The Pumpkin King von Cairichi (Wouldn´t you like to see something strange?) ================================================================================ Kapitel 7: Hier in Halloween - Trifft der zukünftige König die richtige Entscheidung? --------------------------------------------------------------------------------------                                                                               ✞~❦~✞                                                                                Tag Drei                                                                                  ✞~❦~✞     „Sind wir dann hiermit fertig?“, genervt stöhnte Sora auf und verschränkte die Arme vor der Brust. Er hatte genug Informationen darüber, wie der heutige Akt von der Bühne vonstatten geht. Mal nebenbei bemerkt, wird dieser Akt so oder so nichtig sein. Was sein Vater Jack natürlich nicht wissen kann, aber womöglich bald Wind davon mitbekommen musste. Sora wollte jetzt einfach nur nach Hause, um sich vorzubereiten und die noch vermeintlich friedlich verbleibende Zeit mit Kairi verbringen.   Mit einem langen Seufzer ließ Jack die Schultern hängen. „Ja, wir sind hier fertig.“, er drehte sich zu seinem Sohn um und fasste diesen direkt an den Schulten. Irritierend zog dieser daraufhin die Augenbrauen zusammen und musterte seinen Gegenüber. „Was ist denn noch, Paps?“, die Mimik von Jack Skellington verhärtete sich und er beobachtete seinen Sohn kritisch. „Ich weiß nicht, Sora. Sag du es mir. Ich hab irgendwie ein ungutes Gefühl. Das ist alles.“, den Blick von seinem Ziehvater ausweichend, starrte Sora stattdessen in den dunklen violetten Nachthimmel. „Ich weiß echt nicht, was du meinst. Aber mir ist langweilig und deswegen mach ich jetzt ´ne Fliege.“ , äußerte Sora sich kühl, riss sich anschließend aus den Händen von Jack hinaus und wandte seinem Vater den Rücken zu. „Du würdest aber mir sagen, wenn dich etwas bedrückt, nicht wahr, Sora?“, der Angesprochene blieb mitten in seiner Bewegung stehen. Leicht über die Schultern schauend, grinste dann Sora. „Ja, klar.“, antwortete er und verabschiedete sich mit einer schlichten Handbewegung. Jack hingegen starrte skeptisch für eine Weile seinem Sohn hinterher, bevor dieser in der Masse der Bewohner verschwand. Die langen knöcherigen Finger an seinem Kinn reibend, schloss Jack die Augen und grübelte über Sora´s Verhalten nach. Es war nicht üblich für Sora, ihn so anzulügen. Denn Jack spürte nämlich, dass irgendetwas im Busch war und das war mit Sicherheit kein flauschiges Karnickel. Warum aber Sora nicht mit der Sprache herausrückte, nervte und frustrierte ihn zur gleichen Zeit gewaltig. Sonst fragte Sora immer nach seinem Rat oder kam zu ihm, wenn er etwas auf dem Herzen hatte. Immer. Es musste also schon etwas schwerwiegenderes vorgefallen sein, das Sora ihm - und höchstwahrscheinlich Sally - nichts sagen konnte. „Ah, Jack! Da bist du ja!“, überrumpelt drehte sich Jack um, nur um den Bürgermeister von Halloween Town zu entdecken. „Welch Überraschung. Wie kann ich denn Ihnen helfen, Bürgermeister?“ - „Gut, das du fragst Jack. Können wir ein Pläuschen in meinem Büro haben? Ist nämlich vertraulich.“, ohne jegliche Einwände, willigte Jack wie selbstverständlich ein. „Natürlich. Wollen wir dann?“, der Bürgermeister nickte zuversichtlich und bot Jack zum Vorgehen an. Dankend ging der König der Kürbisse voran, während der kleine Bürgermeister hinterher dackelte. Der Bürgermeister schien in letzter Zeit echt einen Sinn für schlechtes Timing zu besitzen. So wie jetzt. Das empfand Jack auf jeden Fall. Mit Sora musste er wohl ein anderes Mal ein ernstes Gespräch führen.                                                                                   ✞~❦~✞     Völlig in den Gedanken versunken lag Riku auf seinem Bett und starrte Löcher in das Sternenförmige Objekt, welches sich in seiner Hand befand. Das hatte also Kairi für Sora gemacht? Dieses aus Stofffetzen und Plastikresten erstellten Anhänger, worauf anscheinend Sora´s Gesicht abgebildet war. Riku schnaubte belustigt. Das war auf jeden Fall ein netter Versuch von ihr gewesen, Sora darzustellen. Er legte nach diesen Gedankenzug den Glücksbringer neben sich auf dem Bett ab und blickte von seiner Position aus, aus dem Fenster. Riku seufzte resigniert, als er das Rechte Bein anwinkelte und mit beiden Händen seine Schläfen massierte. Er hoffte inständig, dass Sora´s Plan aufging. Wenn nicht, hätten die immer noch Plan B, aber dieser würde Sora überhaupt nicht gefallen, weswegen Plan A unbedingt klappen musste. Das weiß Sora selbst, aber eine andere Wahl hatten sie nicht. Riku´s Augenmerk wanderte wieder zurück zu den Anhänger. Er wusste nicht, warum er das Dingen aus dem Affekt mitgenommen hatte. Kaum hatte er es gesehen, griff er danach und steckte es in seine Hosentasche ein. Fast wie ein Kleptomane, was er – so meint er – nicht war. Davon war er überzeugt. Das beantwortete aber immer noch nicht seine Tat, warum er es einfach so mitnahm. Es gehörte Sora und nicht ihm. Und im Hinterkopf nagte wieder das schlechte Gewissen und dieser unscheinbare Neid. Denn das rothaarige Mädchen war gerade mal knapp drei Tage hier und er benahm sich wie ein eifersüchtiger Freund. „Eifersucht, huh?