Vater und Sohn von MsBlueLion ================================================================================ Kapitel 4: Bruchlandung Teil 1 ------------------------------ Beißender Schmerz.   Das war das Erste, was Luke bemerkte, als er langsam zu seinem Bewusstsein zurückkehrte. Sein Kopf pochte in einem unregelmäßigen Rhythmus, seine Muskeln und Knochen zerrten unangenehm bei jeder Bewegung und nichts schien richtig an seinem Platz zu sein. Verdreht und irgendwie falsch. Der blonde Junge versuchte die Augen zu öffnen, aber selbst diese sonst so einfache Bewegung, war im Moment unglaublich anstrengend und er musste ein Stöhnen zurückbeißen, als er versuchte, die drehende Welt um sich herum zu fokussieren. Nicht das er hätte viel erkennen können – denn seine Umgebung bestand fast nur aus farbigen Flecken. Hellen und dunklen Flächen, die er nicht einordnen konnte und alles verschwamm zu einem Brei. Was war passiert?   Erst nach einige Minuten der völligen Desorientierung, konnte er in dem Dunst um sich herum den Geruch von frischer Erde, verbranntem Kraftstoff und geschmolzenen Plastoid wahrnehmen und sich soweit konzentrieren, damit sich seine Sicht zu klären begann. Er blinzelte. Schemen wurden zu Schatten. Konturen bildeten sich. Klare Linien wurden sichtbar, einzelne Farben deutlich. Und ehe er es wirklich bemerkte, beobachtete er das grüne Blätterdach umherstehender Bäume dabei, wie es sich unter einem lauwarmen Luftstoß hinweg kräuselte, während ein Schwarm Vögel lautstark über seiner Position hinweg kreiste und sich in schwindelerregende Höhen begab. Reines Leben. Und so viel Grün.   Wie konnte es so viel Grün auf einem Planeten geben, wenn Tatooine ein so karges Ödland war?   Einige wertvolle Augenblicke blinzelte er noch verwirrt zum unendlich blauen Himmel hinauf, bevor er sich langsam dem Rest seines Körpers bewusst wurde und mit einem schmerzhaften Ruck seinen Kopf zur Seite drehte, um auf den orangefarbenen Ärmel seines Fluganzuges zu starren. Seltsam. Warum waren seine Arme über seinem Kopf hinaus gestreckte? Luke versuchte sich aufzusetzen, wurde aber von einem ziehenden Gefühl an seinen Gliedmaßen aufgehalten und sackte stattdessen wieder stöhnend in sich zusammen, um den aufflammenden Schmerz zu entgehen.   Etwas….stimmte nicht. Und während sein verschwommener Verstand langsam aufholte, kehrte auch seine Erinnerungen zu ihm zurück.   Richtig. Er hatte eine Mission für die Allianz geflogen. Ein fast routinemäßiger Auftrag seines Geschwaders, der nicht länger als ein paar Stunden im All dauern sollte. Eine einfache Überprüfung der umliegenden Planeten und Handelsstrecken, die für die Rebellen noch zugänglichen waren. Sie waren auf dem Rückweg, als sie von einer Flotte TIE-Fighter überrascht wurden waren, die sich mitsamt eines Sternenzerstörers im blinden Schatten eines Mondes versteckt hatten. Drei seiner Kameraden wurden getötet, aber irgendwie schafften es die meisten X-Wing in den Hyperraum zu springen, während Luke die verbleibenden TIEs aufhielt.   Alles lief gut.   Dann tauchte ein TIE-Advanced auf.   Luke hatte sich bisher immer als einen recht starken Piloten betrachtete, aber während dieser Minuten lernte er auf eine sehr harte Art und Weise, dass er noch viel zu lernen hatte. Wer auch immer den TIE steuerte – den TIE, den er hätte erkennen müssen – war verdammt gut und aus der ursprünglichen Schlacht wurde schnell eine wilde Jagd quer durch das System, in der er mit waghalsigen Manövern jede Chance nutzte, seinen Gegner von sich abzubringen. Ohne viel Erfolg. Irgendwann war er so weit von seinem ursprünglichem Sprungpunkt weggetrieben wurden, dass ihm nur noch eine Flucht durch eine nahende Asteroidenkolonie retten konnte. Doch bevor er überhaupt in ihrer Nähe kam, traf ein gut platzierter Schuss seine Schubmotoren und setzte seine Stabilisatoren außer Kraft.   Die Lampen in seinem Cockpit waren schlagartig rot geworden. Alarme schrillten. Rauch schieg aus dem linken Stromgenerator hervor. Und Luke wusste, dass er abstürzen würde.   