfach viel zu gut… Seufzend kippelte ich mit dem Stuhl nach vorne, zog meinen Baseballschläger hinter dem Schreibtisch hervor und richtete mich ruckartig auf. Dann mal los, ab in die Schlacht! Auf in Richtung Eisenbahn! ------------ Grinsend stieß ich mit Elly im Schlepptau die Tür zum Einkaufscenter auf: »HEY, WIR SIND EIN DUO VON DER STRAßENGANG CRASHER!!! ICH GLAUBE, DASS ICH NICHT ERST ERKLÄREN MUSS, DAS WIR ZU DENEN GEHÖREN, MIT DENEN WIR FRÜHER NIE SPIELEN DURFTEN, ODER? ALSO VERZIEHT EUCH BEESER MAL GANZ SCHNELL, IHR ZIVILISTEN, WIR HABEN NÄMLICH ETWAS ZU KLÄREN MIT DEM TRIO VON DEN TIGERS! ZIEHT LEINE!!!« Ich musste mich nicht einmal wieder holen, da sprangen uns die Menschen schon eilig aus dem Weg: die Mädchen mit ängstlichen Gesichtern, die Jungen mit coolen Sprüchen, wie wir sollten uns gefälligst nicht so aufblasen, obwohl ihre Gesichter eine völlig andere Sprache sprachen. Nur eine kleine Gruppe aus drei Personen begann ebenfalls arrogant mit einem überlegenen Schimmer in den Augen zu grinsen und ging uns nicht aus dem Weg, sondern kam stattdessen lachend auf uns zu. Auf meine Erfahrung hätte ich in diesem Moment locker verzichten können, denn nicht nur an ihrem Auftreten, sondern auch an ihren muskulösen, breitschultrigen Gestalten und ihrer Kleidung konnte man sie wunderbar als das Tigertrio ausfindig machen, ganz abgesehen von den kleinen schwarzen Tigertattos, die auf ihren Stirnen prangten. »Erst lässt er uns warten und dann schickt er uns auch noch das hier? Zwei kleine Mädchen mit Baseballschlägern? Will sich dieser eingebildete Jean etwa über uns lustig machen?!« brummte ein Schwarzhaariger aus dem Trio mit vor Wut glänzenden Augen. Wütend ballte ich die Hände zu Fäusten: immer dasselbe dämliche Klischee: sobald man mich, ein kleines, unscheinbares Mädchen, wenn auch mit großer Klappe sah, begangen sie die Kämpfe nicht mehr ernst zu nehmen und verspotteten mich! Darum hasste ich es auch derart bei diesen nervigen Bandenkriegen direkt an der Front zu kämpfen. »Ich denke eher, dass euer- wie hieß er noch gleich? Bedauerlicher weiße habe ich den Namen eures Leaders schon wieder vergessen… Naja, egal, ihr wisst wer gemeint ist- die Situation ziemlich unterschätzt, ich meine, wir sind von den Crashern, der gefürchtetsten Bande im Umkreis und er schick solche Volldeppen zum Kampf?« konterte Elly blaffend auch sofort, worauf hin ich mir jedoch noch stärker auf die Unterlippe biss. Ich empfand es als fast genauso nervig, mich hinter dem Namen meiner Gang zu verstecken, bloß weil sie berühmt waren, wie die lästigen Vorurteile, die mich Schritt auf Tritt zu verfolgen schienen. »Lass uns diese lästige Diskussion einfach beenden und sie endlich plattwalzen« stellte ich offen genervt von der Situation klar, riss meine Augen vom Boden los und blickte den drei Idioten mit so viel ausgestrahlter Langeweile und Eitelkeit entgegen, wie ich aufbringen konnte. »Du verdammtes Miststück-…« Gut, das war nun also die inoffizielle Aufforderung anzugreifen, auf die ich gewartet hatte. Schwungvoll schleuderte ich ihnen meinen Baseballschläger mit voller Wucht entgegen, sodass er kreiselnd auf den mittleren Mann zu flog, ihn schlagartig am Kopf traf, er etwa einen Meter rückwärts geworfen wurde und gegen irgendwelche unbedeutenden Passanten prallte, die er hemmunglos unter sich vergrub. Doch statt teilnahmslos daneben zu stehen setzte ich mich im Höchsttempo in Bewegung, rannte auf die anderen beiden Männer zu, stieß mich kurz vor ihnen mit dem rechten Bein vom Boden ab, sprang durch die Luft, wirbelte dabei herum, zog das linke Bein nah an meinen Körper in angewinkelter Stellung heran und trat einem der beiden niederschmetternd mit meinem Absatz gegen dessen Stirn, wodurch er lockere zwei Meter seitwärts zu Boden gekickt wurde. Das abrupte Knacken und der entsetzet Aufkeucher neben mir bestätigte meine Vermutung, dass Elly nicht lange gefackelt, sondern dem dritten und letzten Mann ihren beliebten, direkten Faustschlag auf die Nase verpasst hatte, bei dem der Nasenknochen gar nicht anders konnte, als gnadenlos zu zersplittern. »Du kämpfst noch genauso, wie früher« »Du auch… Generell, du hast dich kein bisschen verändert« »Mag sein… Bekomm ich jetzt die Eisenbahn?« »Ja, ja… aber warte, ich nehme meine Worte auf der Stelle zurück!« »Hm? Wieso, welche?« »Was deinen Hang zu Spielzeug betrifft, hast du dich verändert: du bist sogar noch schlimmer geworden!« »Ich nehme das als Kompliment« Kapitel 4: 4 Dezember --------------------- 4 Dezember Alone in school Part 1 PJ Lachend setzte ich den Stift ab und blickte strahlend aufs fertige Plakat zu meinen Händen: »Endlich! Das Schularbeiten auch immer so lange dauern müssen…« Kopfschüttelnd blickte ich zum Fenster nach draußen, wo die Sonne sich bereits langsam dem Untergang neigte und ihre rotes Kleid hinter sich her zog, sodass der Himmel in all seinen rot, orangenen Fassetten aufleuchtete. Wie sagte man doch so schön? Die Engel backten Plätzchen! Grinsend richtete ich mich auf, wobei mein Stuhl quietschend zurück geschoben wurde. Es war spät, am besten ich machte mich schnell auf die Socken, den Bus würde ich zwar ohnehin nicht mehr bekommen, dafür war ich schon zu spät, aber wenigstens wollte ich nicht in der Schule eingeschlossen werden. Warum zum Teufel hatte ich auch diese dämliche Angewohnheit, alle Hausaufgaben noch in der Schule zu beenden, bevor ich nach Hause ging? Zielstrebig steuerte ich die Tür des Klassenzimmers an, trat hinaus, ging zur Eingangstüre, zog daran und… erstarrte. //Nein, das darf nicht sein!// Ich zog ein zweites Mal dran… nichts tat sich. »SCHEIßE!!!« brüllte ich lauthals, zog noch einmal daran, und nochmal und nochmal und nochmal und… Es war und blieb abgeschlossen… Das durfte doch nicht wahr sein! Was sollte das, ich meine… das ist Mobbing! Und zwar höchsten Grades! …. Pah! Als ob ich mich von so etwas einschüchtern lassen würde! Lachend rieb ich mir die Hände »Du kannst was erleben, du Mobbertür, warte es nur ab!« und stürmte vor und rammte mit voller Wucht mit der Schulter die Tür, welche daraufhin bedenklich zu Beben begann, jedoch keinerlei Anstalten verursachte, sich auch nur ein kleines Stückchen aus ihren Angeln zu bewegen, aber so schnell gab ich mich nicht geschlagen, ich war immerhin ein Otaku! Keuchend ließ ich mich zu Boden sinken. Ich musste es einfach einsehen: die Tür wollte und konnte nicht aufgehen, egal, ob ich mich nun mit vollem Gewicht vorwärts draufschmiss, mit Stühlen dagegen hämmerte, sie mit Tischen bewarf oder sonst einen Zirkus veranstaltete. Schlimm genug, das die Sonne inzwischen vollständig hinterm Horizont verschwunden war, aber nein, ich würde auch noch wohl oder übel in der Schule übernachten müssen… Ohne Empfang… Allein… In der Dunkelheit… »DAS IST DOCH UNFAAAAAAAIR!« schrie ich schluchzend in die Dunkelheit und begann wild drauf los zu heulen. //Jetzt sei endlich still, wir müssen uns konzentrieren, das ist, als ob wir auf einer gestrandeten Insel gefangen sind, also geh die Überlebenstipps durch: was muss man als erstes machen?« stauchte mich meine innere Stimme scharf zusammen, woraufhin mir ein vergnügtes »Kyooooki!« entschlüpfte. Stimmt ja, ich habe noch meinen schizophrenen Mitbewohner, als war ich doch nicht ganz allein! Zum ersten Mal in meinem Leben war ich froh darüber, dass ein kleines Mädchen in meinem Hirn saß und gemeinsam mit mir um die Steuerung des Körpers Tauziehen spielte. »Gut… Als erstes sucht man Wasser!« Schnell warf ich der Toilettentür gleich neben dem Eingang einen flüchtigen Blick zu, ging darauf zu und zog. Abgeschlossen! Gut, dann erstmal auf ins Sekretariat! Glücklicherweise ließ sich die abgeschlossene Holztür zum Sekretariat leicht eintreten und ich kramte kurzer Hand einfach alle Schlüssel, die in der obersten Schublade im Schreibtisch lagen heraus, mit dem Gedanken, dass der Richtige schon dabei sein würde, was dann auch der Fall war, leider allerdings nicht der für die Eingangstür. Nicht einmal der Notausgang war offen. »So eine f*** Sche-« //Na na, nicht fluchen, hier!// Brummend wirbelte ich auf dem Absatz herum »Ist ja gut, ist ja gut!« als mein Blick plötzlich auf die Tür, ganz hinten an der Wand des ersten Klo Raums fiel. Angeblich war das ja die Rumpelkammer der Putzfrauen… mal sehen ob das stimmt… Der erste Schlüssel passte nicht, auch der zweite wollte sich nicht so wirklich herum drehen lassen, doch beim dritten hatte ich endlich Glück: das Schloss klackte mühelos auf. Wie bei einem Horrorfilm, schwang die Tür langsam knarzend, begleitet von einem spannungssteigernden Trommelwirbel, den Kyoki in meinem Inneren veranstaltete. Neugierig lugten wir an dem Rand der Tür vorbei und… Wurden von einem schwarzhaarigen, großen Mann mir nichts dir nichts plattgewalzt, der mit einem erschrockenen Aufkeuchen den Halt durch die Türe in seinem Rücken verlor. //Ein niederschmetternder Erfolg…// sprach Kyoki auch sogleich den ersten Gedanken aus, der auch mir gerade in den Sinn kam. ----------------- »Tud mir leid, ich wollte dich nicht… unter mir begraben…« stellte der Mann mit ruhiger Stimme klar und robbte dabei bestimmt von mir herunter. Mit hingegen blieb das Herz beinahe stehen. Diese Stimme… sie klang fast… Nein, das konnte nicht sein! Hastig drehte ich den Kopf herum, wanderte mit den Augen immer höher… und ließ meine Kinnlade baff herunterklappen: //Uuuuoh! Sieh nur da sitzt er! Leibhaftiiiiiiiig!!!!!// Ein begeistertes Quietschen entglitt mir, woraufhin er verwirrt die Stirn kraus zog: »Eh, wie bitte? Hast du etwas gesagt? Ich habe dich akustisch nicht… Sag mal sabberst du?« Kapitel 5: 5 Dezember --------------------- 5 Dezember Alone in School Part 2 PJ Irgendwie war es ja klar gewesen, wie meine Reaktion nach dem ersten überwundenen Schock aussah, ich meine, was erwartet ihr, natürlich renne ich panisch kreischend im Kreis, was denkt ihr eigentlich von mir? Ehm, naja, jedenfalls, wie bereits erwähnt düste ich schreiend um meine eigene Achsel, während der mir am Boden hockende Law mit einem ein wenig unoriginellen: »Eh…?« mit herunter geklappter Kinnlade zu sah. Oh, Gott, Law mit heruntergeklappter Kinnlade! Ein Moment, der sich unbedingt lohnt fest gehalten, zu werden, ich meine Hallo? Das ist Trafalga Water D. Law!!! Den sieht man nicht alle Tage, vor allem nicht mit heruntergeklappter Kinnlade, ja? Doch gerade, als ich bereits aufgeregt begann in meiner Tasche auf der Suche nach meinem Handy zu wühlen, packte er plötzlich meinen Arm mit beiden Händen und zog ihn ruckartig heraus: »Hey, keine Fotos, ok? Abgesehen davon ist mein Name ich Taf- ach wie auch immer, ich bin Jemy! Einfach nur Jemy, gehe auf diese Schule und übernachte seit einiger Zeit jede Nacht im Abstellraum, weil ich von Zuhause weggelaufen bin, gut? Also komm wieder runter und entspann dich« Auch wenn er sich nun doch als ein einfacher Lawklon herausgestellt hatte spürte ich, wie mein Herz bei der Berührung seiner großen Hände auf meinem Armgelenk pulsierend schneller schlug, sodass mir der ungewöhnlich schnelle Rhythmus meines Herzens bis hinauf zu den Ohren pochte, durch welche unruhig das Blut rauschte. Nicht, weil er meinem langjährigen Schwarm aus One Piece derart ähnlich sah, sondern einfach bloß weil ich es genoss: seine rauen Fingerkuppen, die sanft über meine Haut strichen und doch zu gleich so weich waren, dass sich die Härchen an meinem Arm ruckartig aufstellten, der sanften Berührung begierig entgegen streckend. Um ihn nicht ansehen zu müssen wandet ich den Blick ab, ließ ihn durch den Raum schweifen und… blieb damit ruckartig an dem verzierten Metallgegenstand hinter seinem Rücken haften, worauf hin mit augenblicklich die Geschocktheit ins Gesicht geschrieben wurde: »D… du… du schleppst ein Katana mit dir herum?!?« Die romantische Atmosphäre, die ich bis gerade eben verspürt hatte war so schnell wieder verschwunden, wie sie auch gekommen war. Schnell folgte er meinem Blick und kratzte sich dann verlegen am Hinterkopf: »Ähm, nein, das ist bloß eine Attrappe, die ich im Kunstunterricht gebastelt habe… Sieht leider bloß im dunklem Licht echt aus« »Nein, das finde ich nicht, selbst wenn ich genau hinsehe, könnte ich es von keinem echten unterscheiden!« wiedersprach ich ihm kopfschüttelnd, worauf hin er jedoch schallend lachend den Kopf in den Nacken warf: »So? das ist lieb von dir, aber hast du denn überhaupt schon mal jemals ein echtes Katana gesehen?