“, murmelte er zu sich und verzog nicht überzeugend den Mund. War er wirklich eifersüchtig auf Kairi gewesen? Eher nicht, denn er empfand mehr Mitleid für sie als Eifersucht. Und da kam ihm die ungewollte Einsicht. Er war nicht neidisch auf Kairi gewesen, sondern auf Sora. Riku setzte sich auf und fuhr sich genervt durch die Mähne. Es machte irgendwo Sinn. Denn er selbst bekam nicht gerade die Aufmerksamkeit, die er so sehnlichst wünschte. Die Aufmerksamkeit, die Sora ihr schenkte. Die Aufmerksamkeit, die Kairi Sora entgegen brachte. Bedrückt starrte Riku aus den Augenwinkeln heraus den Anhänger erneut an. Er musste den Glücksbringer Sora wieder zurückgeben. Das Timing musste dafür nur stimmen. Riku schloss die Augen und die Stille in seinem Raum schien ihn förmlich zu erdrücken. „Ich bin so ein Narr...“                                                                                           ✞~❦~✞   Langsam zu Bewusstsein kommend, schlug Kairi die Augenlider wild auf und zu. Ihren Kopf neigte sie leicht nach rechts und entgegen blickte ihr eine besorgte Sally. „Wie geht es dir, Kairi?“, fragte sie auch zugleich und Kairi setzte sich aufrecht. Dabei fiel ihr ein weißer Lappen in den Schoß, der wohl auf ihrer Stirn gelegen haben muss. Noch schlaftrunken griff sie nach dem Tuch und wandte ihre Aufmerksamkeit zu Sally. „Ich fühle mich soweit in Ordnung. Nur ein wenig groggy. Das ist alles.“, antwortete Kairi ihr ehrlich. „Ich verstehe. Du hast wahrscheinlich hyperventiliert, was dazu führte, dass dein Gehirn nicht genügend Sauerstoff erhielt und du dadurch ohnmächtig wurdest.“, erklärte Sally, während Kairi sich an der Schläfe rieb. „Oh. Ist das so? Tut mir Leid wegen den Umständen.“, entschuldigte die rothaarige sich bei Sally. Diese winkte ab. „Mach dir darüber keine Sorgen. Ich hätte nur nicht gedacht, das du so reagieren würdest. Aber dann wiederum..“, Sally legte eine Pause ein und Kairi überlegte fieberhaft, was Sally meinte. Denn sie war sich sicher, das sie nicht nur wegen der schlechten Nachricht über Sora einfach so das Bewusstsein verlor. Sie wollte nämlich Sally die Wahrheit sagen, denn ihr Gewissen machte sie psychisch fertig. „... ist es plausibel, dass du so reagiert hast, wie du es eben tatest.“, Sally lächelte am Ende ihres Satzes und reichte Kairi ein Glas Wasser. „Hier. Du solltest etwas trinken. Für deinen Kreislauf.“ - „Danke.“, dankbar nahm Kairi das Glas und nippte daran. Sie überlegte, ob sie es nochmal probieren sollte und wägte die Situation ab. Doch sobald sie den Mund öffnete, wurde ihr schwindelig und die Worte blieben ihr förmlich im Halse stecken. Instinktiv griff sie sich schmerzlich an dem Kopf. „Ist wirklich alles okay? Brauchst du eine Schmerztablette? Warte...“, Sally erhob sich und eilte geschwind in die Küche. Währenddessen rieb sich Kairi die Stirn und atmete tief ein und aus. Und ihr Verdacht verhärtete sich. Xehanort hatte wohl eine Art Fluch über sie gelegt, damit sie auch wirklich schwieg wie ein Grab. Was sie keinesfalls verwunderte. Nur wie hat der das angestellt? Den Kopf schüttelnd, schwang Kairi ihre Beine vom Sofa und setzte das Glas Wasser auf dem Tisch ab. Just in dem Moment kam auch Sally aus der Küche zurück. In der Hand hielt sie eine Tablette, die sie Kairi gab und ihr abermals das Wasserglas in die Hand drückte. „Hier. Danach sollte es dir wesentlich besser gehen.“, dankend nickte Kairi und schluckte die kleine Kapsel herunter. Ihr Blick fiel dabei auf die Wanduhr. Es war bereits nach 19 Uhr gewesen. Hat sie wirklich knapp zwei Stunden durchgehend geschlafen? Nicht nur das bereitete ihr Sorgen, sondern auch das ihre Zeit langsam ablief, um Sora zum bestimmten Treffpunkt zu bringen. Apropos Sora. War er denn wieder von Jack zurückgekehrt?   „Kairi?“, angespannt schaute die Angesprochene zu Sally, die ihr ein aufmunterndes Lächeln schenkte und mit dem Finger nach oben deutete. „Sora ist oben im Zimmer. Er kam vor circa einer Stunde nach Hause und er weiß Bescheid...“, und als hätte Sally ihre Gedanken gelesen, zeigte sie damit auf die verwelkte Blume, die etwas abseits auf der Tischoberfläche lag. Abwesend nickte Kairi. Kairi wollte ihr noch zig dutzende Fragen stellen, doch sie wollte sich nicht ihr weiter aufdrängen und stand stattdessen vom Sofa auf. Neugierig beobachtete Sally sie und ihr Blick schweifte kurzzeitig zur Küche hinüber. „Möchtest du noch eine Kleinigkeit essen? Du hast bestimmt Hunger.“, Kairi winkte dankend ab. „Nein, danke. Momentan habe ich keinen Appetit. Ich gehe nach oben.“, verkündete Kairi und Sally lächelte verstehend. Gemächlich zur Treppe gehend, blieb Kairi kurz vor dieser stehen und schaute über die Schulter zu Sally hinüber. Eine dringende Frage lag ihr nämlich auf der Zunge, weswegen sie auch ursprünglich zu ihr hinunter ins Wohnzimmer kam. „Sag mal, Sally. Hast du zufälligerweise einen sternenförmigen Anhänger gesehen?“, auf die Frage hin strich Sally sich am Kinn und wirkte nachdenklich. Nichtsdestotrotz schüttelte Sally verneinend mit dem Kopf. „Tut mir Leid. So etwas habe ich leider nicht gesehen.“ - „Verstehe. Danke dennoch, Sally.“, enttäuscht schlenderte Kairi die Stufen hinauf und blieb vor Sora´s Zimmer stehen. Sie atmete resigniert aus und klopfte drei Mal gegen die Tür. Als sie von innen keinen Ton vernahm, klopfte sie erneut. „Sora? Sora? Ich komm´ jetzt rein.“, selbst nach ihrer Bekanntgabe kam keine Rückmeldung vom Innenraum und sie öffnete leise die Tür.                                                                                          ✞~❦~✞     Sobald sie am Wald angekommen waren, schwang Lea die Tür des Streifenwagens mit voller Wucht auf. Lea hatte die Schnauze gestrichen voll von den Möchtegern Polizisten. Die Fahrt hierher hatte ihm schon genug Nerven gekostet, denn den Schmarrn, den die Polizisten von sich gaben, konnte man einfach nicht zuhören. Dasselbe galt wohl auch für Naminé. Sie selbst stieg erschöpft aus dem Wagen und gesellte sich zu Lea. „Also dann, Kinder. Führt uns mal zum besagten Spukhaus.“, belächelte einer der Behörden sie und Lea knirschte die Zähne zusammen. Er wünschte niemanden etwas schlechtes, doch bei denen könnte er glatt eine Ausnahme machen. „Hier entlang, bitte.“, vernahm er Naminé´s zarte Stimme, welche zielstrebig voran ging. Dicht gefolgt von den Behörden, die belustigt ihre Loom Taschenlampen anschalteten und sich gegenseitig Blicke zuwarfen. Der Anreiz, die beiden Polizisten in Angst und Schrecken zu versetzen, war für Lea gegeben. Er musste nur auf den passenden Augenblick dafür warten. Lea selbst musste hämisch grinsen bei dem Gedanken, als er ihnen tiefer in den Wald folgte und dieser sie in der Distanz verschluckte.                                                                                       ✞~❦~✞     Riku´s Beine führten ihn zum Haus der Skellingtons, vor dessen Haustür er auch zu einem Halt kam und die Hände in den Hosentaschen verstaute. Ein Seufzer entrann seiner Kehle und er hatte eine grobe Vorahnung, wie Sora sich über ihn lustig machen wird, sobald er von seinem Fauxpas erzählen würde. Das Gesicht verziehend hob Riku seine rechte Hand an, um die Klingel zu bestätigen. Weit kam er aber nicht, als Sally vor ihm die Tür bereits überraschend öffnete. „Oh, hallo Riku!“, perplex winkte Riku schwach zur Begrüßung und ehe er was sagen konnte, schnitt Sally ihm das Wort ab. „Du willst zu Sora, nicht wahr? Komm doch rein.“, sie trat zur Seite, um ihn Eintritt zu gewähren, während er der Bitte nach kam. Direkt beschaute er das Wohnzimmer und drehte sich zu Sally um, als sie ihm mitteilte, dass Sora oben sei. „Ah, danke Mrs. Skellington.“, damit schritt er die Stufen zum Obergeschoss hinauf und war dabei, an Sora´s Tür anzuklopfen. Jedoch war diese angelehnt und ohne großartig zu überlegen, stieß er diese ohne Bekanntgabe auf. Was er aber im nächsten Moment bereute.   „Öh...störe ich?“, wie Rehe im Scheinwerferlicht sprangen die beiden voneinander vom Bett. „Riku! Es ist nicht das, wonach es aussieht!“, versuchte Sora sofort die Situation klarzustellen, in der Kairi und Sora bis vor einigen Sekunden sich befanden und Riku hob amüsiert eine Augenbraue an. Kairi hingegen rieb sich verlegen ihre Wangen, um wohl die Röte, die sich in ihrem Gesicht gebildet hatte, zu verbergen. „Natürlich. Wenn ihr fertig mit Wrestling seid, würde ich eben mit dir reden wollen, Sora.“, Riku richtete flüchtig seinen Blick zu Kairi. „Und zwar allein, unter vier Augen.“, machte Riku es für Kairi deutlich, dass sie nicht erwünscht bei dem Gespräch war. Kairi räusperte sich und stieg vom Bett hinunter. „Ich wollte sowieso auf´s Bad gehen.“, äußerte sie hastig und flüchtete ins gegenüberliegende Badezimmer. Die Tür schloss sie aber erst hinter sich zu, als sie Sora frech die Zunge entgegen streckte und dieser ihr ebenfalls keck die Zunge zeigte. Dazu zwinkerte er ihr noch neckisch zu. Die Nase gerümpft, schlug sie dann die Tür zu. Riku sah zwischen den beiden hin und her, eher er die Tür zu Sora´s Zimmer hinter sich schloss. Sie benahmen sich wie kleine Kinder. Oder noch schlimmer. Wie ein Ehepaar. „Neckisch wie eh und je. Muss ich das verstehen, was ihr vorhin getrieben habt?“, zog Riku seinen besten Freund auf, während Sora genervt seufzte und abwinkte. „Überhaupt nicht. Egal was ich sage, du scheinst es mir eh nicht zu glauben.“, meinte Sora schlicht und legte sich seitlich auf dem Bett hin. „Versuch es.“ - „Nee. Was möchtest du denn noch so dringend mit mir besprechen? Ich dachte, wir hätten bereits alles wichtige für heute Abend besprochen. Die Kette von mir hast du bestimmt auch gefunden.“, mit einem Nicken bestätigte Riku die Aussagen von Sora. „Das du immer deine Sachen verlegst. Vor allen Dingen die Kette. Ist sie dir etwa unwichtig geworden?“, mit einem schnellen Griff zur Hosentasche, zückte er die silberne Kronenkette hervor und warf diese Sora entgegen. Gezielt schnappte Sora nach dieser. „Klar ist sie mir wichtig. Immerhin hast du sie mir geschenkt.“, Riku rollte mit den Augen. „Naja, die gehörte ehemalig deinem Vater, der es meinem Vater schenkte und mein Vater es mir übergab und ich schlussendlich sie dir überließ. So gesehen gehörte die Kette von Anfang an dir.“, diesmal war es Sora, der die Augen verdrehte. „Es ist aber die Geste und der Gedanke dahinter, der wirklich zählt.“, Sora schüttelte den Kopf, um einen klaren Gedanken fassen zu können und um zurück zum Thema zu kommen. „Also. Worüber wolltest du denn noch reden?“, hakte Sora nach und Riku sah bedrückt - fast schon schuldig - zu Boden. Aus der anderen Hosentasche kramte er den sternenförmigen Anhänger hervor und argwöhnisch musterte Sora das Objekt. „Was...ist das?“, fragte Sora kurios und stand schließlich vom Bett auf. Ergeben seufzte Riku. „Sora, ich muss dir etwas beichten.“, begann Riku und ging einen Schritt auf Sora zu.                                                                                          ✞~❦~✞ Kairi saß unmotiviert auf dem Toilettendeckel und stützte ihr Kinn auf den Handinnenflächen ab. Was auch immer Riku nun mit Sora zu besprechen hatte, es schien sehr wichtig für die beiden zu sein. Nichtsdestotrotz wünschte Kairi sich, das sie mit eingeweiht würde. Auch wenn sie jetzt nicht die beiden von Kindheitstagen her kannte, wollte sie unbedingt mit dazugehören. Aber es ging sie wohl nichts an, über was auch immer sie miteinander zu besprechen hatten. Sie stöhnte genervt auf und erhob sich von ihrem Platz. Vor dem Waschbecken blieb sie stehen und betrachtete sich selbst in den Spiegel. Dann streckte sie die Zunge raus und gab ihren Spiegelbild ein freches Gesicht. Anschließend schaute sie ihre Eckzähne an und strich mit der Zungenspitze über diese. Als hätte sie erwartet, das sie so spitz und scharf waren, wie die von Sora. Natürlich waren sie das nicht. Sie war ein Mensch und er ein Vampir. Also warum wollte sie plötzlich auch so spitze Zähne wie er haben? War ja schon schlimm genug, dass sie unentwegt an ihn dachte, ohne es überhaupt wirklich zu wollen. Hinzukommt das Geschehen von vorhin. Sie betrat einfach das Zimmer, ohne jegliche Erlaubnis. Wie denn auch? Wenn Sora tief und fest schlief – so dachte sie anfänglich - , konnte sie ja nicht darauf warten, dass er irgendwann mal aufwachen würde. Weswegen sie auch leise durch den Raum schlich, um nach dem Glücksbringer zu suchen. Sie war sich ziemlich sicher gewesen, dass sie den Anhänger auf dem Schreibtisch abgelegt hatte. Aber seit heute Morgen hatte sie das Dingen auch nicht mehr gesehen gehabt. Wo also zum Donnerwetter war das Teil abgeblieben? Es half ihr auch nichts, als sie versuchte, unter dem Kopfkissen von Sora zu schauen. Denn er wachte wohl durch die Bewegungen auf und pinnte sie anschließend auf das Bett, während er triumphierend sein Kinn anhob. Sie sollte dann hier wohl erwähnen, dass sie sich mehr oder weniger befreien konnte, indem sie ihn an den Seiten des Oberkörpers kitzelte. Was schließlich in eine Kebelei ausartete und sie von Riku in der Position vorfand, in der sie sich danach befanden. Innerlich wollte sie sich gegen die Stirn klatschen. Im Endeffekt hatte sie weder den Glücksbringer gefunden, weder einen Plan ausgetüftelt, wie sie Sora zum abgemachten Treffpunkt locken sollte.   „Andererseits...will ich das gar nicht.“, flüsterte sie die Worte sich selbst zu, als sie daran dachte, Sora auszuliefern. Und höchstwahrscheinlich würde sie sich selbst mit ausliefern. Das verriet auf jeden Fall ihr Bauchgefühl. Nur wie konnte sie es abwenden? War es überhaupt möglich, dies abzuwenden? „Verdammt...“, fluchte sie und haute gegen die Oberfläche des hüfthohen Badezimmerschrankes, dessen Tür sich einen Spalt breit öffnete. Sauer murrte sie und wollte die angelehnte Tür wieder schließen, jedoch erblickte sie etwas funkelndes im Inneren. Sie wusste genau, was es war. Unsicher griff sie nach den zwei Gegenständen, die sie anschließend nachdenklich musterte. Sie hatte zwar keine Ahnung, warum sich ausgerechnet diese zwei Objekte hier befanden, dennoch war ihr etwas klar geworden. Sie hatte nun einen vermeintlichen Plan B gefunden und grinsend starrte sie die spitze Nadel an, bevor sie diese an ihrer Pulsader an ihrem Handgelenk ansetzte.                                                                                            ✞~❦~✞   „Glaub mir, ich tat es aus dem Affekt. Das war dumm von mir, ich gebe es ja zu.“, gestand Riku, als er sich neben Sora an der Bettkante setzte. Sora hingegen rieb sich grübelnd die Stirn. „Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich sagen soll.“, meinte schließlich der Vampir ehrlich und blickte dabei den Fußboden an.   Es wunderte ihn im Endeffekt also nicht mehr wirklich, warum Kairi vorhin wie vernarrt sein Zimmer durchsuchte. Sora konnte es nicht ganz begreifen, warum ausgerechnet Riku den Glücksbringer – den Kairi extra für ihn angefertigt hatte – entwenden würde. „Ich weiß, dass du Kairi nicht sonderlich leiden kannst, aber es war immerhin für mich bestimmt. Wieso also?“, den Kopf nach hinten werfend, stöhnte Riku entnervt auf. „So stimmt das gar nicht, Sora. Ich hab echt nichts gegen Kairi.“, unglaubwürdig hob Sora die Augenbrauen an. „Wirklich!“, äußerte der Werwolf sich verteidigend und schnaubte auf. „Von mir aus könnt ihr viele kleine Baby Sora´s und Kairi´s produzieren und ich wäre vollkommen okay damit. Aber du musst mir glauben, das ich aus dem Affekt gehandelt hab. Es war wirklich nicht meine Absicht gewesen, dieses Ding hier zu klauen.“, Riku deutete mit einem Kopfnicken zum Glücksbringer, welcher sich nun in Sora´s Händen befand. Der Vampir räusperte sich verlegen auf Riku´s Anspielung und schaute seinen besten Freund an. Riku hatte ihn bisher nie angelogen, warum sollte er also jetzt damit anfangen?   „Ist okay. Ich glaube Dir, weil du mein Bester Freund bist.“, um seine Aussage noch zu bekräftigen, legte Sora eine Hand auf Riku´s Schulter ab und grinste ihn an. Der Wolfsjunge blinzelte kurz perplex, ehe er selbst grinste und seine Gesichtszüge weich wurden. „Danke, Sora.“, der Vampir schüttelte mit seinem Kopf und legte den Glücksbringer in die Pfoten seines Besten Freundes. Dieser schaute verwirrt seinen Gegenüber an. „Pass solange, bis wir Xehanort gestellt haben, auf den Anhänger auf, klar? Ich weiß, das er bei dir in guten Händen ist.“, unglaubwürdig starrte Riku auf den Anhänger herab, den Sora ihm mit Sicherheit überreichte. „Bist du dir da.