In einem letzten, verzweifelten und hartnäckigen Manöver, riss er seinen X-Wing so weit herum, dass er die Seite des Advanced streifte, dessen Flügel zerstörte und den TIE ebenfalls aus seiner Flugbahn riss, bevor er die Kontrolle über seinen Jäger verlor und auf Kollisionskurs mit dem Planeten ging. Hartnäckig hatte er versucht das Schiff möglichst lange stabil zu halten, um in einen erschwingbaren Gleitflug übergehen zu können, aber irgendwo auf dem Weg nach unten, war schlussendlich auch seine Leistungskopplung ausgefallen und hatte den X-Wing taumelnd und zitternd geradewegs nach zu Boden stürzen lassen.   Der Aufprall musste ihn bewusstlos gemacht haben.   Luke seufzte leise und hob noch einmal den Kopf, ignorierte dabei den Schmerz, den die Handlung in seinem missbrauchten Rücken verursachte und starrte auf das nahe, aber zerschmetterte Gebilde seines ehemaligen Jägers, der noch immer leicht rauchte. Die komplette Front hatte sich in die Erde gegraben, die unteren Flügel waren gebrochen und ein Teil der Cockpitüberdachung fehlte. Seine Augen schweiften immer wieder über das Wrack hinweg und blieben schlussendlich an dem Schleppkabel des X-Wing stehen, welches an die soliden Metallstangen des Fahrwerks gebunden war. Huh? Das war definitiv nicht richtig.   Seine Stirn runzelte sich, er reckte weiter den Kopf nach oben und verfolgte das silberne Band, dass sich am anderen Ende verdächtig beharrlich um seine Knöchel schlang.   Warte…   „Was zum Teufel?“, stieß der blonde Junge entsetzt aus, riss und zog verzweifelt an dem Kabel, ohne dass sich etwas rührte und erst ein paar Sekunden später schien er wirklich registriert zu haben, dass er auch seine Arme aus ihrer Position nicht befreien konnte. Ein zweites Seil war um seine Handgelenke gebunden und hielt sie über seinem Kopf zurück. Wer auch immer ihn aus seinem Schiff gezogen hatte, hatte ihn eiskalt am Boden festgebunden.   Luke kämpfte und schlug noch ein paar Momente nutzlos gegen seine Fesseln, bevor er sich schwer atmend zurückfallen ließ und wieder in den Himmel starrte. Er musste offenbar lange genug bewusstlos gewesen sein, dass ihn jemand ohne Problem in diese Lage bringen konnte. Aber wer? Gab es hier vielleicht Eingeborene, die ihn für gefährlich hielten? Schmuggler oder Piraten? Oder war es…. Seine Gedanken kamen abrupt zum Stehen.     Der Pilot des TIE-Advanced.   Was wäre, wenn der Typ ebenfalls den Absturz überlebt hätte und er nun für ihn gekommen war? Wenn er derjenige gewesen war, der ihn hier gefesselt hatte?   Was wäre, wenn er ganz genau wusste, wer der Pilot war? Die Macht um ihn herum schwang deutlich in dem Strom der Wahrheit und doch konnte oder wollte Luke nicht danach greifen. Seine Angst war zu groß, der Schrecken zu tief. Die Antwort verblieb außerhalb seiner Reichweite.   Stattdessen versuchte sich Luke zu drehen, um seine Umgebung besser zu überprüfen, was sich aufgrund seiner Position als recht schwierig erwies und blickte missmutig umher. Bei seinem Absturz hatte er offenbar ein paar Bäume mitgerissen, aber ansonsten schien der Wald recht unversehrt. Da sein Jäger fast senkrecht auf die Erde aufgeschlagen war, waren die Kraftstoffzellen und der Hyperantrieb zum Glück vor einer Explosion verschont geblieben, sonst wäre er sicher in einem riesigen Feuerball aufgeplatzt. Ein paar Äste lagen herum und der Boden war aufgewühlt.   Ansonsten schien alles ruhig. Es war weder Mensch noch Tier in Sicht.   Der junge Pilot bewertete schnell seine Verletzungen und streckte vorsichtig seine Glieder aus, in der Hoffnung keine gebrochenen Knochen zu finden. Er hatte mehrere blaue Flecken und Einschnitte, sicherlich eine Gehirnerschütterung und die Schmerzen in seinen Gelenken und im Rücken waren das Ergebnis der weniger reibungslosen Landung. Doch darüber hinaus war er weitestgehend intakt. Luke zerrte noch einmal an den Fesseln, bestrebt darin einen Ausweg und eine Fluchtmöglichkeit zu finden, aber die Schleppkabel waren robust und auch das Fahrwerk – wenn auch verbeult und schief – hielt seinen Bemühungen stand.   