« Beleidigt blies ich die Backen auf: »Natürlich! Schon ziemlich oft sogar!« Kritisch runzelte er die Stirn: »Ach ja? Sicher? Animes, Mangas oder Filme zählen da nicht!« Klar hatte ich auch im realen Leben schon einmal ein Katana gesehen! Zum Beispiel als… Moment… Ich habe wirklich noch keins gesehen! Grinsend schüttelt er den Kopf: »Komm mit, ich zeig dir eins!« Ohne meine Antwort ab zu warten sprang er auf, packte meine Hand und zog mich hinter sich her, die Treppe hinauf. Scheiß egal, ob dieser Kerl, wenn man ihn erst mal näher kannte Law so gar nicht ehr ähnlich zu sein schien, oder ich mir eigentlich hätte unglaubliche Sorgen machen sollen, weil ich Gott verdammt noch mal in dieser dämlichen Schule fest saß, im Augenblick zählte bloß eins: dass er bei mir war. Ich war einfach unglaublich froh, hier bei ihm zu sein, ob ich ihn nun zum ersten Mal in meinem Leben sah, oder nicht, oder dass das auch bedeutete, dass ich froh sein musste, hier eingesperrt zu sein, war dabei nicht von Bedeutung. Generell schien mir alles in diesem Moment völlig Bedeutungslos. War es das, was man Liebe auf den ersten Blick nennt? Eilig schüttelte ich den Kopf. Nein, verliebt war ich sicher nicht in ihn… aber scharf war er trotzdem! Aber vielleicht kann das ja noch kommen, wer weiß, was die Zukunft so bringt. Kapitel 6: 6 Dezember --------------------- 6 Dezember Kill him? Part 1 Francis Drohend knarzten die Planken unter meinen Füßen, als ich eiligen Schrittes über das Deck der Sankta Marien marschierte, stets darauf bedacht einen distanzierten, abweisenden Blick auf zu setzen. Inzwischen fiel mir das nicht einmal mehr schwer, genauer gesagt schien es mir eher fremd, du lächeln, lachen oder eine sonstige Emotion zu zeigen. Das Meer hatte mich abgehärtet, verändert, stärker gemacht und mir Freiheit gegeben… Exakt das, warum ich mich für die Piraterie entschlossen habe und nun hier auf und ab laufe. »Na, lassen wir wieder mal den Vize raushängen? Nimm das doch alles mal ein wenig lockerer, hm?« lachte Jin kopfschüttelnd und klopfte mir dabei freundschaftlich auf die Schulter, woraufhin ich mich fauchend losriss: »Na und? Auch wenn ich mir keinerlei bindenden Gesetze halten muss, bin ich durchaus der Meinung, dass auch in der Piraterie ein wenig Ernst gut tut, du solltest mehr auf der Hut sein, Kommandant!« Beleidigt zog Jin eine lange Schnute: »Du weißt genau, dass ich die Bezeichnung Kommandant nicht mag, das klingt so unpersönlich, bleib doch einfach bei Jin, wie früher auch. Abgesehen davon, lass endlich diese gewählte Ausdrucksweiße, du bist Francis, ok? Keine reiche, französische Gouvernanten Tochter mehr« »Das heißt aber noch lange nicht, da-…« »HEY LEUTE, DA IST EINE KLEINE NUSSSCHALE, DIREKT AUF DREI UHR!!!« unterbrach die Krähe von oben aus ihrem Mast heraus unsere kleine Zankerei und deutete dabei mit ausgestrecktem Arm aufs offene Meer direkt vor uns. Eilig riss ich mich von Jin los und stürmte wie auch der Rest der Mannschaft der sich an Deck befand zur Reling, während die Penntüten, die irgendwo in den Kojen rumgammelten mit verschlafenen Augen durch die Luke an Bord krabbelten. Tatsächlich schwamm dort ein kleines Rettungsboot, einige Meter vom Rumpf unseres Schiffs entfernt, im Wasser. Erst beim zweiten Hinsehen sah ich den Jungen, der dort ruhig im Schneidesitz hockte und emotionslos zu unserer schwarzen Flagge aufschaute. Nichts, was sich wirklich lohnte, aber dennoch, vielleicht war es ja ein Schiffbrüchiger oder so und wo es Schiffbrüchige gab, gab es auch immer ein gesunkenes Schiff, was schon mal durch aus interessant sein konnte und seiner eleganten Kleidung nach zu urteilen kam er nicht von schlechten Eltern. Schwungvoll wirbelte ich herum und wandte mich an de Käpt’n, welcher lautlos hinter mir aufgetaucht war, so wie er es immer tat: »Ihre Befehle, Sir! Er könnte wertvolle Informationen besitzen« Grinsend legte er den Kopf schief und sah mich mit seinen Kayal umrundeten Mandelaugen an: »Ich übertrage jegliche Verantwortung in diesem Punkt dem ersten Vize« Gut, dann war das ja geklärt! Ruckartig richtete ich mich wieder in Richtung Meer: »HOHLT DOE REUDIGE LANDRATTE AUGENBLICKLICH AN BORD!!!« Mehr aus Respekt meiner Position gegenüber, als dem Sinn meiner Worte heraus, ließ sich das niemand der Crew zwei Mal sagen, sondern setzten sich eilig in Bewegung um wild übers Schiff hin und her zu wuseln. Klar, sprangen jetzt nicht 20 Mann gleichzeitig vom Schiff, um das kleine Holzgestell zu kentern. Stattdessen versuchten wir es ganz gesittet, ich meine, wohin sollte er alleine denn schon fliehen? Zusätzlich war er von adeliger Herkunft, die meisten von der Sorte wissen nicht einmal, wie man sich alleine ankleidet. Im hohen Bogen warf Jin ihm eine Strickleiter zu: »HER MIT DIR DU MAKRELE!!!« worauf die Mannschaft in lautes Gelächter ausbrach, bis Ben gurgelnd hin zu fügte: »Wobei, wenn er wirklich so gut schmeckt würde ihn nur zu gerne um sein süßes Fleisch berauben« Konnten sich diese Hunde nicht einmal zivilisiert benehmen? »RUHE GEFÄLLIGST IHR SCHMIRIGEN HUNDE!!!« Wenn man es genau sah, verhielt ich mich jedoch nicht wirklich besser, als sie, doch noch ehe ich mir weiter den Kopf dazu zerbrechen konnte, ragte plötzlich ein schwarzer Strubbelkopf am Rand des Bugs auf, bevor der ganze Junge sich mit einem müden Keuchen hochhievte, sich auf den Boden fallen ließ und dann desinteressiert zu mir aufblickte: »Ist die Anzahl der Verbrecher etwa bereits so drastisch gesunken, dass sie nun auch Frauen nehmen? Die spanische Eliminierung scheint ja tatsächlich allmählig Früchte zu tragen« Ich konnte nicht anders, als ihn fassungslos anzustarren. Was erlaubte er sich? War der des Lebens Wahnsinn, oder wie? Hatte er denn gar keine Angst? Welcher noch so dämliche Idiot klettert auf ein Piratenschiff und gibt dann bloß ein gelangweiltes Kommentar zur Ausrottung der Banditen ab? Eine einfachere Weiße Selbstmord zu begehen ist ihm wohl nicht eingefallen. Langsam zwang ich mich zur Ruhe. Auch wenn ich den Mistkerl am liebsten gleich einfach wieder von Brod gekickt hätte, was auch dem mitleidigen Raunen der Crew nach zu urteilen auch jeder erwartete, musste ich mich dennoch nach außen hin gelassen zeigen. Ich hielt zwar nicht viel von meinem Vater, aber es gab Momente in denen er durchaus Recht hatte, wie zum Beispiel in diesem Augenblick: »Egal, wie sehr die Wut in dir kocht, beweise ihm deine Überlegenheit! Du bist etwas Besseres, also lasse dich nicht auf sein Nivea herab und komme ihm bloß mit gespielter Langeweile entgegen« Ok, ich war vielleicht weder besser als er, noch als die Crew, aber ihm dennoch auf diese Art entgegen zu treten schien mir als die bestmöglichste. Außerdem machte er doch in gewisser weiße dasselbe. Grinsend beugte ich mich vor und umpackte sein Kinn grob mit der rechten Hand: »Anscheinend bist du ja ein ziemlicher Komiker, aber glaub mir, wenn ich will bin ich auch ziemlich komisch, allerdings glaube ich, dass du darüber am wenigstens zu lachen haben wirst« Auffordernd legte er den Kopf schief: »Soll das eine Drohung sein?« Was genau fand der Kerl nur so toll daran, mich derart zu Weißglut zu bringen?!? Lachend verstärkte ich meinen Griff: »Ja, offenbar sind wir noch ein ziemlicher Blitzmerker, was?« »Ich habe kein Angst vor dir« erwiderte er bloß und ich musste meine ganze Selbstbeherrschung zusammenkratzen um ihn nicht auf der Stelle eine mit voller Wucht zu scheuern. Was sollte das hier? Manchmal wäre die gute alte Erziehung angebracht… Früher hätte ich niemals auch nur daran gedacht, jemanden zu schlagen, bloß weil er mich gewaltig auf die Palme bringt, der Piratenjob hatte mich wirklich verändert. Drohend lächelnd beugte ich mich noch ein wenig vor: »Es gibt Momente, da wäre so ein bisschen Angst angebracht« Kapitel 7: 7 Dezember --------------------- 7 Dezember Kill him part 2 Francis Inzwischen war es nun schon eine Woche her, dass wir den arroganten Schnösel aus seinem Boot gefischt haben, doch er hat rein gar nichts ausgespuckt, die ganze Zeit über. Darum entschlossen wir uns schließlich ihn zu behalten und in der Küche zu schuften lassen, bis sich irgendwer genug für ihn interessierte, um Lösegeld zu bezahlen, damit er uns, wenn wir ihn nun schon an der Backe haben etwas nützt. Leider musste ich die Wache, auf ihn aufzupassen übernehmen uns so kam es also, dass ich mitten in der Nacht, bis auf die Krähe schlief bereits der letzte Rest der Mannschaft, nun vor seinem kleinen Zimmer hockte, welches mehr einem Verließ als alles andere glich und gelangweilt Löcher in die Luft starrte. »Keine Sorge ich laufe schon nicht weg, du kannst deinen Babysitter Posten also ruhig verlassen… Wohin sollte ich schon fliehen? Hier ist nichts, außer Wasser und du glaubst doch nicht tatsächlich, ich würde die Strecke von hier bis zum Festland schwimmen, oder?« unterbrach der Gefangene hinter mir meine Gedanken, denen ich bis gerade eben nachgegangen war mit seiner üblich, gelangweilten Stimmfarbe. Ein leises knarzen der Holztür, die uns trenne war zu verhören und sagte mir, dass er sich ebenfalls mit dem Rücken gegen die Tür gelehnt hingesetzt hatte. Seufzend legte ich den Kopf schief: »Meinst du, ich mache das freiwillig? Das ist ein Befehl vom Chef, klar? Ich selbst halte das ebenfalls für ziemlich albern, selbst, wenn wir uns an Land befänden wärst du nicht fähig genug, zu fliehen« »Wenn du meinst« Wütend biss ich mir auf die Unterlippe. Was hatte dieser Blödmann nur, dass er mich selbst in diesem Zustand noch immer verspottete? Wie konnte man bloß so arrogant sein? Noch ehe ich mir versah, verlor ich plötzlich die Kontrolle, sprang auf und riss die Tür auf: »LASS DAS ENDLICH KLAR?!? ZEIG GEFÄLLIGST IRGENDEINE EMOTION!! WARUM ZWINGST DU DICH SELBST JETZT NOCH ZU DIESER STÄNDIGEN MASKE?!?« Verblüfft sah er zu mir auf und lehnte sich zurück: »Welche Maske? Aber jetzt ist es ohnehin egal…« Müde aufstöhnend stützte er sich auf seinem Knie ab, ehe er sich langsam aufrichtete und mir nun in seiner vollen Größe gegenüberstand. Ich musste meinen Kopf in den Nacken legen, um sein Gesicht zu sehen… Warum zum Teufel war mir das nie aufgefallen? Doch noch bevor ich reagieren konnte, war plötzlich alle Trägheit aus ihm verschwunden, wie eine Katze buckelte er ein wenig, sprang vor und presste mich mit voller Wucht gegen die Wand, sodass die Dielen an meinem Rücken bedächtig zu Knarzen begannen. Auch ohne hin zu sehen wusste ich, dass das kalte Metall, welches an meine Kehle gepresst wurde ein Messer sein musste. Sein warmer Atem strich über meine Wange und hinterließ eine Gänsehaut. In dem Versuch vor ihm zurück zu weichen presste ich mir noch mehr an die Wand: »Was soll das hier werden?« Grinsend legte er den Kopf schief: »Eine Meuterei, MyLady« Pah! Da glaubte er doch ernsthaft, er hätte eine Chance gegen mich! Ruckartig, zog ich mein Knie an und rammte es ihm mit voller Wucht in den Magen, sodass er sich würgend nach vorne beugte und seinen Griff lockerte, was ich sofort nutzte, mich losriss und ihm mit einem eleganten Schlag gegen die Schultern von mir weg zu schupsen, doch leider fing er sich schnell, taumelte wenige Schritte rückwärts und richtete sich dann in leicht gebückter Stellung wieder auf. Seine Haltung glich der eines Panthers, kurz vor dem entscheidenden Sprung. Erst jetzt hatte ich freien Blick auf seine Waffe. Es war kein kleiner Dolch, so wie ich ursprünglich angenommen hatte, sondern ein langer glänzender Säbel, mit einer beeindruckenden Schneide. Schon allein seine Haltung, wie er die Klinge hielt, versprach auf einiges Können und viel Übung. Es war sofort klar, dass er keines Wegs der untalentierte Bengel war, für den ich ihn ursprünglich hielt. Dennoch, man nannte mich nicht umsonst den Dämonen der Meere. Damit er nicht den ersten Schritt wagen und sich somit einen Vorsprung verschaffen konnte, preschte ich mit meinem erhobenen Säbel nach vorne und erzielte einen präzisen Schlag mit der rechten, den er jedoch gekonnt zu parieren wusste. Verdammt, warum hatte ich bloß meine Pistole in meiner Kabine liegen gelassen? Es war ein fataler Fehler gewesen, ihn nicht ernst zu nehmen… Mein kurzes Zögern, als ich von dem Schwung, den ich genommen hatte noch wenige Zentimeter vor getaumelt war, nutze er für sich, da er es jedoch nicht rechtzeitig schaffen würde, seinen verhakten Säbel von dem meinen zu lösen, ließ er mit der linken Hand einfach den Griff los, holte aus und schlug mit der nu freien, geballten Faust zu, einen genauen Treffer auf mein ihm geradezu entgegengerecktes Kinn. ------------------ Stöhnend hob ich den Kopf an und blickte auf das offene, unendlich erscheinende Meer hinaus und auf die seichten Wellen, die sanft am Bug unseres Schiffes hinaufleckten. »Ich wusste ja, das du nicht wirklich viel in der Birne hast, aber dass du derartig hohl bist, hätte ich nun auch nicht erwartet« brummte ich schlecht gelaunt und zog meine Knie bis zum Kinn an. »Ich finde es eher verwunderlich, wie deine Ausdrucksweiße immer wieder von elegant zu rüde hin und her wechselt« erwiderte er ruhig und ruderte weiter, ohne auch nur auf meine Beleidigung ein zu gehen. Wieder kochte die Wut in mir hoch. Nicht nur, dass mein ganzer Kiefer wegen diesem Mistkerl schmerzte, was das Zeug hielt, ich gefesselt und geknebelt auf dieser kleinen Nussschale aufgewacht war, nein er wagte es noch immer mich zu verspotten und dachte nicht einmal daran diese gekünstelte Art ab zu legen. Was fiel ihm ein? Selbst jetzt! Er ging mir auf den Zeiger mit diesem gespielten Dessinteresse. Was sollte das?!? Konnte er mich nicht einfach gleich verhöhnen, auslachen oder anbrüllen? Das alles hätte mich in keinster weiße derart auf die Palme gebracht, wie dieses nervige Getue! »Jetzt spuck endlich aus, was das soll! Und überhaupt, wofür hast du mich bitte mitgenommen? Wenn du schon fliehst, dann pack einfach deine Sachen und verschwinde aber lass mich daraus, mein Klabautermann noch mal!!!