-“ - „Absolut. Lass Kairi für´s Erste davon nichts wissen. Übergebe Kairi den Anhänger zum richtigen Zeitpunkt zurück. Okay?“, dem nicht richtig folgend, verzog Riku sein Gesicht. „Aber wann weiß ich, wann der richtige Zeitpunkt ist?“ Sora grinste diabolisch und streckte den Finger in die Höhe. „Glaub mir, es wird aus heiterem Himmel dir in den Sinn kommen.“, ungehalten runzelte Riku die Stirn. Bevor er darauf aber erwidern konnte, beobachtete er, wie Sora tief durch die Nase atmete und daraufhin diese zu hielt. Riku erkannte auch warum er dies tat, denn er selbst musste die Nase rümpfen. Es roch nach Blut.   Um genauer zu sein, roch es nach Menschenblut. Instinktiv drehte sich Sora in Richtung Tür um und hastete zu dieser, nur um diese im nächsten Moment wie in Ekstase aufzureißen. Riku steckte aus Reflex den Anhänger zurück in seine Hosentasche und Sora blieb wie erstarrt zwischen Tür und Rahmen stehen, als er den Ursprung des Geruchs vor sich sah. „Oh, habt ihr mich etwa kommen hören?“, Eher riechen, wollte Sora erwidern, jedoch verkniff er sich dies und schüttelte den Kopf. „Uhm, ja. Deswegen hab´ ich auch sogleich die Tür für dich geöffnet.“, redete Sora sich aus seiner Misere heraus und kratzte sich am Kopf. Verspielt verdrehte Kairi die Augen und winkte anschließend Riku freundlich entgegen. „Hey.“ - „Hey.“, erwiderte Riku die Geste von ihr und lief an den beiden vorbei. Bis vor aber Riku aus dem Sichtfeld von Sora verschwand, warf der Wolfsjunge ihm einen viel sagenden Blick zu und verabschiedete sich mit einem monotonen ´Bis später´.   Verdattert blickte Kairi ihm kurz nach, ehe sie ihre Aufmerksamkeit zu Sora widmete und sich unbeholfen am Arm rieb. „Uhm, tut mir Leid wegen vorhin.“, begann sie und ließ ihren Blick durchs Zimmer wandern. „Ich suchte halt den Glücksbringer, den ich für dich gemacht habe und finde den einfach nicht mehr. Wobei ich mir ziemlich sicher war, dass ich ihn auf den Schreibtisch abgelegt habe.“, sie sah anschließend zum besagten Schreibtisch hinüber, dessen Oberfläche wie geleckt aussah und missmutig zog sie ihre Lippen nach innen. Sora hingegen kratze sich am Gesicht und grinste sie aufmunternd an. „Ach, mach dir keine Sorgen. Ich bin mir sicher, das der Anhänger in guten Händen ist. Wir finden den schon.“, irritiert über seine Aussage, zog Kairi die Augenbrauen zusammen und entschied sich nicht weiter darauf einzugehen. Das würde wenn wieder in einer hitzigen Diskussion führen, auf die sie liebend gerne verzichten möchte. „Du hast wahrscheinlich Recht.“, stimmte sie ihm stattdessen zu und Sora´s Grinsen wurde breiter. „Wollen wir dann nochmal gemeinsam los? Zum Fest meine ich.“, schlug Sora ihr dann vor und Kairi überlegte im stillen für sich. Nach einem kurzen Moment des Zögerns, nickte sie bejahend mit dem Kopf.   „Gute Idee. Das Feuerwerk ist ja später, nicht wahr?“, diesmal nickte Sora bestätigend und sein Blick richtete er zu ihrer linken Armbeuge, auf der ein kleines Pflaster zu sehen war. Skeptisch begutachtete er die Stelle und rümpfte abermals mit der Nase. Er roch eine weitere Geruchsquelle, die er ungefähr auf Hüfthöhe ausmachte. Er fragte sich, ob sie sich unsinniger weise irgendwie verletzt haben könnte. Doch wie, womit und weshalb? Vor allem bei der erkennbaren Verletzung, machte er sich Gedanken. Was das andere betrifft, könnte es gut auch sein, dass sie ihre Periode hatte. Allein darüber zu nachzudenken könnte er sich ohrfeigen. „Sora? Wollen wir?“, holte Kairi ihn mit den Worten aus den Gedankenzug und der Angesprochene griff, unbeirrt, nach ihrer Hand. „Klar. Mir nach!“, belustigt grinste Kairi und tat wie befohlen. Jedoch beunruhigte ihr sein besorgniserregender Blick und sie hoffte inständig, das er nicht gewittert hat, was sie eigentlich im Schilde führte.                                                                                    ✞~❦~✞ Ein tiefer und langer Seufzer entrann dem Polizisten, gefolgt von einem ins Schloss fallende Tür Geräusch, als dieser Lea und Naminé einen belehrenden Blick zuwarf. „Keine Monster, keine Geister oder jeglichen Schabernack, den ihr uns aufschwatzen wolltet, war in dem Haus zu sehen. Haltet uns nicht zum Narren. Wir bringen euch jetzt zurück nach Hause und ihr könnt hoffen, dass ihr von euren Eltern nicht mehr als Hausarrest einhandelt.“, waren die genervten Worte des Polizisten gewesen, als er sich vom Haus entfernte und die Jugendlichen zurecht wies. „Wir lügen nicht! Wir haben echt etwas gesehen, was definitiv nicht existieren sollte!“, verteidigte Naminé sich prompt und schielte beunruhigt zum Anwesen. „Meine Freundin Kairi würde nie im Leben einfach so verschwinden!“ - „Glaub mir, Kleines. Wir hatten öfters solche Fälle und allesamt waren sie Zuhause in ihrem Bettchen, weil sie keine Lust auf Süßes oder Saures mehr hatten.“, versuchte der andere Polizist sie zu beschwichtigen und lief an die beiden Jugendlichen vorbei. Dicht gefolgt vom anderen Behörden Kollegen. „Schwachsinn! Wir haben bereits bei Kairi´s Eltern angerufen und sie ist nicht nach Hause gekommen. Wie wäre es, wenn Sie mal Ihre Arbeit richtig erledigen würden?!“, fuhr Lea die beiden Polizisten aufgebracht an. „Das ist kein alberner Jugendstreich, wie Sie es gerne abstempeln wollen. Unsere Freundin ist verschwunden. Es ist ein Vermisstenfall und Sie belächeln dies!“ - „Hör mal gut zu junger Mann! Wir.-“, und ab da hört Naminé den beiden Streithähnen schon gar nicht mehr zu. Sie war zu sehr mit sich selbst und ihren Gedanken beschäftigt. Was ist, wenn Kairi von einem Tunichtgut entführt wurde? Sie als Sklavin hält oder gar verkauft oder noch schlimmer. Sie vergewaltigen könnte? Nervös knibbelte Naminé an ihren Fingernägeln rum und schaute umsich. Außerdem war es nicht zu leugnen, dass hier gruselige Gestalten ihr Unwesen treiben und natürlich tauchten sie dann nicht auf, wenn sie potenzielle Zeugen dabei haben. Es war zum Mäuse melken. „Wir gehen jetzt. Euren Eltern könnt ihr gerne damit auf den Ohren liegen.“, sagte der strengere der zwei Polizisten und marschierte voran. Unwillig folgte Lea ihnen und verschränkte protestierend die Arme vor der Brust, während Naminé stillschweigend hinterher trottete. „Na wartet. Ihr kriegt noch die Quittung dafür...“, murmelte Lea verärgert, so das die Blondine es noch mitbekam und verständnisvoll starrte sie ihn an. Sie konnte ihn nur allzu gut verstehen. Doch was genau sollten sie alleine, ohne die Polizei, denn bezwecken? Seufzend ließ Naminé ihren Kopf hängen, um diesen im nächsten Moment erneut anzuheben, als sie aus den Augenwinkeln etwas wahrnahm. Unkommentiert blieb sie stehen und schaute interessiert zu ihrer rechten. Sie sah auf dem Boden bunt etwas schimmern und wenn sie richtig sah, erkannte sie Umrisse eines Schuhs. Lea, der mittlerweile bemerkt hatte, das Naminé ihnen nicht mehr folgte, drehte sich neugierig um. „Naminé?“, doch die Angesprochene reagierte auf ihren Namen gar nicht. Stattdessen lief sie langsam auf die kleinen bunten Gegenstände drauf zu.                                                                                           ✞~❦~✞ Und hier waren sie wieder. Auf dem Fest und liefen gemeinsam, Hand-in-Hand, nebeneinander her und besahen sich jeweils in der entgegengesetzte Richtung die Stände an. Kairi´s Blick huschte flüchtig zu ihrer und Sora´s Hand, die der Vampir fest umklammert hatte. Gewissensbisse plagten sie und sie kaute auf ihre Unterlippe herum. Kairi wollte nicht Sora ausliefern. Verdammt! Sie wollte ihn und sich selbst nicht ausliefern! Es war ein verkatertes Spiel und das wusste sie. Jedoch... Mit der freien Hand griff sie zur Tasche an ihrem Rock. Das Objekt, welches in Stoff gehüllt war, wäre ihr einziger Notnagel. „Kairi?“, bei ihren Namen schwang ihr Kopf zur ihrer linken. „Ja?“, Sora sah sie leicht sorgenvoll an. „Ist alles in Ordnung? Du wirkst so...abwesend.“ Heftig schüttelte Kairi ihr Haupt auf und ab. „Nein, nein! Alles in Ordnung, wirklich! Ich war nur hin und her gerissen von den vielen Ständen. Das ist alles.“, versicherte sie ihm und lächelte ihn freudig an. Für einen Augenblick musterte er sie, bevor er ihr zunickte und selbst ein breites Grinsen aufsetzte. „Es freut mich echt zu hören, das es dir hier gefällt, Kairi.“, ließ er sie aufrichtig wissen und wie verzaubert starrte sie ihn von der Seite an. Sie spürte förmlich, wie ihr das Blut in die Wangen schoss und sie rot werden ließ wie eine Tomate. Kairi fing sich jedoch wieder, als Sora mitten auf dem Weg stoppte. Neugierig neigte sie sich zu ihm hin, um ihn besser betrachten zu können. „Sora?“, keine Sekunde später, als sie seinen Namen aussprach, drehte er sich zu ihr um, sodass sich ihre Nasenspitzen fast berührten und erschrocken hielt sie ihren Atem an. „Kairi. Ich muss dir unbedingt was zeigen. Ich weiß, das es dich erfreuen wird.“, er ließ daraufhin von ihrer Hand ab, um diese lediglich vor ihr hinzuhalten. „Vertraust du mir?“, über diese Frage verwundert, legte sie ihren Kopf schief und blickte erst unsicher zu seiner Hand nieder. Anschließend schaute sie auf und starrte in seine himmelblauen Augen, die sie praktisch durchbohrten. Entschlossen lächelte sie ihn an und legte sanft ihr Hand auf die seine ab. „Natürlich.“, erwiderte sie und mit einem seitlichem Grinsen seinerseits, wobei eines der Fangzähne strahlend auf blitzte, drückte er dankend ihre Hand und im nächsten Moment fand sie sich in den Armen des Vampirs wieder. Welcher sie hoch in die Luft mitnahm und die Stände von ihrer Sichtweise aussahen, wie leuchtende Ameisen. „Wohin bringst du mich eigentlich?“, wollte sie schlussendlich wissen. „Wirst du schon sehen.“, gab er ihr knapp als Antwort und ihr wurde mulmig zumute, als sie erkannte, worauf sie Kurs nahmen. Denn dieser Ort war der letzte, den sie heute aufsuchen wollte.                                                                                  ✞~❦~✞       Kaum hatte Sora sie am Boden abgesetzt, sah Kairi beängstigt umher und rieb sich unwohl an den Oberarmen. „Warum sind wir hier, Sora?“, stieß Kairi unerfreut zwischen den Zähnen hervor, als sie irritiert die sieben im Kreis stehenden kahlen Bäume sah. Und da beschlich ihr das unangenehme Gefühl, aufgeflogen zu sein. „Weshalb brachtest du mich ins Hinterland, Sora?“, wiederholte sie diesmal leiser und vom Ton her zaghafter. Doch Sora ging nicht auf ihre Frage ein. Stattdessen ging er mit einem Lächeln an ihr vorbei und schnippte mit den Fingern. „Riku!“ - „Schon dabei!“, kam auch prompt eine Rückmeldung von dem Wolfsjungen und er hechtete mit Top Speed von einem Baum zum anderen. „Was...?“, hauchte Kairi perplex, da sie völlig mit der Situation überfordert war. Warum war Riku plötzlich hier? Warum waren sie überhaupt an dem Ort? So viele Fragen schwirrten in ihrem Hirn nur so herum und ihr Atem geriet völlig ins stocken, als urplötzlich Türsymbole an den alten und kahlen Bäumen erschienen. Unwillkürlich fuhr Kairi sich durch Haar, der Verzweiflung näher als es sonst der Fall war. „Was geht hier vor sich? Ich verstehe nicht so recht.