« brüllte ich hemmungslos, woraufhin die Möwen über unseren Köpfen fröhlich zu gackern begannen. Ja, sollte mich das Vogelvieh doch auch noch auslachen, wer tat das denn gerade bitte nicht?!? Ach man, es gab so vieles, was mich an ihm aufregte, aber das würde ich ihm ganz bestimmt nicht auch noch ins Gesicht brüllen, er lachte sich doch ohnehin schon genug leise ins Fäustchen! Lächelnd legte er den Kopf schief: »Weil ich dich amüsant finde« Eh? Wie jetzt? Das…? Das…? Häh? MEINT DER DAS JETZT ERNST?!?!?!?!?!? Sein Lächeln wurde noch breiter und verwandelte sich in ein Grinsen: »Siehst du? Schon wieder, du solltest mal dein Gesicht gerade sehen« Ok, eindeutig ich nehme meine Worte auf der Stelle zurück! Sein Lachen war noch viel schlimmer, als alle Tage mit seinem dämlichen Getue zusammen. Und dann auch noch über so einen dämlichen Flachwitz! »Das ist nicht witzig, okay? Ist dir eigentlich klar, was du da gerade sagst?« begann ich mit hochrotem Kopf vor Wut meine Standpauke und blies mich dabei drohend auf, doch er lachte einfach weiter: »Meine Worte sind nicht seltsamer als ein Mädchen in einer Piratencrew« DIESER VERDAMMTE KOTZBROCKEN!!!!!!!!! WENN ICH AUCH NUR EINEN FADEN VON MEINEN FESSELN LÖSEN KÖNNTE, WÜRDE ICH IHN AUF DER STELLE ÜBER BORD WERFEN!!!!!!!!!! Ohne groß darüber nach zu denken, plapperte ich einfach drauf los: »Sie sind eben keine dämlichen arroganten Mistkerle, wie die Marine! Wen wundert’s da noch, dass ich einfach von Zuhause weggelaufen bin?!? Pah, die anderen Frauen, würden es doch auch machen, wenn sie sich nur trauen würden! Der Käpt’n ist ganz anders! Es ist egal ob du- JETZT KLAPP DEINEN MUND ZU, WAS HAST DU DENN NUN SCHON WIEDER?!?« Verwirrt schüttelte er den Kopf: »Sag mal kann es, nein… also… Du bist nicht zufällig Francis de la Coúar?« Perplex blickte ich ihn an: »Woher weißt du das?« »Geraten, ich bin Piere Shoruú, dein Verlobter« M…m…m… MOMENT WAS?!?!? WANN WAR DAS DENN NUN SCHON WIEDER ARRANGIERT GEWORDEN, WARUM HATTE MIR DAS NIEMAND GESAGT?!? DANN HÄTTE ICH WENIGSTENS NOCH EINEN GRUND MEHR GEHABT ZUM DAVON LAUFEN!!!!! Kurzerhand robbte ich ein paar Meter vor. Verwirrt bedachte mich Piere mit einem verwunderten Blick: »Was machst du da?« Anklagend blickte ich zu ihm auf: »Ich schwimme! Weg von dir« Fassungslos klappte ihm die Kinnlade herunter: »D…du, willst was?« Aber da war ich auch schon über Bord gerobbt und soff fröhlich als klein verpacktes Packet ab. Kopfschüttelnd sprang er hinter mir her: »Weiber…« Kapitel 8: 8 Dezember --------------------- 8 Dezember I'm the cake... Mia Wer sagt schon nein, bei einem Jobangebot von 100 Euro die Stunde? Ich zumindest nicht, da ich ohnehin auf der Suche nach einem gut bezahlten Teilzeitjob gewesen war, kam es mir gerade recht. Noch dazu in einer Konditorei, wo meine Stärken doch ohnehin beim Backen lagen. Jedenfalls war ich davon hochbegeistert gewesen und hatte sofort zugesagt. So kam es dazu, dass ich heute mit der schriftlichen Zusage des Chefs in der Hand, in der Backstube des kleinen Ladens, wo gerade handgemachte Kuchen mit Glasur dekoriert wurden, stand. "Wie war noch gleich ihr Name?", erkundigte sich die kleine, pummelige Frau vor mir freundlich und schielte mich dabei mit ihren runden Knopfaugen über die Eulenbrille hinweg an. "Mia Traeth und sie sind…?", stellte ich mich ebenso höflich vor, wobei ich ihren Blick erwiderte. Leider wurde mir erst nach der Frage bewusst, dass es sich bei der Frau um meine Chefin handeln musste. Hastig begann ich zu stammeln: "Ich meinte natürlich, Frau Grouwnter, ich bin die Neue, äh… ich meine was soll ich tun?" Ein leichtes Lächeln huschte über das Gesicht der Frau, doch ich machte mich vorsichtshalber auf nichts Gutes gefasst… Meinen letzten Job, bei einer Computerfirma, hatte ich auch wegen meinem schnellem Mundwerk verloren, obwohl es in diesem Fall nicht alleine Schuld gewesen war, sondern auch noch eine beträchtliche Menge an Alkohol. Genauer gesagt hatte ich betrunken meinen Chef angerufen und ihm erklärt, er sei ein altes Walross, was gefälligst mal die Füße, beziehungsweiße Flossen in die Hand nehmen sollte, um mich von der Party abzuholen. Am nächsten Morgen wachte ich mit Migräne und einem Kündigungsschreiben im Briefkasten auf. "In deiner Probezeit wirst du vorläufig nur 40 Euro pro Stunde verdienen. Deine Schicht beginnt um 9 Uhr morgens und endet um 12 Uhr. Zwischendurch hast du noch eine fünf Minutenpause um halb 11.", fasste sie meinen Plan zusammen, während sie mit dem Zeigefinger die Uhrzeiten in die Luft zeichnete. Ich nahm ihre Erklärungen mit einem Nicken zur Kenntnis und sprach dann wieder auf meine zuletzt gestellte Frage zurück: "Wie lautet meine erste Aufgabe?" Ruckartig hielt sie mir eine Tüte unter die Nase und erklärte: "Zieh die Kleidung an, die ich dir rausgelegt habe. Du findest sie in der Umkleidekabine, gleich um die Ecke. Dann reden wir weiter." Mich beschlich eine üble Befürchtung, als ich ihr listiges Grinsen sah. Mit tellergroßen Augen starrte ich das Etwas an, als ich es unter der Bank fand. Sollte das da, tatsächlich Kleidung sein? Das konnte doch nicht der Ernst der Frau sein! Vorsichtig piekte ich einmal hinein. Es gab mühelos nach! Zögernd leckte ich einmal mit der Zunge darüber und erstarrte auf der Stelle. Das sah nicht nur so aus, das war eine Torte! Eine Torte, so groß wie mein ganzer Oberkörper mit zwei Löchern an der Seite, für zwei Arme und jeweils eins oben und unten. Entweder, dass war ein schlechter Witz, oder aber… Das konnte doch nicht sein… Allerdings schien mir die alte Frau nicht gerade wie jemand, der gerne Witze riss… ich würde wohl oder übel das Ding überziehen müssen. Seufzend ergab ich mich meinem Schicksal und streifte mir meinen Pullover über den Kopf, um dieses komische Ding auf seine Kleidungstauglichkeit zu testen. Mein Kopf konnte nicht roter sein, als ich aus der Umkleidekabine heraus trat, doch die Frau strahlte begeistert, als sie mich sah: "Ich wusste doch, dass es dir stehen würde! Du siehst einfach lecker aus, obwohl, warte…. Die Hose zerstört das ganze Outfit! Zieh das hier stattdessen an und dann raus mit dir und verteil Flugzettel!" Sie warf mir einfach ein rosiges Tutu und einen Stapel Flugzettel auf denen die Konditorei abgebildet war, zu und verschwand einfach, ohne dass ich einen Wiederspruch hätte äußern können. Mir blieb also nichts anderes übrig, als zu tun, was sie gesagt hatte. Peinlicher ging es nun wirklich nicht mehr… Ich stand, zur Salzsäule erstarrt, mitten auf der Straße, einen Stapel Flugzettel unter dem Armfestgeklemmt. In meinem Kopf überschlugen sich die Gedanken und ich hatte inzwischen das Gefühl, als würde eine gesamte Achterbahn hindurch brausen. Der Geruch nach Mehl, welchen ich im Augenblick immer mit mir herum trug, machte mich noch verrückt, so intensiv war er und es fehlte nicht viel, bis ich angefangen hätte, an meinem Kostüm mit Frustnaschen zu beginnen. Der Wunsch, sich einmal kurz in die Seite zu beißen, mittlerweile so groß geworden, dass es in meiner Nase kribbelte, als hätte ich gerade meine Nase über frisch geöffnetes Sprudelwasser gehalten. Ich spürte, wie mir das Wasser im Munde zusammen lief, doch ruckartig vertrieb ich den Gedanken daran mit einem Kopfschütteln. Ich musste mich konzentrieren… Wenn mich so einer meiner Freundinnen sah, konnte ich einpacken. Am besten, ich sah einfach keine Leute an, so konnte sie mich später auch nicht wiedererkennen, wenn ich ihnen mal über den Weg laufen würde. Andererseits… wie sollte ich Flugzettel verteilen, wenn ich niemanden ansah… Aber, wenn ich jemanden ansehen müsste, würde ich vermutlich vor Scham im Boden versinken. Aber wenn ich keinen einzigen Flugzettel verteilen würde, würde ich auch den Job nicht bekommen. Wie ich es auch drehte und wendete, ich würde auf die Leute zugehen müssen… Ich atmete einmal tief durch, dann nahm ich meinen ganzen Mut zusammen, ging auf eine Frau mit einem 2-3 jährigen Mädchen an der Hand zu und drückte der Frau einen der Flugzettel in die Hand: "Bitte schauen sie doch einmal bei unserer Konditorei für Schleckermäulchen vorbei." Die Frau nickte und wollte gerade weitergehen, als ihr Blick nach unten glitt und sie: "Entschuldigen sie bitte…", murmelte. Verwirrt folgte ich ihrem Blick und wäre vor Schock fast hinten über gefallen. Das kleine Mädchen brach sich Stücke von meinem Kostüm ab und steckte sie sich in den Mund. "Du bist lecker, Torte!", schmatzte sie und sah mich mit großen Kulleraugen an. Die Frau wurde rot, hob ihre Tochter hoch und entschuldigte sich abermals: "Verzeihen sie… Ich versprechen, ich werde für den Schaden aufkommen! Wie viel macht das?" Doch ich machte nur eine abwerfende Handbewegung: "Vergessen sie es einfach." Ich zwinkerte ihr ein letztes Mal zu und wandte mich dann hastig ab, um hinter der nächsten Hauswand zu verschwinden. Seufzend lehnte ich mich dann an die Mauer. Eines war klar… Egal, wie viel ich bei dem Beruf verdiente, ich würde auf keinen Fall bis zum Ende meines Lebens eine wandelnde Reklametorte für einen Laden namens Konditorei für Schleckermäulchen sein. Heute würde mein erster und letzter Arbeitstag sein. Ich zog einmal tief die Luft ein, wobei mir der Geruch von warmer Schokolade in die Nase stieg. Vermutlich war meine Schokoglasur gerade dabei von der vielen Sonne zu schmelzen… Nachdenklich strich ich mit dem Zeigefinger über den Rand der Torte und steckte ihn mir in den Mund. Wirklich gar nicht mal so übel… Auf ein paar Bissen mehr oder weniger kam es nun doch auch nicht mehr an. Ich war gerade dabei, mir ein großes Stück in den Mund zu schieben, als ich hörte, wie sich meine Chefin räusperte: "Miss Traeth… Sie sind gefeuert, wegen Sachbeschädigung an einem Gegenstand im Wert von 400 Euro!" Teuer war das verfluchte Ding also auch noch… Kapitel 9: 9 Dezember --------------------- 9 Dezember In our own Fairy Tail Part 1 Maya Kopfschüttelnd lehnte ich mich ein wenig vor, stützte mich mit den Ellenbogen auf dem Beckenrand ab und sah durch mein orangenes Zottelgewühl in den verdreckten Spiegel, wo mir mein verschwommenes Gesicht entgegen starrte. Ein hochachtungsvolles Pfeifen entfuhr mir, als ich die riesigen Augenringe sah, die meine hellen Augen nur umso mehr betonten. So, wie ich aussah, konnte ich einem Pandabären locker gute Konkurrenz bieten. »Du musst mehr schlafen« sprach Rapunzel den Gedanken aus, der mir auch gerade durch den Kopf geschossen war. Seufzend wandte ich mich von dem modernen Kunstwerk, ja ein solches war der arme Spiegel tatsächlich zu bezeichnen, mit all dem Lippenstift und Edding, mit dem man auf ihm herum gekritzelt hatte, ab und krempelte meine Arme wieder herunter: »Ja, ja ich weiß… aber schlaf du mal gleich neben Schneewittchen und einem ihrer Liebhaber, bloß die dünnen Pappwände zwischen euch! Ich garantiere dir, du bekommst nicht ein Auge mehr zu! Was glaubst du, was die für einen Krach veranstalten?!?« Lachend warf sie sich ihre langen, blonden Haare in den Nacken, wobei ich ein wenig neidisch das Gesicht verzog, denn auch wenn ich eigentlich blonde Haare nicht sonderlich mochte, sie sah damit einfach umwerfend aus! Kein Wunder also, dass kaum ein Type den Blick von ihr lassen konnte… Neben ihr wirkte ich eher unscheinbar, hatte ich doch weder Modelmaße, noch so weiche Kurven oder warme Gesichtskonturen. »Eigentlich kaum zu glauben, dass du und Schneewittchen Geschwister seid, bis auf die helle Haut seht ihr euch überhaupt nicht ähnlich« bemerkte meine beste Freundin beiläufig und hielt ihre zierlichen Hände unter den Wasserstrahl ihres Waschbeckens. Genervt blies ich Luft aus meiner Nase, während ich mich mit dem Hinterteil ans kalte Metall des Hahns anlehnte: »Glaub mir, ich würde alles darum geben, um nicht so eine arrogante Ziege als Schwester zu haben… Wie sie schon rum läuft! Och, mein Haar ist so schwarz wie Ebenholz, oh und meine Lippen … ja, meine Lippen erst! Sind sie nicht einfach wundervoll? So rot… Wie Blut, hach Blut, ist so unglaublich romantisch! Sag, bist du nicht neidisch? Auf diese Blässe? So rein und unberührt, wie klarer Schnee…« Elegant stellte ich mich bei meiner Schwesternkarikatur auf die Zehenspitzen, spitzte gekünstelt die Lippen und begann ganz im Diva-Like durchs Zimmer zu staksen, während Rapunzel bereits anfing, sich vor Lachend zu krümmen, um ihre schmerzenden Rippen zu schützen. Kichernd boxte sie mir in die Seite: »Lass das, ich hab schon Seitenstiche wegen dir« Grinsend, in der Absicht meine Freundin noch ein wenig weiter zu quälen, kitzelte ich sie durch, bis wir schließlich gemeinsam lachend über die grauen Fliesen kugelten. Gerade, als ich endlich die Oberhand über das Chaos gewann, wurde plötzlich die Tür der Mädchentoilette sperrangelweit aufgerissen, sodass sie ohrenbetäubend schallend gegen die Wand klatschte, ehe Gretel, in Form des typischen lebendigen Wirbelwinds den sie verkörperte, in die Mädchentoilette stürmte. Sie brauchte keine Sekunde Startzeit, als sie auch schon anfing sich die Seele aus dem Leib zu quatschen: »Hey, Leute, ihr seid echt zwei Vollposten! Die BadQueen, schon verwunderlich, dass sie diesen Namen aushält, naja, sie macht ihm ja auch alle Ehre, ist voll ausgetickt! Man, das ist so egoistisch, wir durften alles ausbaden! Woher überhaupt der plötzliche Sinneswandel, sonst seit ihr doch auch nicht von der Ach-heute-schwänzen-wir-mal-wieder-auf’m-Klo-Klischeesorte! Was ist los, Wiesel, sonst brabbelst du doch immer so‘ n Zeugs von Verantwortung!« Grummelnd setzte sich Rapunzel auf: »Ja, wir haben es geschnallt, jetzt hohl mal erst mal wieder Luft, du läufst schon blau an« Über beide Wangen grinsend ließ sich Gretel im Schneidersitz vor uns auf den Boden fallen: »Sag mal, geht ihr eigentlich hin?« Spöttisch verdrehte sie die Augen, als sie unsere fragenden Gesichter sah: »Ich rede natürlich von Charmings Party am Samstag! Habt ihr das etwa nicht mitbekommen? Die ganze Schule redet schon darüber, ihr Deppen! Was lacht ihr denn jetzt schon wieder so dämlich?!« Brüllend vor Lachen lagen wir uns in den Armen. Schulschwarm hin oder her, bei Charmings Namen konnte man einfach nicht anders, als zu lachen, klar an unserer Schule lagen dämliche Namen an der Tagesordnung, aber Charming? Ich bitte euch… Allmählig ging Gretel ein Licht auf, denn sie blies beleidigt die Backen auf: »Na und? Dafür ist er heiß! Deine Sis versucht schon seit 5 Wochen erfolglos ihn flach zu legen, Wiesel! Überleg mal, so lange hat noch kein Kerl gegen sie standhalten können, überleg doch mal! Was bedeutet das?« Fragend legten wir die Köpfe schief und erwiderten unisono ein wenig unorginell: »Eh? Nix!« Dafür gab sie glatt eine Runde gratis Kopfnüsse aus: »ZEIGT EUCH MAL EIN WENIG INTERESSIERTER, JA?!? DAS ZEUGT DAVON, DASS ER GAR KEIN SO ÜBLER BLAY BOY IST, WIE ES SCHEINT, VERDAMMT NOCHMAL!!!« Ja, so sah mein Alltag aus: eine gecke Nudel von einer Gretel, meine Seelenverwandte Rapunzel, eine ständig einschlafende Dornröschen, deren Augenringe sogar noch ausgeprägter waren, als die meinen und ein eingebildetes Flittchen von einer Schwester… Tja, leider würde sich da allerdings noch einiges ändern... Was, wenn aus meinem einzigen Chaos namens Leben plötzlich ein noch viel größeres Chaos werden würde? Kapitel 10: 10 Dezember ----------------------- 10 Dezember In our own Fairy Tail Part 2 Maya -------------auf der Party---------------- »Wir haben beschlossen einen Wettbewerb zu veranstalten! Wir teilen alle Teilnehmer diese Party auf und bilden Teams, in denen dann alle möglichen Aufgaben bestritten werden müssen! Am Ende des Jahres veranstalten wir dann noch eine weitere Party und verkünden das Gewinner Team!« brüllte Charming lachend über die Menge, woraufhin diese zustimmend zu johlen begann. Lachend beugte ich mich zu Rapunzel vor und schob mir dabei einen betrunkenen Kerl beiseite, der ziemlich einfallslos seit etwa einer viertel Stunde versuchte, einen Blick in meinen Ausschnitt zu erhaschen. Ein Idiot. Verheißungsvoll lächelnd schwenkte sie ihr noch fast volles Bier hin und her: »Ich finde es klingt nach einer Menge Spaß… Oh da! Er zählt uns auf…« »Rapunzel Langhaar, Maya Schmidt, Schneewittchen Schmidt und Rumpelstilzchen Noname bilden Team 7« verkündete Charming lachend und setzte seine Rede dann mit Team 8 fort, leider waren wir beide nicht ganz so begeistert davon. Klar, wir bilden ein Team, ziemlich cool, aber mit Schneewittchen? Und Rumpelstilzchen? Also das musste nun wirklich nicht sein… Schnell wurde ich wieder aus meinen Gedanken gerissen, natürlich von Charming persönlich (wem auch bitte sonst?) : »So, das war also das hundertste, aber auch letzte Team! Ok, natürlich fangen wir heute Abend auch gleich an! Ich ziehe jetzt aus der Glasglocke da nach dem Los irgendein Team und irgendeine Aufgabe, die das Team dann auch heute Abend noch beenden muss! Klar?! Gut, dann legen wir los!« Er begann wir in beiden Behältern herum zu wühlen und zog dann die ersten beiden Zettel: »Oh, das ist ja schon mal eine krasse Aufgabe zum Anfang! Ok, es gibt schlimmeres Leute, abe- Was?!? Ich soll nicht lang quatschen, sondern es einfach nennen? Na dann… Also, die Aufgabe lautet: Schleich dich bei Nacht ins Schlafgemach des Direktors und färbe seine scheiß Perücke in allen Regenbogenfarben! YEAH!« Fassungslos schüttelte meine Freundin den Kopf: »Charming hat sie echt nicht mehr alle… das ist Hausfriedensbruch! Klar, er ist gerade völlig dicht und da kann logisch gesehen schon nichts schlaues mehr raus kommen, aber diese Zettel muss er ja schon geschrieben haben, als er noch nüchtern war… Wenn man das so sieht will ich nicht wissen, zu was er erst im betrunkenen Zustand fähig ist…« Zustimmend nickte ich ihr zu, wandte mich dann jedoch wieder an den Veranstalter dieser Party, als er erneut das Wort ergriff: »UND JETZT ZUM TEAM!!! … Wartet… YEAH! TEAM 7!!« Schon merkwürdig, dass Rapunzel und ich manchmal alles derartig synchron machen, dass wir sogar unser Bier unisono im selben Moment im hohen Bogen ausspucken… ------------------- »Pssssst! Seid gefälligst leise!« brummte Rapunzel drohend und legte dabei warnend einen Zeigefinger auf die Lippen, während sie auf Zehenspitzen über die dabei knarzenden Dielen schlich. Grummelnd zog Rumpelstilzchen seinen kleinen Metalldraht aus dem Schloss: »Ein bisschen mehr Dankbarkeit wäre schon zu erwarten… Ohne mich hättet ihr es gar nicht erst geschafft, hier herein zu gelangen, geschweige denn leise einfach das Fensterschloss zu öffnen« Mehr als genervt verdrehte Schneewittchen ihre blauen Augen und biss dabei herzhaft in einen der Äpfel, die wir auf der Anrichte gefunden hatten: »Man, Rumpeldumpel, oder wie auch immer du hießt, hör auf zu meckern, wir sind in einem Team, da ist das Pflicht so gut zu helfen, wie man kann, du Depp!« Zeitgleich mit dem angesprochenen warf ich meiner großen Schwester einen strafenden Blick zu, wenn auf aus anderen Gründen, als mein vermeintlicher Partner: »Nimm dir doch nicht einfach die Äpfel! Wer weiß, vielleicht war das ja eine besonders teure Dekoration, oder so…« Dies entlockte ihr ein abfälliges Schnauben: »Stell dich nicht so an, Wiesel. Das sind BadQuens Äpfel, die schleppt immer solche mit sich rum, weiß doch jeder, dass die was mit dem Direx hat« Nun mischte sich auch Rapunzel ein und erhob skeptisch eine Augenbraue: »Ein Grund mehr, sie nicht an zu rühren, wenn du mich fragst« Lachend schüttelte Schneewittchen den Kopf: »Ihr seid alle solche Angsthasen« Wofür wir allerdings nicht mehr, als ein übertriebenes »PSSSSSSSSSSSSSSST!!!!« übrig hatten. Okay, ich nehme zurück, was ich gesagt habe, Rumpelstilzchen ist vielleicht ein schräger Vogel und sieht ein wenig suspekt aus, aber im Grunde ein ganz passabler Kerl. Zumindest schienen wir einer Meinung zu sein, was Schneewittchen betrifft, was bei Jungen ein äußerst seltenes Merkmal und Grund genug, sich auf der Stelle mit ihm zu verbünden, war. Tja, also standen wir da nun, Schneewittchen mit ihren Äpfeln, Rapunzel und ich mit erhobenen Bratpfannen und Rumpelstilzchen mit Baseballschläger, ebenfalls erhoben. Ratlos schweigend, ohne die geringste Ahnung, wie wir nun als nächstes vorgehen wollten. Na gut, wahrscheinlich hat keiner von uns darüber ernsthaft nachgedacht, sondern vermutlich dachte meine Schwester eher lieber wieder mal an ihre Flachlegliste, Rapunzel an Törtchen, Ich daran, was zum Teufel ich hier überhaupt tat und Rumpelstilzchen… Keine Ahnung, woran er dachte, aber ganz bestimmt nicht daran, was wir tun sollten! Schließlich unterbrach Rapunzel dann doch die Stille: »Ehm… Wie genau sieht jetzt der Plan aus?« Doch noch bevor einer von uns Antwort darauf geben konnte, hörten wir plötzlich auch schon näherkommende Schritte aus dem Nachbarraum und eine uns nur allzu bekannte, rauchige Stimme: »Aber wenn ich es dir doch sage… naja, egal, ich gehe mal die Äpfel holen, habe sie im Arbeitszimmer liegen lassen« Damit ging dann auch plötzlich die Tür auf und unsere Lehrerin erschien in ihrer vollen Größe, sie wirkte dabei immer ein wenig, als hätte sie einen Stock im Arsch, sorry für die Ausdrucksweise, im Türrahmen. Entgeistert sahen wir einander an, bis auf Schneewittchen, die träumte noch immer vor sich hin. Das hielt jedoch bloß für etwa knappe drei Sekunden an, dann sah sie auf, entdeckte ebenfalls den leibhaftigen Drachen der Schule und machte zeitgleich mit ihr den Mund auf, bloß war sie schneller, stieß ein kreischendes Quietschen aus und schleuderte ihr den Apfel mit voller Wucht entgegen, mitten ins Gesicht. Eines musste ich ihr lassen, sie konnte gut zielen und, so wie die Dame Schachmatt rückwärts nach hinten umkippte, warf ebenso hart. Vielleicht sollte ich sie demnächst dazu überreden, demnächst irgendwann mal am Sportunterricht teil zu nehmen, statt zu schwänzen. Kapitel 11: 11 Dezember ----------------------- 11 Dezember In our own Fairy Tail Part 3 Maya Offenbar sah das Rapunzel genauso wie ich, denn sie pfiff anerkennend durch die Zähne: »Nicht schlecht, Snow. Erfahrung in sowas?« An ihrem spöttischen Grinsen war leicht zu erkennen, woran sie dachte, selbst für meine Schwester, die daraufhin ebenso abfällig einen Mundwinkel in die Höhe zog: »Falls du damit darauf anspielen willst, dass ich mir so meine Verehrer zusammen suche hast du dich geschnitten, viel mehr sind sie es, die sich mir an den Hals werfen. Nun mischte sich auch Rumpelstilzchen ein und legte stöhnend den Kopf schief: »Bleibt beim Thema Leute, da wir den Drachen nun umgelegt haben, ist unsere Tarnung ohnehin aufgeflogen, also lass und schnell das Ding durch ziehen, das Foto machen und dann schnell raus hier, mir ist das Ganze nicht sonderlich geheuer« Schneewittchens Grinsen wurde noch breiter: »Oooooch, nein wie süß, unser Rumpeldumpel macht sich gleich in die Hose« Was genau habe ich verbrochen, um mit ihr als Schwester verflucht zu werden? Rumpelstilzchen sah das scheinbar genauso, denn er schenkte mir einen eiligen, mitleidigen Blick, ehe er sich wieder zur Zicke herum drehte: »Nein, das nicht, bloß keinen Bock von der Schule zu fliegen, wenn das nicht zu kompliziert für dich mit deinen Hormonschwankungen ist. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich denken, du wärst schwanger, aber du denkst ja immer brav an deine Pillen, oder?