“, Panik breitete sich in ihr aus und sie sah sich alarmierend um. Aber es war sonst niemand außer ihnen hier zu sehen. Doch für wie lange würde das so bleiben? Sie musste handeln! Sonst wäre es ein für allemal aus mit ihnen. Sora würde sonst sterben. Ihre Intuition verriet es ihr zumindest. Und bei diesem Gedanken wurde ihr ganz flau im Magen, das ihr fast die Galle hoch kam. Das durfte und konnte einfach nicht passieren! Verzweifelt schaute sie zu den beiden jungen Männern hinüber, die sie unbedingt warnen musste. Und so schnell sie ihre Beine sie tragen konnten, flitzte sie zu ihnen hinüber. „Hast du ihn schon ausspähen können?“, Riku schüttelte verneinend mit dem Kopf. „Noch nicht, aber ich rieche bereits seinen widerwärtigen Gestank. Er sollte bald hier sein.“, verständnisvoll nickte Sora mit dem Kopf. „Gut. Wenn´s drauf ankommt, kann ich mich auf dich verlassen, richtig?“ - „Na hundert pro!“, versicherte Riku ihm zu und beide schlugen brüderlich mit den Unterarmen ein. „Sora!“, die zwei Jungs lenkten ihre Aufmerksamkeit zu der einzig weiblichen Person, die bei ihnen war. Prompt überrumpelte sie den Vampir und die Aufregung stand ihr buchstäblich ins Gesicht geschrieben. „Kai.-“ - „Du musst von hier weg, Sora. Verschwindet solange ihr noch könnt!!“, drängte sie die beiden und klammerte sich verzweifelt an seinem Hemd fest. „Es tut mir so Leid! Ich wollte es dir sagen! Ich wollte das so sehr! Ihr ganzer Körper bebte vor Schuldgefühlen und Tränen der Reue rannten ihren Wangen hinab. Sora und Riku gaben sich stillschweigende Blicke und behutsam legte Sora eine Hand auf ihre Schulter ab, was sie aufschrecken ließ. „Ist schon gut Kairi. Ich wusste bereits von all dem Bescheid.“, schockiert über sein Aussage, lockerte sie ihren Griff an ihm und sie öffnete unglaubwürdig ihren Mund einen Spalt breit. „Was? Aber...wie?“, hauchte sie und verstand nicht, wie er davon Wind bekommen hatte. „Zero.“, war Sora´s knappe Antwort auf ihre Frage gewesen und Kairi lächelte schwach. „Natürlich...“, murmelte sie verstehend, ehe sie abermals ein ernstes Gesicht aufsetzte. „Aber ihr müsst auf der Stelle fort! Xehanort ist nämlich auf dem Weg hier her und.-“, Kairi hielt in ihrer Warnung inne, sobald sie ein Applaudierendes klatschen vernahm und mit der dazugehörigen Stimme.     „Bravo. Einfach Bravissimo, meine Liebe.“, die drei Jugendlichen warfen dem Neuankömmling einen finsteren Blick zu. „Xehanort. Ich hatte mich schon gefragt, ob du kalte Füße bekommen hast.“, provozierte Sora sogleich seinen Gegner mit einem höhnischem Grinsen. Riku indes stellte sich in Kampfposition, um bereit für den ersten Initiativschlag zu sein. Spöttisch lachte Xehanort über den Vampir – und Wolfsjungen, bei der kläglichen Annahme, sie könnten ihm ebenbürtig sein. „Grins so lang du noch kannst, Sora. Denn das Lachen wird dir nämlich bald vergehen.“, drohte nun Xehanort und Sora winkte ihn ab. „Ach ja? Du und welche Armee?“, neckte der Vampir weiter und kassierte von der Rothaarigen neben ihm einen Schlag gegen die Schulter. „Hör auf ihn zu provozieren, Sora. Er scheint mächtiger zu sein als er aussieht.“, mahnte sie ihn und Xehanort lachte laut auf. „Solltest besser mal auf deine liebreizende Freundin hören. Immerhin weiß sie, wovon sie redet.“, wissend starrte der junge Xehanort sie an und Kairi fuhr ein eiskalter Schauer über ihren Rücken. „Tch. Als ob ich das nicht wüsste.“, grummelte Sora für sich selbst als zu wem anderen und zog Kairi schützend hinter sich.   Riku warf er einen Kampfbereiten Blick zu und beide nickten verstehend. Ohne Vorwarnung sprintete Riku auf Xehanort zu und holte mit der rechten Pranke aus, um ihn direkt im Gesicht verletzen zu können. Ehe er überhaupt Xehanort einen Kratzer verpassen konnte, wurde er durch eine Barriere nach hinten zurückgeworfen und er schlitterte auf allen vier Pfoten den Waldboden entlang. „Na, na, na!“, tadelnd schwang Xehanort mit dem Zeigefinger, um kurz darauf mit einem Schnippen seine Schergen heranzuziehen, welche dunkle Kreaturen der Finsternis waren. Umgeben vom schwarzen Nebel des Todes, krochen diese Wesen mit ihrer unförmigen Statur und stechend gelber Augen um die drei Jugendlichen herum. Verängstigt quietschte Kairi und hielt sich an Sora´s Rücken fest, welcher die Situation analysierte. „Scheiße...“, fluchte er leise, als er jemanden zu seinem verwundern erblickte, mit dem er ganz und gar nicht gerechnet hatte. „Oogie...“, aus den Schatten der düsteren Bäumen trat der Genannte hervor und hob seine Stumpenarme in die Luft. „Überraschung! Welch Schicksalhafte Begegnung und welch unvorhersehbare Schachzug. Bla, bla, bla. Genug mit dem Gelaber.“, spottete Oogie und machte dazu überflüssige Bewegungen mit seinen Armen. Hinter Oogie tauchten dann rechts und links Furcht, Angst und Schrecken auf, die unheilvoll lachten. „Was macht ihr denn hier?!“, herrschte Riku die Kinder an, die man an deren Seite überhaupt nicht vermutet hätte. Anstatt zu antworten, kicherten sie einfach und sahen bereit aus, ihnen das Leben schwer zu machen. Genervt seufzte Oogie auf und deutete mit seinem Stumpen zu Kairi. „Hört auf zu geiern und schnappt mir das Mädchen!“, befahl Oogie zornig und wie auf Kommando, stürzten die drei Schergen sich auf die Gruppe vor ihnen. „Sora!