« Okay, ich mochte sie auch nicht, aber das ist meiner Meinung nach wieder ein zu gewagter Treffer, unter die Gürtellinie. Also, löste ich mich kurzer Hand aus meiner Starre und setzte mich in Bewegung, Richtung Flur: »Hört auf zu streiten und lasst uns das endlich beenden, Rumpelstilzchen hat recht« So schlich unsere kunterbunte Parade aus dem Zimmer, in auf er Suche nach dem richtigen Raum, den wir schlussendlich auch sofort fanden. Augenblicklich, als wir die Tür zum Raum mit Direktorinhalt öffneten, stoppte Rapunzel abrupt in ihrer Wir-sollten-uns-einen-Namen-geben,-wie-wäre-es-mit-dem-ach-so-kreativen-fantastic-four?-Rede. Leider hatten wir bloß damit gerechnet sein Schlafzimmer zu finden und zwar ohne Besitzer! Da standen wir, mit weit aufgerissenen erschrockenen Augen, hatten wir doch vom Ursprung seiner Stimme vorhin gedacht, er befände sich im Nebenraum. »Ihr…« begann er kam jedoch nicht weiter, da begann Rapunzel plötzlich ihre Bratpfanne wild in der Luft herum zu wirbeln und rannte schreiend auf ihn zu: »KEINE SORGE!!! ICH MUSS IHN NUR RICHTIG TREFFEN, DANN LÖSCHE ICH IHM SEIN GEDÄCHTNIS!!!!« Doch Rumpelstilzchen folgte ihr im Höchsttempo: »WARTE RAPUNZEL DU KANNST NICHT… NEIN, WR HABEN SCHON DIE BADQUEN OHNMÄCHTIG GESCHLAGEN, DAS IST GENU-« Ruckartig wurde er unterbrochen, als Rapunzel endlich am Bett unseres Vorgesetzen abgekommen war, der vor Schreck erstarrt aufrecht in seinem Bett saß. Sie holte weit nach hinten aus und… traf Rumpelstilzchen mit voller Wucht beim Ausholen mit der Kante der Bratpfanne im Gesicht, sodass er rückwärts auf den Fußboden klatschte. Reflexartig sprang ich vor, stürzte mich auf ihn zu, stieß dabei gegen den Tisch, warf diesen im hohen Bogen um, wodurch mehrere bunte Tränke flöten gingen, allesamt auf mein Hemd und stolperte vor, um dann in der Hocke ebenfalls auf dem Boden zu landen. Plötzlich begann ich zu schrumpfen, alles zog sich in mir zusammen, eine Gänsehaut überzog meinen Körper, aus dessen Hügeln plötzlich ein weicher Flaum spross, der sich schnell zu einem Ganzen Pelz ergab. Nach und nach verwandelte ich mich… Ich verwandelte mich in eine Katze!!! Tja, seit dem musste ich mein Leben als irgendeine Schoßkatze, nein Siamkatze fristen… Ein qualvolles Leben! Kapitel 12: 12 Dezember ----------------------- 12 Dezember I’m a Wolf Part 1 Jana Trommelnd donnerten meine Schritte über den Waldboden, während links und rechts von mir das Laub begann wild umher zu stoben. Immer wieder rammte ich meine kleinen, jedoch kräftigen Pfoten in die feucht warme Erde und vergrub wenige Augenblicke, kein ganzer Augenschlag, meine Krallen in ihr. Ich musste mich nicht einmal konzentrieren, um ein Bein vors andere schnellen zu lassen, sondern ließ mich einfach ganz fallen, bloß von meinem Instinkt leiten und rannte. Rannte, so schnell mich mein Körper tragen konnte, dem Horizont weiter entgegen. Achtete nicht auf meine Umgebung, wie sie sich veränderte, der Wald dichter wurde und… Stolperte plötzlich über meine eigenen Füße, knickte zusammen und überschlug mich mehrmals, als ich unelegant über die losen Blätter purzelte. Zunehmend verlor mein Körper an Geschick, wurde steif, verkrampfte und zog sich in die Länge. Dichter Pelz verschwand, wich einer rosigen Haut und meine Sicht verschrumpfte zu einer Art Tunnel-blick, der zunehmend an Farbe gewann. Da lag ich nun… geschädigt, missbraucht und mit dröhnendem Schädel… Inzwischen konnte ich meine Nase nicht einmal mehr sehen! Fast so, als würde sie sich qualvoll langsam in meinen Schädel zurückziehen. »Na geht doch! Als Mensch siehst du gleich viel besser aus, wobei ich nicht gedacht hätte, dass du ein Weibchen bist…« hörte ich plötzlich eine raue Stimme hinter mir lachen und wirbelte mit aufgestellten Nackenhaaren zu ihm herum. Na bitte, wenigstens das funktionierte noch. Vor mir stand ein groß gewachsenes, komplett in schwarz gekleidetes Menschen Männchen. Drohend legte ich die Ohren an: »Was hast du mit meinem perfekten Körper gemacht?!« Ein Grinsen huschte über das Gesicht des Menschen: »Ich habe dich von einer räudigen Töle, eine Karikatur eines Hundes, in ein liebreizendes Wesen verwandelt: einen Menschen. Als Dank dafür wirst du mir, einem Dunkelelf höchster Gattung, nun dienen und mir überall hin folgen, wohin ich auch gehe« BITTE?!? Was erlaubte sich dieser dreckige… Mich erst derart zu verunstalten, als einen Hund zu bezeichnen und dann auch noch eine Forderung stellen?!? Der hatte sie doch wohl nicht mehr alle!! Ich war ein Wolf gewesen, bitte schön! Kein Hund… Wölfe sind die wundervollsten Geschöpfe dieses Planeten, wofür hielt er sich?!? Missgelaunt zog ich meine Lefzen, die nun Mundwinkel waren, in die Höhe: »Ich werde dir nirgendwo hin folgen du arroganter Mistkerl!« So begann unsere Freundschaft damals vor drei Jahren… Eine Freundschaft die für ein ganzes Leben halten würde… Kapitel 13: 13 Dezember ----------------------- 13 Dezember I’m a Wolf Part 2 Jana Seit dem Tage an fristete ich mein Leben nicht länger als Wolf, sondern größten Teil als Mensch, an der Seite des Elfs, der dafür verantwortlich war. Zu Beginn konnte ich ihn nicht ausstehen, interessierte mich nicht einmal für seinen Namen, musste ihm jedoch folgen, doch schon bald verwandelte sich Hass in Freundschaft, aus der dann irgendwann mehr wurde. Nur eines veränderte sich nie: egal, wie viel er mir bedeutete und dass es für mich keinen Wichtigeren gab, als ihn, er war und blieb für mich immer »Kotzbrocken« während er mir den Namen »Raven« gab. Warum, konnte ich nie nachvollziehen, hatte ich doch gar nichts mit einem Raben gemeinsam, bis auf die dunklen Augen und dem schwarzen Haar. Er war immer gut für Überraschungen, allein schon, als ich erfuhr, dass mein Meister auch als der berüchtigte Teufelsdieb berühmt war. Auch ich machte mir schnell einen Namen, als »das schwarze Phantom«, denn ich hatte nie eine feste Gestalt. Mal erschien ich als schwarzer Wolf, mal als schwarze Raubkatze und mal als Mensch in schwarzen Gewändern, mit einer weißen Maske, die die rechte Hälfte meines Gesichts verdeckte. Sogar als Rabe, nach einiger Zeit, da ich fand, dass ich, wenn ich nun schon mal Raven hieß, meinem Namen auch alle Ehre machen sollte. Er konnte mich mit Leichtigkeit in so ziemlich alles verwandeln, außer in eine Elfe. Mithilfe von Magie war es nicht möglich etwas Magisches zu schaffen… Nun ja, aber das ist vergangen. Die Geschichte, von der ich euch jetzt erzählen möchte, ist lange Zeit, mehrere hundert Jahre später geschehen, ein Jahr nach seinem Tod, als er mich alleine in der dunklen Unendlichkeit zurück ließ… Das Versprechen, sie gemeinsam mit mir zu durchstehen beiseite geworfen. Damit gab es kein, gemeinsam zu zweit, wir gegen den Rest der Welt mehr, sondern nur noch mich. Mich Und den Rest der Welt. Etwas, das ziemlich einsam werden kann… Denn Gestaltwandler sterben nicht… Schwer ist es bei ihren Herren, doch bei ihnen unmöglich. Angesichts der Unmöglichkeit wirkt das schwere plötzlich kinderleicht und so nah, dass man bis zum Ende darauf aufpassen muss, dass es nicht gelöst wird. Nun, ich will mich nicht länger fest reden: Träge blickte ich auf den kleinen Grabstein den man ihm bereitgestellt hatte, hinab, während der Priester seine Rede endlich mit einem: »Möge er in Frieden ruhen« beendete, welches ich bloß am Rande wahrnahm. Es wirkte, als würde mich eine dicke Schicht aus Watte umgeben, die mich von oben bis unten vollständig einhüllte, bewegungslos, taub und hilflos machte. Nicht, dass es viel gab, worauf ich hätte achten können. Gäste gab es keine, bis auf mich, ebenso wie andere Gräber. Gemeinsam standen der Priester und ich in unserer schwarzen Kleidung neben einander, mitten auf dem Feldweg im Regen, auf dem man meinen Meister endgültig nieder geschlagen hatte und starrten das einsame Denkmal an. Es war üblich, dass Elfen gleich am Ort ihres Todes beerdigt wurden, Tage zum Warten, ob man wirklich Tod ist sind nicht nötig, denn hört ein Elf auf, sich selbst zu heilen, kann man sich des Endes sicher sein, dennoch stimmte es mich traurig. Niemand trauerte um ihn… Zumindest wenn man von mir absah, denn das der Priester tatsächlich interessiert daran war bezweifelte ich. Für ihn war es bloß irgendein Klient, wie jeder andere auch. Gerade, als sich mein Blick im Matsch zu verlieren begann, machte ich eine Veränderung in der Luft aus… Es roch… Nach einem Menschen! Ruckartig wirbelte ich herum, die bewaffnete Hand, provisorisch zum Schlag erhoben und starrte den Neuankömmling befremdet an. Es war lediglich ein kleines Mädchen. Ihre durchnässten, blonden Strähnen hingen ihr zerlockt im schmutzigen Gesicht, die Kleidung war zerlumpt und die dünnen Ärmchen, die scheinbar leblos von Körper herab hingen, kaum mehr als Fleisch und Konchen zu einer höflichen Geste zusammen gefaltet. Trotz des jämmerlichen Anblickes, den sie bot hatte sie ein fröhliches Lächeln aufgesetzt, sodass man eine lückenhafte Zahnreihe erkennen konnte. Missbilligend schaute ich zu der Kleinen hinab. Menschen waren so… töricht! Die einen hatten nichts, und freuten sich schon über den kleinste Dreck, die anderen zergehen vor Gier und können den Rachen nicht vollgenug bekommen… Noch nie hatte ich sie nachvollziehen können, nicht als Wolf und auch nicht als Gestaltenwandler. Natürlich waren auch wir verdorben und wollten immer mehr und mehr, das hatte jedes Lebewesen so an sich und es würde wohl auch nie eines entstehen, bei dem das anders war, aber wir waren dabei wenigstens nicht so… blind. Ständig reden sie sich ein, sie wären besser, als die anderen, rein und selbstlos, doch wenn es darauf ankommt, erscheint plötzlich etwas gänzlich anderes. Doch obwohl ich sie für diese Dummheit bemitleide, so beneidete ich sie auch darum… Wie schön es sein musste, sich einreden zu können, etwas Schönes zu sein… Aufgesetzt lächelnd beugte ich mich zu dem Kind herunter: »Wie heißt du?« Sein Grinsen wurde breiter: »Ich heiße Cinderella… du?« Sie hatte etwas an sich… Ich konnte es nicht beschreiben… Beruhigend? Vielleicht… Ich habe keine Ahnung, aber irgendetwas an ihr entfachte plötzlich den Wunsch in mir bei ihr zu bleiben… Nein, es war nicht ihre Beruhigende Art, die mich an zog, dass was mich anzog war ihr reines Auftreten. Sie wirkte tatsächlich so, als hätte das Böse noch nicht von ihr Besitz ergriffen. Vermutlich war sie dafür einfach noch zu klein. Sie wusste es einfach nicht besser. Dennoch hatte ich den Drang auf sie aufzupassen. Dieses eine reine Wesen zu beschützen, dafür zu sorgen, dass es auch weiterhin so blieb, dass der Schmutz von ihr fern blieb. Diesmal wirkte das Lächeln echt, als ich den Kopf ein klein wenig schief legte: »Mein Name ist gute Fee, und ich passe auf dich auf, bin immer bei dir. Jetzt weißt du noch nichts mit mir anzufangen, doch eines Tages wirst du meine Hilfe brauchen, Cinderella… Da bin ich mir sicher… Aber egal, lass uns nach Hause gehen, ja?« Ich würde doch nicht einsam werden… Oder? Kapitel 14: 14 Dezember ----------------------- 14 Dezember Play a Game with me Lustlos schüttelt Mia die Würfel im Becher hin und her, ehe sie sie aufs Kniffelblatt wirft und dann augenrollend wieder einsammelt, während sich Maya, PJ und Jana lauthals um die einzig verbliebene Chips Tüte streiten. Francis hingegen beobachtet das Geschehen schmunzelnd und futtert sich dabei eine noch beinah volle Gummibärchentüte an. Das „Essen“, was Ju ihnen regelmäßig gibt, fällt meistens in irgendeiner Süßform, wie z.B. Schokolade, Bonbons und so weiter aus. Herzhaftes Essen wie Brot, Salat oder allerlei gesunde Nahrung ist da eine ziemliche Rarität. Gerade, als Francis den weinroten Bären seines Kopfes entledigen will, krachen plötzlich ohrenbetäubend lauter Weiße zwei schwarze Lautsprecher aus dem Nichts heraus und knallen mit voller Wucht auf dem Boden auf. Erschrocken springen die drei Streithähne auseinander und besehen sich der beiden Ungetümer, sowie Mia, die geschockt ihren Würfelbecher hatte fallen lassen. Nur Francis bleibt ruhig, musterte die schwarzen Kästen zwar mit gerunzelter Stirn, knabbert ihr Gummibärchen jedoch friedlich weiter. »Was ist bitte DAS denn?!« tuschelt das Trio nervös vor sich hin und Mia stupst die unbekannten Objekte skeptisch einmal mit der Fußspitze an, sodass diese knarzend zur Seite kippen und erneut donnernd auf dem Boden aufschlagen, mit Folge von vier erneut entsetzten Grimmassen. Diese Gesichter mit Hilfe einer Kamera festzuhalten, wäre wirklich keine üble Idee gewesen… Hustend räusperen sich die „Dinger“ und augenblicklich springt PJ Maya quietschend auf den Arm: »Iiiiiiiiiiiiihhhh!!! Es leeeeeeeebt!!!« woraufhin Maya und Jana unisono lachend die Köpfe zurück in die Nacken warfen, doch da machte es erneut auf sich aufmerksam und die beiden verstummten abwartend: »Aaaaaaalso… Ist das Ding schon an? Ja? Ok… Hey, ihr fünf! Na? Wie gefällt’s euch da unten? Nur so nebenbei, das ist eine rhetorische Frage, keine auf die ich eine Antwort erwarte oder hören möchte… Nun denn, es liegt eine kleine, kurze Änderung im Ablauf vor. Ich habe mir vor kurzem mit einer guten Freundin im Unterricht, ähm ich meine natürlich in der Schulpause eine Art Computerspiel ausgedacht und drei Mal dürft ihr raten wer das als erstes ausprobieren darf… JACKPOT!!! Ihr seid die Glücklichen!! Cool, was? Also, im Prinzip ist es bloß eine kleine abgeänderte Form von Super Mario Browser. Ihr kennt das Spiel doch alle, oder? So‘ n Nintendospiel mit so einer pinken Prinzessin, die sich ständig von irgendwelchen wandelnden Schildkörtenmutationen namens…. Ich hab den Namen vergessen…. Entführen lässt. Die haben so komische Stacheln, fiese Lachen und… Hörner? Keine Ahnung, so in etwa irgendwie… Naja, egal, lassen wir das vorerst. Jedenfalls funktioniert euer Testspiel ähnlich, bloß dass ihr nicht der hoffnungslos dämli- äh mutige Held seid, sondern die Prinzessin und ihr müsst eigenhändig gegen eure Entführer antreten. Tja, so dann viel Spaß« Kopfschüttelnd bedachte Mia die jetzt enttarnten Lautsprecher mit einem schmollenden Blick: »Was genau haben wir Ju getan?« Kapitel 15: 15 Dezember ----------------------- 15 Dezember The first Gamer PJ »Uuuuuuuuaaaah!« Kreischend legte ich einen perfekten Bauchklatscher auf dem kühlen Steinboden hin, verhedderte mich in meinen elegant pinken Rüschchen und purzelte noch ein paar Extra-gratis-Runden durch das Zimmer, bis meine Reiseroute schlussendlich endlich entsetzt auf quietschend gegen einer harten Wand endete und ich mir dort einen graziösen Kopf-Punch zuzog. Leise vor mich hin klagend setzte ich mich auf, ordnete meine Röcke und rieb mir die pochende Stirn, ehe ich leise grummelnd, dass Ju einen Hang zu unsanften Landungen zu haben schien, aufstand, um mich umzusehen. Bis auf ein breites, blutrotes Himmelbett, eine massive Holztür aus Mahagoni soweit ich erkennen konnte und ein schmales Backsteinfenster befand sich nichts weiter in diesem runden Raum und aus irgendwelchen unbestimmten Gründen hatte ich das Gefühl, dass ich mich vermutlich in einem Turmzimmer befand. Wo auch sonst, angesichts der blassblauen Aussicht und der Rundheit meines Aufenthaltsraums? »Wenigstens mehr als nur schwarz…« bemerkte ich spöttisch in dem Versuch das Ganze hier von einer positiven Seite zu betrachten, was mir ehrlich gestanden nicht gerade leicht fiel. //Naja, egal, erst mal raus hier und dann zurück zum Startpunkt…// Ungeduldig klopfte ich an der Tür Sturm: »HAAAAAALLOOOO??!?! JEMAND DA?!?« Wie auf Komando schwang die Tür auf und die Sicht wurde frei auf eine grüne, auf und ab laufende Schildkröte. HAH! Das Viech kannte ich sogar! Triumphierend griff ich nach meiner Waffe und… fasste ins Leere. Dies entlockte mir ein genervtes Aufstöhnen. Stimmt ja, ich hatte ganz vergessen, bei Super Mario Browser hüpfte man auf seine Gegner drauf und zerstampfte sie so zu sagen… Ok, dann mal los! Das wäre doch gelacht, wenn ich nicht genug Sprungkraft hätte um den wandelnden Panzer zu Schrott zu jumpen! Brüllend rannte ich auf es zu, ging mit den Knien ein wenig in die Hocke, machte mich zum Sprung bereit und hatte Erfolg! Ja, ich hatte Erfolg… Ich rannte in ihn hinein, schrumpfte, versuchte es noch einmal und: GAME OVER! Ach Mist… Kapitel 16: 16 Dezember ----------------------- 16 Dezember Not a Boy Part 1 Mia Lautlos blickte ich auf, meinem Spiegelbild entgegen, welches meinen Blick zögernd entgegnete. Wenige Strähnen seiner Haare fielen ihm vereinzelnd ins Gesicht und die dünne Puderschicht war so dünn aufgezogen, dass sie täuschen und doch zu gleich nicht auffallen konnte. Kichernd tauchte nun auch eine der Stylistinnen hinter mir auf, die mich schon seit ich denken kann, Tag für Tag begleiten. Obwohl sie immer um mich herum waren und wohl die einzigen Menschen, die ich als meine Freunde bezeichnen könnte, kannte ich nicht einmal ihre Namen oder sonstiges. Noch immer kichernd strich sie mir durchs Haar und beseitigte so eine schief abstehende Locke: »Ihr seht mal wieder bezaubernd aus… Beliebt ihnen heute eher nach dem Hut oder lieber nach der Schleife?« Auch ich setzte nun ein Lächeln auf und blickte sie an: »Die Schleife bitte… in nachtblau« »Natürlich MyLady, sie bildet einen wundervollen Kontrast zu ihren Augen« bemühte sie sich auf sofort und machte sich daran einen Teil meiner Haare hochzustecken, in einer komplizierten Flechtfrisur zu verknoten und mit einem dünnen, blutroten Bändchen am Hauptschopf fest zu binden. Zum Schluss betrachtete sie ihr Werk erneut: »Was halten sie von noch ein wenig mehr Spitze am Ausschnitt? Nicht das euer Auftreten bereits perfekt ist, doch ich denke das würde das Gesamtpacket noch ein wenig abrunden« »Mach was du willst, ich habe ohnehin keine Ahnung von Kleidern und Rüschen, wenn sie mich nach einer Krawatte fragen würden: klar, aber Spitze? Keinen Schimmer…« erwiderte ich mit einem bestimmten Kopfschütteln und lehnte mich in den weichen Kissen meines Stuhls zurück. Das konnte noch heiter werden… Mist… Naja, ich sollte wohl eben kurz anmerken, wie es gerade zu dieser Situation kam und was da überhaupt gerade los war. Nun, die Vorgeschichte ist relativ lang: seit ich mich erinnern kann, gaben mich meine Eltern als Junge statt Mädchen aus. Einfach nur mit der Begründung, dass das Showgeschäft, welches sie als Karriere für mich vorgesehen hatten, so besser lief. Naja, geklappt hatte es ja auch. Inzwischen war ich als berühmter Teenie Star bekannt und konnte mich vor kreischenden Mädchen kaum noch retten, was ich nicht gerade als empfehlenswerte Partie bezeichnen würde, wenn man eigentlich am anderen Geschlecht interessiert und auf Partnersuche ist, aber was soll‘s… Jedenfalls ist meine Cousine, die nahezu identisch mit mir ist, vor wenigen Tagen erkrankt und kann damit nicht ihren geplanten Kalender antreten. Das Problem dabei: ihr würde ein Millionengeschäft entgehen! Kurzerhand habe ich ihr angeboten, mich als sie auszugeben und an ihrer Stelle am Shooting teilzunehmen. Tja, also saß ich da jetzt auf meinem Desingstuhl und ließ mich zum ersten Mal in meinem Leben zu einem süßen Mädchen im Cute-style zu Recht machen. Ehrlich gesagt war das ziemlich erschreckend für mich, in den Spiegel zu schauen und plötzlich ein völlig fremdes Gesicht zu sehen! Das Gesicht eines Mädchens! Mein Gesicht… Bei dem Gedanken so heraus zu gehen und meine Kabine zu verlassen zog sich alles in mir zusammen. Ob es nun eigentlich die Realität war oder nicht, es fühlte sich falsch und vorgegaukelt an. So, als hätte sie meine zweifelnden Gedanken erraten, grinste mir meine Stylisten aufmunternd zu und klopfte mir dabei Ausschlag gebend auf die Schulter: »Du packst das! Niemandem wird es auffallen, aber denkt dran: dein Name ist Hazel Shoogun!« Achja und wenn schon ein Mädchen, dann bitte nicht so einen bescheuerten Namen! Ich meine Hazel?! Wer heißt denn schon so? Gut, meine Cousine, aber ansonsten… Angesichts meines zweifelnden Gesichtsausdrucks wurde ihr Grinsen noch breiter: »So, du bist fertig und nun raus mit dir!« Ja! Ich würde mein bestes geben! Kapitel 17: 17 Dezember ----------------------- 17 Dezember Not a Boy Part 2 Mia »Danke schön« erwiderte ich lächelnd und deutete dabei eine leichte Verbeugung an, die mein Gegenüber, dessen Namen ich schon längst wieder vergessen hatte, mit einem Lächeln entgegnete: »Nein, ehrlich ich habe jedes ihrer Werke gelesen, sie sind wirklich fabelhaft, dennoch kommt in mir bei ihrer neusten Staffel „das blutende Erbe“ die Frage auf, in welchem Zusammenhang die beiden Protagonisten zu einander stehen, da es selbst zum Schluss des letzten Bandes hin noch ein wenig unklar dargestellt wird« Nervös kratzte ich mich am Hinterkopf. Verdammt, warum nur musste sie ausgerechnet Autorin sein? Noch dazu die Anführerin der mysterie Bestsellerliste, von welchem Grene ich mich strikt fern zu halten pflegte? Ich hatte nicht einen einziges ihrer Bücher gelesen... »Ehm…. Ich denke, sie sind ein Paar?« riet ich zögernd einfach drauf los, wobei meine Antwort viel mehr nach einer Frage, als Antwort klang. Auch mein Gesprächspartner schien nicht ganz so überzeugt, denn er runzelte kritisch die Stirn: »So? Waren seine letzten Worte zu ihr nicht, dass er sie den Rest seines Lebens verfolgen und den Fluch der Smahagonen auf sie hetzen würde?« Smahagonen? Was zum Teufel war das denn nun schon wieder?!? Oder viel besser, was geht bitte in Hazels Kopf vor? Abgesehen davon… Irgendwie hatte ich mich ein klein wenig vertippt… Ich verfiel in ein grelles Lachen: »Oh, Verzeihung natürlich, ich war mit meinen Gedanken beim falschen Buch gewesen, entschuldigen sie, ich meinte natürlich… also, auch wenn sie auf einander angewiesen sind und sich bis in den Tod vertrauen würden, hassen sie sich dennoch unerbitterlich und werden den anderen niemals als das eigene Schicksal betrachten« Ich las eindeutig zu viel Romantik! Ich hatte einfach von einer Schnulze zur nächsten gegriffen, Gott was ich einfallslos… Wenigstens schien diese Antwort dem Kerl besser zu gefallen, denn er nickte mir erfreut zu: »Stimmt, wenn man die Tränen, die ihr beim Schreien in Strömen über die Wangen rinnen bedenkt ist diese Schlussfolgerung durch aus logisch, danke« Na dann, ist ja, gut, ich habe eine logische Antwort gegeben. Schön. Waren jetzt alle zufrieden? Konnte ich endlich gehen? Gerade, als ich denn Beschluss fasste, zu gehen, packte mich plötzlich einer der Reporter am Arm und zog mich beiseite: »Hey, ich habe da eine Menge Fragen an sie, würden sie mir ein paar beantworten?« Er war noch ziemlich jung, hatte stachelige braune Haare, volle Lippen und olivene Haut, die von den grünen Augen betont wurde und mit ein paar, nicht zu vielen, Muskeln sanft abgerundet wurde. Ehrlich er sah… umwerfend aus! Noch bevor ich groß darüber nach denke rutschte mir auch schon das verräterisch hohe: »JA!« heraus. Verdammtes Mundwerk… --------------- Lachend schwenkte ich mein Weinglas hin und her und betrachtete zufrieden die blutrote Flüssigkeit. Die Kamera lag inzwischen achtlos auf dem Tisch herum. Mit gerunzelter Stirn sah der Reporter zu mir auf: »Ihr seid nicht Hazel, oder?« Beinahe hätte ich mich an meinem Getränk verschluckt: »Was wie bitte, wie kommst du denn da rauf? Das ist doch dumm, eh bescheuert und du, sag mal bist du betrunken? Ja? Hahahaha! So muss es sein, du bist Sturzbesoffen!« Selbstsicher lehnte er sich in seinem Sessel zurück: »Siehst du? Schon wieder. Deine Ausdrucksweiße ist ganz anders, als ihre« Pah! Sollte er sich mal nicht so aufspielen, er kannte sie immerhin gar ni- »Erkennst du mich nicht? Ich bin’s, Jame« stellte er sich vor und plötzlich klappte mir wie auf Kommando die Kinnlade herunter: diese Narbe am Kinn… Oh Gott!! »Himmel Hölle, Jam, was machst du hier?!« »Dich ein weiteres Mal aufdecken, bloß diesmal als Mädchen, nicht als Kerl« »Pah, Wichtigtuer« Kapitel 18: 18 Dezember ----------------------- 18 Dezember Fight for your dream Francis //Rabenschwarz gleitet es ihre Taille in Wellen hinab, in einer Sprache von gewandter Sprache von Grazie, halb verschleiert von einer sich in weinroten Spitzen hochwindenden Kluft, welche sich Halt suchen an eine elegante Schleife bindet, deren Falten sich sanft anschmiegen. Zaghaft blähen sich die runden Ärmel an den Schultern des Traums auf, wie Flügel, sehnsüchtig den spitzen Dornen der Halskrause entgegen reckend, ehe sie sich Hautengerweiße an den Körper schmiegen, schmeichelnd klammernd an die wohlige Wärme, bloß um dann in einer Glocke herabzustürzen…// »Was ist das denn nun schon wieder?