“, rief Riku alarmierend und mit einer blitzschnellen Reaktion, sprang Sora mit Kairi in den Armen zur Seite und fluchte zischend. Immer und immer wieder wichen sie gemeinsam den Attacken der kleinen Teufeln aus und parierte gegen Kairi und ihn die aufkommenden Schläge. Außer Puste schaute Sora hinter sich zu Kairi, die zwiespaltig und mit Furcht im Gesicht geschrieben hin und her blickte. Anschließend sah sie zu Sora, der ihr einen verbissenen Blick schenkte und unsicher die Augenbrauen zusammen zog. Währenddessen wehrte Riku die dunklen Kreaturen der Finsternis ab und riss einen nach dem anderen mit seinen Klauen in zwei. Sobald der Wolfsjunge verschnaufen konnte, schaute er zu Sora hinüber. „Sora?!“, schrie Riku, als würde er auf irgendein Zeichen warten. „Sora?“, nun war es Kairi, die ihn erwartungsvoll ansah, als könne er Wunder vollbringen. Innerlich führte Sora eine Debatte mit sich selbst, während Xehanort amüsiert das Schauspiel betrachtete. „Na los, meine Herzlosen Geschöpfe. Holt euch, was ihr so sehr begehrt, aber lasst den Jungen am Leben!“, hetzte Xehanort seine Diener auf die Jugendlichen und unter Druck, rief Riku erneut nach dem Vampir Jungen. „Sora! Was ist nun?!“, hin und her gerissen ballte der Genannte seine Hände zu Fäusten und knirschte mit den Zähnen. Sora wusste, das die Zeit drängte und er sich entscheiden musste. Ein Seitenblick zu Kairi verriet ihm, dass sie panische Angst hatte und ungewissen sie plagte. Und hier war sie nun mal nicht sicher, wie es schien. „Plan B!“, rief deswegen Sora seinem besten Freund zu, der verstehend ihm zunickte und die nächste Welle an finsteren Herzlosen auslöschte. „Sora!“, wie fast aus der Starre gerissen, hechtete Sora zusammen mit Kairi nach hinten und entkam somit dem Schreckens Trio, die mit einem Spinnennetz in den Händen auf sie zu sprang. Stattdessen wickelten die drei sich selbst damit ein und klebten an dem Netz zusammen. „Ihr Narren! Muss man denn alles alleine erledigen!“, motzte Oogie die drei Scharlatane an und setzte sich selbst in Bewegung, um Kairi sich eigen zu machen. Sora, der das kommen sah, grinste verschmitzt und nahm Kairi Bridal-Style in den Armen. „Nichts da. Riku, mach uns den Weg frei!“ - „Brauchst du mir nicht zweimal sagen!“, entgegnete Riku ihm taff und bahnte, wie gefordert, sich durch die herzlosen, bis der Weg zum einen der Symbol Bäume frei war. „Was hast du vor?“, fragte nun Kairi verwirrt und blickte besorgt über Sora´s Schulter, als eine Horde von Herzlosen ihnen folgten. „Es wird alles gut. Du wirst schon sehen.“, antwortete der Vampir ihr und Kairi presste die Lippen hart aufeinander. Ihr Blick richtete sie zu ihrer rechten Rocktasche, in der sich die Phiole mit ihrem Blut befand. Sie überlegte für einen Moment, ob sie nun davon Gebrauch machen sollte. Doch bevor sie zu einer Entscheidung kam, setzte Sora zu Boden ab und öffnete die Kürbis aussehende Tür. Unsicher starrte sie Sora an, der ihren Blick nur erwiderte. Riku derweil lenkte all die Aufmerksamkeit auf sich und erschwerte es Oogie, Kairi zu erreichen. „Wohin gehen wir?“, wollte sie nun wissen, denn er machte nicht ohne Grund diese vertrauenswürdige aussehende Tür auf. „Du gehst nach Hause.“, sagte er und riss sich im selben Moment seine Kette vom Hals, ehe er diese in ihre Hand drückte. „Warte! Was? Was meinst du?!“ - „Beeil dich, Sora!!“, drängte nun Riku, der langsam die Herzlosen und Oogie kaum in Schach halten konnte. „Sor.-“, sein Name blieb ihr förmlich im Halse stecken, als Sora seine Stirn gegen ihre lehnte und die Augen dabei schloss. Ein langer Seufzer entrann ihm. „Vergiss mich nicht, okay?“, murmelte er fast verzweifelt, während Kairi´s Wangen sich bedrohlich rot färbten. Eher sie etwas erwidern konnte, wurde sie auch schon von Sora durch die Tür gestoßen und wie im Zeitraffer, betrachtete sie sein trauriges Lächeln und wie sich seine Lippen bewegten, doch hörte sie die Worte nicht, die diese verließen. „Sora!“, schrie Kairi panisch und streckte ihre linke Hand nach ihm aus, während er immer kleiner in ihrer Sichtweite wurde und die Dunkelheit sie langsam verschlang. Das Letzte was sie wahrnahm, war ein entsetzter Schrei und ihr Blickfeld verschwärzte sich.                                                                                          ✞~❦~✞                                        „Kairi.“                                                                            „Kairi?“                                  „Kairi?!“   Ganz dumpf vernahm sie die vereinzelten Stimmen um sich herum, ehe sie vorsichtig ihre Augenlider aufschlug und diese fix wieder schloss, als ihr grelles Licht entgegen schien. „Kairi? Geht es dir gut? Bist du unversehrt?“, hörte sie Naminé besorgniserregende Stimme. „Man, hast du uns ein Schrecken eingejagt. Was hast du denn hier eigentlich gemacht?“, erklang nun Lea´s Stimme, die erleichtert schien. Verwirrt sah Kairi ihre gegenüber an, die sie mit gemischten Gefühlen anstarrten und erst jetzt bemerkte Kairi, wo sie gelandet war. Sie war wieder Daheim. In ihrer eigenen Welt. Sie biss sich auf die Unterlippe und drückte den fast vergessenen Kronenanhänger in ihrer rechten Hand zusammen, sodass sich die Spitzen in ihre Haut bohrten und diese leicht zu bluten begann. Und das Einzige, was Kairi in diesem Augenblick imstande war zu tun, war Tränen zu vergießen. Tränen der Freude, aber auch des schweren Verlustes.   „Sora...“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)