« unterbrach meine Chefin meine Überlegungen plötzlich und riss mich so aus meiner Traumwelt, sodass ich erschrocken mit dem Bleistift abrutschte, der bis gerade eben meinen Vorstellungen Gestalt gegeben hatte und nun schabend übers Blatt glitt, einen langen, hässlich gedrückten Strich hinterließ und das Ganze schließlich einriss. Entsetzt starrte ich auf die Ruine meiner Skizze: »Es war ein neuer Entwurf« Die Betonung auf dem »war« war kaum zu überhören, doch meine Chefin überging es einfach und zog stattdessen spöttisch die Augenbraue nach oben: »Kein Besonders guter, wenn du mich fragst. Was bitte war das überhaupt? Lolita? Ich bitte dich« Seufzend lehnte ich mich in meinem Sessel zurück und angelte mir ein neues, noch völlig weißes Blatt: »Es war der Plan für ein Gothik-kleid… Naja, ist auch egal, entschuldigen sie bitte« Nickend nahm sie meine Antwort zur Kenntnis: »Gut« und wandte sich von mir ab. Augenrollend kritzelte ich irgendein normales es Kleid mit Erdbeermuster und Spaghettiträgern auf das neue Blatt, rundete alles mit einem lockeren, braunen Gürtel ab und betrachtete das Werk stirnrunzelnd. Das Endresultat war echt… langweilig. Schlicht und ergreifend langweilig. Schon seit ich klein war wollte ich immer Kleiderdesingerin werden. Diesen Traum habe ich vor etwa einem halben Jahr in Auftrag der Firma »Bouluton« verwirklicht. Das einzig Dumme dabei: Bouluton ist eine Marke für schlichte Kleider und somit ziemlich wenig Schleifen, Rüschen oder sonstige Dekoration. An sich kein Drama, doch leider gab es einen Haken bei der Sache: Mein eigentliches Interesse liegt bei Gothik und Lolita, beides Style, bei denen Dekorationen wie Rüschen und Schleifen ziemlich auffallend zur Geltung kommen. Schulterzuckend richtete ich mich auf und ging zum Schreibtisch der Chefin von Bouluton, welcher ich meinen neuen Entwurf direkt vor die Nase legte: »Wie ist das?« Ein Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht: »Wunderbar, du hast wirklich gute Ideen für vielseitige Designs. Ich bin wirklich froh, ein Talent wie dich zu haben. Ach ja, könntest du nochmal so einen ähnlichen Zweiteiler wie letzte Woche zeichnen? Er kam ziemlich gut an« »Natürlich, ich mache mich sofort an die Arbeit« erklärte ich ebenfalls lächelnd und machte mich innerlich fluchend auf, zurück zu meinem Arbeitsplatz. Seufzend schloss ich das Schloss zu meiner Wohnungstür und trat augenverdrehend ein, ging einige Schritte voran und rutschte dann erschrocken aufjauchzend auf einem rumliegenden Haufen Blätter aus. Mit einem ziemlich originellen: »Aua, verdammt« plumpste ich auf den Fußboden. Stöhnend wuchtete ich mich aus dem Blätterberg auf und rieb mir das schmerzende Hinterteil, während ich mich in der Wohnung umsah. Es herrschte wirklich eine ziemliche Unordnung vor. Nicht, dass überall dreckige Wäsche rumflog, oder Staub aus jeder Ritze quoll, sondern viel mehr, dass die ganze Wohnung vollgestellt mit diesen Entwurfstapeln war und die vielen Stoffrollen munter den nötigen Kontrast dazu darstellten. Man, ich sollte wirklich aufhören so viel zu zeichnen, verwenden konnte ich doch ohnehin nichts… Leider ließ sich dieser ständige Ideenflug nicht einfach so mir nichts dir nichts abschalten. Kopfschüttelnd hockte ich mich hin und sammelte die Blätter ein, über denen ich gerade ausgerutscht war. Alles lauter Lolita Kleider die ich wohl niemals alle allein werde umsetzen können… Kurz werfe ich meiner Schneiderpuppe einen traurigen Blick zu. Ich gab mir wirklich ziemliche Mühe, selbst meine Ideen in die Tat umzusetzen, doch ich kam einfach nicht mit. Dennoch konnte ich es nicht lassen. So setzte ich mich auf, legte die Entwürfe wieder ordentlich hin und wandte mich dem noch unfertigen Kleid zu, aus dem ich dann die festgesteckte Nadel mit einer kurzen Bewegung herauszog, sodass die so kurzfristig festgemachte Schleppe in Wellen den Unterrock hinabrauschte. Lächelnd schnappte ich sie mir, noch ehe sie den Boden erreichen konnte, fädelte einen schwarzen, hauchdünnen Faden in die Nadel und begann sie eilig fest zu nähen. Auch wenn ich meinen Ideen niemals würde nachkommen, so würde ich niemals aufgeben! Ich werde nähen, bis mir die Finger bluten und irgendwann, wenn ich genug Kleider beisammen habe, werde ich meinen eigenen Laden eröffnen! Ich werde meinen Traum verwirklichen! Kapitel 19: 19 Dezember ----------------------- 19 Dezember Cool Surfer Part 1 PJ Lachend klemmte ich mir mein Board unter den rechten Arm und grinste ihn an. Auch er grinste zurück und kratzte sich dabei verstohlen am schwarzen Kinnbart: »Die Figur sah wirklich gut aus, du hast beim Wettbewerb mit Sicherheit gute Chancen« Ich konnte nicht verhindern, dass ich knallrot anlief: »Ä…Ähm.. danke« Fröhlich wuschelte er mir grinsend durch die Haare: »Also denk positiv, ob ein Jahr außer Übung oder nicht, du packst das« Gerade, als ich den Mund zur Antwort öffnen wollte, fuhr mir Kyoki plötzlich scharf dazwischen: »Nein PJ! Fang jetzt bitte nicht schon wieder mit diesem schnulzigen Gesülze an, er ist unser Surflehrer! Klar! S-U-R-F-L-L-E-H-R-E-R! Nicht Freund! Auch wenn er dich schon mal ein bisschen anturtelt« Schnell verscheuchte ich sie wieder aus meinen Gedanken mit einer lässigen Handbewegung, die einem Winken glich. Für ihn musste es aussehen, als würde ich gerade eine lästige Fliege oder sonstiges verjagen. Bei meiner Antwort schlich sich ein sanftes Lächeln auf mein Gesicht: »Danke schön« Er nahm seine Hand von meinem Kopf: »Ich muss dann los, der Anfängerkurs beginnt gleich. Nochmal viel Glück morgen« Nicht einmal zu einem coolen »bye« kam ich noch, als er sich auf schon herumdrehte und zurück zu seiner Strandhütte, bzw Surfschule schlenderte. Nachdenklich vergrub ich meine Zehen im warmen Sand. Seit denken kann surfe ich in jeder freien Minute meines Lebens. Eigentlich an sich nichts ungewöhnliches, wenn man bedenkt, dass ich in einem kleinen Dorf nahe am Strand, irgendwo in Hawaii lebte, doch manchmal, immer wieder, merkte ich, dass meine Liebe zum Meer anders war, als das der anderen. Das Meer ist mein Zuhause, dort fühle ich mich geborgen, beschützt und glücklich. Nie hatte ich Freunde, zumindest nicht am Land, doch im Wasser ändert sich alles. Es ist still, friedlich und doch voll und wuselig zugleich. An manchen Tagen, wenn mir alles in meinem Leben über den Kopf zu wachsen schien und es keinen Ausweg mehr gab, schnappte ich mir einfach mein Brett, rannte den Strand hinab und stürzte mich in die Fluten. Zumindest war das so, bis ich ihn kennen lernte. Eines Tages zog ein neuer Surflehrer hier her und eröffnete eine Surfschule. Von dem ersten Tag an konnte ich ihn nicht ausstehen: er war arrogant, großkotzig, eingebildet, talentiert, gemein, manierlos und… einfach nur heiß. Genau die Kombination, die es schaffte mich immer wieder auf die Palme zu bringen, mehr als jede andere. Kein Wunder also, da sich nicht gerade erfreut war, als Dad ihn mir als meinen neuen Surflehrer vorstellte, doch bald wurde ich des besseren belehrt. Anders, als ich angenommen hatte gehörte er nicht zu denen, die alles bloß auf die leichte Schulter nahmen und es sich gut gehen ließen, sondern war ernsthaft nett und am entscheidendsten: genau wie ich. Doch leider wurde keinem von uns das gegönnt, was uns am meisten am Herzen lag, während ich zu dem wurde, was ich nun bin biss ihm ein Hai den rechten Arm ab. Seitdem ist er nicht länger fähig zum Surfen. Trotzdem gibt er nie auf, ignoriert was seine Ärzte und alle anderen sagen und trainiert. Trainiert was das Zeug hält, jeden Moment, den er Zeit hat, um irgendwann endlich wieder aufrecht auf einem Surfbrett zu stehen, unter Wellen hindurch zu reiten, hinauf und alles was dazu gehört. Irgendwann in unserer gemeinsamen Zeit freundeten wir uns an und irgendwann in unserer gemeinsamen Zeit verliebte ich mich in ihn. »PJJJJJJJ! Wo bleibst du?!« brüllte mein Vater plötzlich, sodass ich ruckartig herumwirbelte. In Badelatschen, dunklen Shorts und dem typisch rotem Hawaiihemd rutschte er den Strand hinab und kam schließlich stolpernd neben mir zum Stehen. Vorwurfsvoll sah er mir in die Augen und schnaufte dabei erschöpft durch die Nase: »Deine Krankenschwester wartet, trödele hier nicht herum, du willst doch fit sein, morgen« Nickend wandte ich mich vom Anblick der rauschenden Wellen ab und stakste eine Düne hoch. Ständige Spritzen und tägliche Krankenschwesternbesuche gehörten seit einigen Monaten zu meinem Leben dazu. Bei einer kleinen Surftour trat ich in einen giftigen Seeigel und lag daraufhin die nächsten sechs Monate im Krankenhaus. Die Ärzte meinten ich wäre dem Tod nur sehr knapp noch gerade von der Schippe gesprungen und sollte das Surfen besser sein lassen, da mein Körper ziemlich geschwächt wurde. So geschwächt, dass ich wohl nie wieder würde surfen können. Der Schock war unerträglich, nicht nur, dass ich dadurch nicht zu der Landesmeisterschaft zu der ich mich eine Woche vorher qualifiziert hatte, konnte, ich sollte auch noch das Surfen gänzlich sein lassen! Mein Surflehrer River war es schließlich, der mich anspornte dennoch wieder aufs Brett zu steigen, denn nur eine Woche nach dem ich aus dem Krankenhaus entlassen wurde, wurde er auch schon eingeliefert. Mit nur einem Arm. Kapitel 20: 20 Dezember ----------------------- 20 Dezember Cool Surfer Part 2 PJ Vor sechs Monaten Klackend stellte ich einen Strauß Blumen vor ihm auf seinem Nachttisch ab und setzte mich auf den harten, ungemütlichen Stuhl neben seinem Bett: »Wie fühlst du dich?« Er zwang sich ein gequältes Grinsen auf sein Gesicht: »Wie einmal durch den Fleischwolf gedreht und wieder zurück, wenn ich ehrlich bin« Auch ich zwang mir ein Grinsen aufs Gesicht, obwohl ich die Situation eigentlich alles andere als amüsant fand und betrachtete zögernd seinen rechten Armstumpf. Noch ehe ich etwas dagegen tun kann, ist er meinem Blick schon gefolgt und betrachtet ebenfalls den verpackten Rumpf: »Sieht es sehr dämlich aus?« Wild schüttelte ich den Kopf: »Nein, entschuldige, du siehst glänzend aus, wenn nicht sogar besser als sonst, also nein ich meine nicht, dass ich es gut finde, dass du nur noch einen Arm hast aber ich meine du…« Abrupt stoppte ich in meiner Rede und sah ihn geschockt an, als plötzlich eine leise, einzelne Träne seine Wange herunter rann und verstummte. Auch er bemerkte sie erst jetzt und wischte sie sich sofort eilig weg: »Ich wollte nicht, entschuldige, es ist nur… Ich werde nie wieder auf einem Brett stehen können oder? Zumindest nicht mehr so wie früher« Augenblicklich öffnete ich denn Mund, wollte zum Wiederspruch ansetzen, ließ es dann jedoch doch sein. Gerne hätte ich ihm gesagt, dass er bald wieder alles gut werden würde, aber ich wollte nicht lügen: Die Chancen sahen nicht gut aus. Kopfschüttelnd wandte er sich ab: »Ich wollte dich damit nicht belasten.. Immerhin habe ich kein recht mich bei dir zu beschweren, geht es dir doch nicht anders… Aber wir haben ja einander: zwei Vögel, nicht fähig zu fliegen, um ihre Flügel beraubt. Niemand der verletzt oder geschunden ist kann jemals surfen« Ich konnte nicht anders, ganz von selbst sprang ich auf, packte ihn am Kragen und stierte ihm schnaubend in die Augen: »DAS IST NICHT WAHR!! NICHTS IST UNMÖGLICH!!! ICH WERDE ES BEWEISEN!! EGAL WAS ALLE SAGEN WIR WERDEN ES SCHAFFEN!! WIR WERDEN WIEDER SURFEN UND ICH BEGINNE!!! NOCH HEUTE!! DU WIRST SCHON SEHEN, EHE DU DICH VERSIEHST, BIN ICH WIEDER GENAU WIE FRÜHER!! OB TAUBE, GEFÜHLSLOSE FÜßE ODER NICHTS!!!« Ein Grinsen schlich sich auf sein Gesicht: »Gut, etwas anderes habe ich auch nicht von dir erwartet« Sechs Monate später »Waren sie wieder am Strand?« erkundigte sich die Krankenschwester neugierig und füllte dabei eine der Spritzen mit der transparenten Flüssigkeit auf. »Ja, warum fragen sie?« stellte ich die Gegenfrage, während ich sie dabei betrachtete, wie sie die Spritze kurz oberhalb meines Knöchels am Fuß ansetzte: »Sie riechen nach Salz und etwas Sand ist an ihrem Arm hängen geblieben. Wissen sie, ich bewundere sie wirklich, dass sie einfach so ihren Traum verfolgen und ihr Ziel nie aus den Augen verlieren. Ich weiß ich sollte das nicht sagen, aber ich kann nicht anders. Natürlich sollte ich ihnen ständig davon abraten, da es die Verbreitung des noch übrigen, nicht entfernbaren Giftes beschleunigt und den Kontakt zu einem wichtigen Organ aufbauen könnte, aber stattdessen bewundere ich sie darum. Egal, was alle ihnen sagen, versuchen einzureden, welche Zusammenbrüche sie auch erleiden, oder welche Schmerzen, sie versuchen es immer wieder erneut. Geben nicht auf, sondern hieven sich immer wieder aufs Brett hinauf. Anscheinend stimmt es wirklich… Für manche Hawaiianer ist das Meer wirklich ihr Leben. Besonders, dass sie sich auf diesen Wettbewerb morgen trauen. Ein kleiner Schub zu viel und sie werden wieder bewusstlos, da draußen ungeschützt, so gut wie Tod. Verraten sie mir bitte, was spornt sie an?« Lächelnd blickte ich ihr in die Augen. Obwohl es mir sonst immer unangenehm war, diese Krankenschwester mochte ich, war mir sogar sympathisch, also beschloss ich ehrlich zu sein: »Pure Lebensfreude« Eine Freude, die nur er verstehen kann. Wir werden sie gemeinsam wieder finden! Da bin ich mir sicher. Kapitel 21: 21 Dezember ----------------------- 21 Dezember Break out Part 1 Jana Lustlos stocherte ich mit meinem Platikgestell von einem Löffel in dem diversen Matschhaufen auf meinem Teller rum, der vermutlich wohl eigentlich zum Essen gedacht war, allerdings mehr einer Karikatur eines Pferdehaufens glich. Laut den Betreuern konnte man es tatsächlich ohne Folgen einer traumatischen Blutvergiftung essen… Ich war mir da nicht so sicher. Ich begann mir gerade Gedanken darüber zu machen, wie ich das Zeug unauffällig entsorgen konnte, um so meinen vermeintlich einsamen Tod als eingelochter Knacki zu verhindern, hörte ich plötzlich das schwere Klagen der Stiefel meines Mitbewohners hinter mir. Bei meinem Mitbewohner handelte es sich um ein typisches Exemplar von der Sonnyboy Sorte, die ihre Frauen öfter wechseln, als die Unterwäsche. Ständig erzählte er mir so ziemlich alles Mögliche aus seinem erbärmlichen Leben, gemerkt hatte ich mir bislang jedoch nichts. Nicht einmal seinen Namen. Lieber konzentrierte ich mich auf meinen Ausbruch, denn im Gegensatz zu so manch anderem hier habe ich die Hoffnung hier nicht verrotten zu müssen noch nicht aufgegeben, bin ich doch nicht sonderlich scharf drauf meinen Kollegen die ganze Kohle zu überlassen und selbst im Knast in einer Zelle mit einem Irren verbringen zu müssen. Wo war ich noch gleich? Ach ja genau, da trat mein Zellenmitbewohner plötzlich hinter mich. Mehr aus Reflex als dem wirklichen Gefühl bedroht zu werden, wirbelte ich ruckartig herum und funkelte ihn drohend an. Beziehungsweiße hätte ich das getan, hätte er hinter mir gestanden, doch das tat er nicht. Stattdessen sah ich, wie er gerade die Leitungen des Speiseraums hinaufkletterte und völlig unbeachtet von den Wächtern an der Sicherung herumbastelte, die braungebrannte Stirn dabei konzentriert in Falten gelegt. Genau genommen war es nicht sonderlich verwunderlich, das ihm keiner der Wachmänner Beachtung schenkte, lag der eine doch schnarchend auf dem Tisch, während die beiden anderen im Kontrollraum ganz im perfekten Klischeestlye Karten spielten, doch wenigstens mit ein bisschen Interesse oder Reaktion hätte ich schon gerechnet. Oder zumindest damit, dass eine der grellen roten Alarmlampen ansprang, als er dem Sicherungskasten schließlich gewaltsam aufbrach. Doch nichts tat sich. Offenbar registrierte ihn nicht einmal einer der anderen Gefangenen, die waren viel zu konzentriert damit ihren Fraß auf dem Teller hin und her zu schieben, wie auch ich gerade. Wer hatte gedacht, dass ein so dämlich offensichtlicher Ausbruchversuch derart Erfolg zeigen würde. Aber vielleicht lag es ja gerade daran und es war so einfallslos, dass man es schon wieder als grandios bezeichnen konnte. Ehe ich mich versah, lief ich auch schon auf ihn zu, stellte mich unten vor ihn und stemmte beide Hände in die Hüften: »Hey! Du da! Mann, der eine Huranderin geliebt hat!« Genervt aufstöhnend wandte er mir das Gesicht in einem 90 Gradwinkel zu: »Es war bloß eine Nacht! Was willst du« Grinsend legte ich den Kopf in den Nacken: »Sollte dieses Unterfangen tatsächlich glücken will ich mit! Du könntest eine Verbündete brauchen! Glaub mir ich bin bereits drei Mal aus dem Gefängnis ausgebrochen, einmal in Craak, drei Mal in Rumba und in Tembou, das hier ist auch nichts anderes, glaub mir, du brauchst mich! Durchs entfernen der Sicherung schaltest du zwar den Storm aus, aber raus kommst du trotzdem nicht« Auch ihm schlich ein breites Grinsen übers Gesicht, sodass seine weißen Zähne kurz aufblitzten: »Klar, Gesellschaft ist immer gut« »Ok, warte, bevor wir die Sicherung rausholen müssen wir das rote Kabel entfernen, sonst gehen überall die Alarmanlagen los und wi-« Ich wurde von einem schallenden Lachen unterbrochen: »Ok, dann raus hier« ehe er die Sicherung einfach mit Schwung kraftvoll herausriss. Augenblicklich brachen überall ohrenbetäubend laut Alarmsirenen aus und begannen zu heulen, begleitet von grellem, roten Licht. Seufzend resigniert legte ich den Kopf schief: »Oder wir machen alle auf und aufmerksam und improvisieren« Kapitel 22: 22 Dezember ----------------------- 22 Dezember Break out Part 2 Jana Nachdem mein improvisierter Plan A kläglich scheiterte, griffen wir zu Plan B. Doch auch dieser erwies sich als nicht gerade viel hilfreicher. So blieben wir an Plan C hängen. Doch auch dieser fand sein Ende, als mein Kamerad, Ryan hieß er, Aussicht auf ein Stückchen Kuchen bekam. Ebenso endet auch Plan D. So landeten wir also in dieser Situation. Und das, obwohl ich dachte, dass sich dieser Ausbruch als einer meiner leichteren erweisen würde, aber irgendwie schaffte Ryan es jeden einzelnen Versuch auf die kreativste Art und Weiße zu versauen. Immerhin waren wir bis zum Abfluss gekommen, dieser Planet hatte ein außerordentlich weit läufiges Kanalisationssystem, welches sich durch den gesamtem Straßensystem erstreckte, aber weiter… Wir hatten absolut keinerlei Schimmer, wie es jetzt weitergehen sollte, standen wir doch in einer Sackkasse, aus der es kein Entrinnen zu geben schien, es sei denn, wir sprängen ins, leider nicht mehr ganz so sauberes Wasser. »Wie sieht Plan E aus?« erkundigte er sich nachdenklich und rieb sich dabei, wie um seine Aussage zu unterstreichen, am Kinn. »Sehe ich aus, wie ein Ideenspucker auf Hochbetrieb? Sag du doch auch mal was! Du hast doch angefangen, mit diesem dämlichen Ausbrechgetue. Abgesehen davon müssen wir doch nicht mehr tun, als ins Wasser zu springen und wegzuschwimmen« fauchte ich schlechtgelaunt. Angewidert verzog er das Gesicht zu einer Grimasse: »Ihh… Du meinst ich soll da rein springen? Bitte, das wird-« »Ein bisschen nass« beendete ich den Satz grinsend, schubste ihn mit voller Wucht ins braun grüne Wasser und sprang mit Anlauf hinterher. PFUIH! Baaaah! Ok, ich bin wirklich hart im Nehmen, aber das… Einfach Ihh! Ihh, ihh, ihh! Wie das stinkt… Ich habe schon echt elegantere Abgänge hingelegt. Die im Übrigen auch weitaus besser riechen! So ganz nebenbei… Prustend zog er sich aus dem Wasser und schüttelte sich ab: »Du hast gesagt ein bisschen nass! Ich bin aber klätschnass!« Vielleicht gehörte dieser Ausbruch doch noch zu meinen angenehmen. »Du führst dich auf wie ein Mädchen! Hör auf zu meckern und sei dankbar dafür, dass wir entkommen konnten« lachte ich, kletterte ebenfalls an Land und wrang mein Hemd so gut es ging aus. Dabei handelte es sich um ein grau gestricktes Exemplar, so wie jeder es in einem Galaxygefängnis trug. Seltsamerweise hörte er tatsächlich auf mich und sah mich schweigend an. »Was ist?« »Was genau willst du jetzt machen?« »Ich weiß nicht… rauben, plündern, morden, so wie bisher« »Hm. Ich habe da ein Jobangebot? Diebstahl glaub ich. Lust mit zu machen?« »Ernsthaft? Ich dachte du bist mir böse weil ich dich in einen vorgkotzten, stinkenden, verdreckten, a- « »So genau will ich ehrlich gesagt gar nicht wissen, um was für ein Gewässer es sich da gehandelt hat, aber egal, also?« »Bin dabei, wenn auch nur wohl oder übel. Glaub mir, ich riskiere weder mein Leben für dich, noch bleibe ich bei dir, falls sich mir eine bessere Gelegenheit bietet und sollte es brenzlich werden, kratze ich ohne Rücksicht auf dich die Kurve« »Sind wir sowas wie ein Team?« »Team würde ich nicht gleich sagen…« »Ach komm…« »Nein« »Team?« »Nein« »Bitte« Worauf habe ich mich da nur eingelassen? Kapitel 23: 23 Dezember ----------------------- 23 Dezember To be free Es gibt da eine japanische Legende. Man kann sie weit zurückführen, bis hin in die Edozeit. Sie bezieht sich auf einen rosa Kirschblütenbaum im Garten einer wohlhabenden Familie. Wenn man dort am ersten Tag des neuen Jahres erscheint und sich unter dem Baum etwas wünscht, geht er in Erfüllung. Das Anwesen besagter Familie veränderte sich mit der Zeit und eines Tages wurde aus dem Haus ein Hotel. Jährlich reisen viele Gäste in dieses Hotel um sich ihren Wunsch erfüllen zu lassen. So wie auch unsere Protagonisten der Geschichte: gemeinsam in einem Hotelzimmer, fünf unbekannte Menschen. -------------- Sie hatten es sich vor dem Kamin gemütlich gemacht, Seite an Seite und endlich kehrte Ruhe ein, statt dem ständigen Streit, der bis gerad eben vorgeherrscht hatte, hatte doch keiner der fünf eine besonders hohe Meinung von den Anderen. Mia nutzte die Gelegenheit und wollte ein friedliches Gespräch beginnen. Lächelnd wandte sie sich an PJ: »Sag mal, was ist dein Wunsch?« Obwohl keiner redete herrschte ein lautes Rascheln vor, da jeder dennoch irgendeiner Beschäftigung nach ging. Ein leises Stöhnen entfuhr PJ und sie lehnte sich in ihren Sessel zurück: »Eigentlich geht dich das ja nichts an, aber ich bin ein Mensch, der grundsätzlich das sagt, was er denkt. Eigentlich ist mein Wunsch ganz einfach und simpel: Ich will frei sein. Nicht, dass ich eingesperrt bin, aber irgendwie kann ich doch nie das tun, was ich eigentlich möchte« Plötzlich war es still im Zimmer geworden. Alle blickten PJ überrascht und zugleich verständnisvoll an: Maya hatte ihr Buch in den Schoß sinken lassen, Jana hatte ihr Notizbuch beiseitegelegt, in welches sie bis eben zeichnete und Francis schaute von ihrem Laptop auf, über den bis gerade eben klackend ihre Finger hinweg geflogen waren. Es brauchte keine Worte, damit einer wusste, was die anderen dachten: sie dachten dasselbe. Lächelnd legte Mia den Kopf in den Nacken und sah das Foto der fünf unter dem immer blühenden Baum an. Jene Nacht lag nun schon lange zurück, doch der Kontakt blieb noch immer bestehen. Sie waren gute Freunde geworden, auch wenn ihr Start alles andere als vorbildhaft zu bezeichnen ist: Mias eigenes Klavier, das sie nie hatte leiden können und dennoch spielte sieht sie denken konnte zerstörte sie damals mit einem Baseballschläger. Einfach so und obwohl es sich einfach nur übertrieben und dämlich anhört, so etwas zu tun, war es dennoch befreiend. Ebenso wie Maya alle Schriften, Bücher und Papiere der Architektur verbrannte und eine Karriere als Basketballspieler startete. Bekannt für ihre Flinkheit. So hatten sie alle ihre Freiheit gefunden. Manchmal ist das nackte Zerstören vielleicht doch keine pure Gewalt, so wie es manchmal scheint, denn auch auf den Ruinen der Azteken wuchs ein neuer Wald. Und vielleicht war dieser Wald schöner als jeder andere Wald jemals zuvor. Kapitel 24: 24 Dezember ----------------------- 24 Dezember Bye, bye! Ein breites Grinsen spiegelt sich auf den Gesichtern der fünf wieder. Mia spricht als erstes aus, was alle denken: »Heute können wie endlich heim« Zustimmendes Gemurmel erfasst die Gruppe. Jana erfasst als nächste das Wort: »Ich bin echt froh endlich aus diesem Loch wieder raus zu können« »Ja, aber es war auch lustig und inzwischen ist das ja kein schwarzer Raum mehr, sondern ein Wohnzimmer« erwidert PJ lachend und wieder raunt die Menge zustimmend. Grinsend kuschelt sich Francis in ihren Sessel: »Irgendwie muss ich jetzt an Nikolaus denken, als Maya die Suppenschüssel ausschlürfen wollte und dann darin feststeckte« Beleidigt bläst Maya die Backen auf: »Ja und ihr ranntet wie ein Haufen aufgedrehter Hühner gackernd um mich herum, bis Mia mal auf die Idee kam, dass ihr die Schüssel auch mal zerschlagen solltet, was sich allerdings keiner traute, in der Angst mit zu verletzen, bis ich vor die Wand lief und es selbst erledigte« Auch sie ließ sich nun in ihre Kissen fallen, ebenso wie Jana gackernder Weiße: »Am besten war es ja immer noch als wir die Ratte fanden…« »Und Mia dann eines morgens in der Mäusefalle, die wir aufstellten fest saß« beendet PJ lachend den Satz. Nun war es an Mia die Arme zu verschränken und sich auch zu setzen: »Schön, ihr habt euch ja auch so viel besser angestellt… So, jetzt sitz ich auch, zufrieden? Ein Haufen Idioten sitzt im Kreis herum« Erneut erfüllt ein Lachen den Raum, bis Francis wieder ernst wird: »Tja, dann.. Bye! Frohe Weihnachten euch allen, feiert schön« »Danke, du auch« »Jep, danke gleichfalls« »Jo, dir auch« »Danke, dir auch« »BYE!« Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)