Wer ihn so gefesselt hatte, hatte gewusst was er tat. Alles was er tun konnte, war sich ein paar Zentimeter nach vorn und zurück zu bewegen und sich vielleicht halb auf seinen Bauch zu drehen. Alles darüber hinaus, war für ihn unerreichbar. Ein frustriertes Seufzen entging ihm und er schloss kurz die Augen, um wieder zu Atem zu kommen. Die Sonne prallte unaufhaltsam auf ihn herab und durch den warmen Fluganzug hatte er inzwischen angefangen zu schwitzen. Er hatte keine Ahnung wie lange er schon ohne Schatten oder Wasser in der Hitze gelegen hatte, aber gemessen an seinem trockenen und wunden Hals, musste es eine ganze Weile gewesen sein. Und Dehydration war ein ernstes Problem. Wenn er nicht bald aus der Sonne kam…   Sofort versuchte er zwanghaft die aufkeimende Angst zu unterdrücken. Vielleicht könnte er sich irgendwie aus seiner misslichen Lage heraushandeln und dann entkommen. Irgendwo auf diesem Planeten musste es einen Ort geben, an dem er auf seine Rettung warten konnte. Und solange er noch immer allein war –     Schwere Schritte kamen auf ihm zu. Gleichmäßig, ruhig und kraftvoll. Jeder Muskel in seinem Körper erstarrte. War es ein Tier? Ein Einheimischer? Der Pilot? Die Luft um ihn herum schien seltsam still geworden zu sein, der Wind hatte nachgelassen und trotz der Hitze, fühlte sich alles plötzlich kalt an. Dunkel und gefährlich. Selbst die Macht schwieg, als würde sie sich verstecken. Und dann erreichte ihn das Geräusch der mechanischen Atmung und ließ ihn tief bis ins Mark erschaudern. Luke drehte sich verzweifelt in alle Richtungen, bis er den Mann lokalisiert hatte, der langsam auf die Lichtung trat und sich ihm mit ruhigen Schritten näherte.   Vader.   Natürlich. Wie konnte er nur so blind sein? Wie konnte er diese Tatsache nur so ignoriert haben? Wer sonst im Imperium flog einen TIE-Advanced?   Luke verstärkte seine Kämpfe, zappelte und bemühte sich so viel er konnte. Aber es war nutzlos, die Kabel zerrten sich nur fester um seine Gliedmaßen. Allzu bald konzentrierten sich seine Augen auf ein großes Paar schwarzer Stiefel und den Saum eines schweren Umhanges – die beide für seinen Geschmack viel zu nahe waren – bevor er seinen Kopf nach oben richtete und auf die dunkle Silhouette starrte, die die Sonne effektiv blockierte. Für einen Augenblick passierte nichts, dann hockte sich der Sith plötzlich neben ihn, packte sein Kinn und zwang sein Gesicht zur Seite, während er ihn zu mustern schien. Luke zuckte zurück, aber der Griff war wie ein Schraubstock.   „Fass mich nicht an!“, zischte der blonde Junge leise, die schwarzen Finger um seinen Kiefer erschwerte das Sprechen. Vader antwortet nicht, sondern legte seine freie behandschuhte Hand einfach stumm über seine Augen und machte ihn für einen Moment vollkommen blind. Doch bevor die Panik in ihm ausbrechen konnte, zog der dunkle Lord sich abrupt zurück und ließ Luke bei dem harten Lichtwechsel nervös und verstört blinzeln. Vaders rot getönte Linsen beobachteten seine Pupillen, dann ließ er seinen harten Griff los und tätschelte seinen Körper.   „Ich sagte, fass mich nicht an!“, schnappte Luke noch einmal wütend heraus.   „Aber du wirst lernen meine Berührungen zu tolerieren, Rebell.“ Intonierte Vader mit seiner tiefen Stimme. „Du gehörst jetzt mir und ich kann mit dir machen, was ich will.“   Luke setzte zu einer erneuten Erwiderung an und verschluckte sich fast an seinem scharfen Atemzug, als er versuchte ein Wimmern zu unterdrücken. Der dunkle Lord hatte eine empfindliche Stelle an seinen Rippen berührt und er musste die Zähne zusammenbeißen, um still zu bleiben.   „Tut das weh?“ Fragte der Sith fast beiläufig, ohne dass der junge Pilot darauf antwortete. Zum Teufel würde er Vader dazu ermutigen, ihm nur noch mehr Scherz zuzufügen.   „Das nehme ich dann als ein Nein“, sagte Vader unbeeindruckte und leicht spöttische und packte seinen Rippenbogen an der Stelle fester. Sofort schossen Tränen in Lukes Augen und dieses Mal konnte er das schmerzhafte Jammern nicht aufhalten. Doch Vader ließ nicht nach.   „Hör… auf!“, keuchte er leise und schluckte hart. „Bitte.“   Und der Sith ließ tatsächlich nach. „Tut das weh?“, fragte er noch einmal. Strenger und mit diesem gewissen Unterton in der Stimme, der keine Weigerung zulassen würde.   „...Ja…“, murmelte Luke schließlich und versuchte die Tränen wegzublinzeln.   „Sehr gut. Von jetzt an wirst du meine Fragen wahrheitsgemäß und schnell beantworten oder du wirst die Konsequenzen davon spüren. Verstanden?“ Die Stimme des dunklen Lords schwamm gefährlichen.   „Ja…“ antworte Luke noch einmal leise und ließ Vaders Finger weiter über sich schweifen. Er versuchte den Kopf zu recken und drehte sich etwas hilflos unter den Berührungen, nicht sicher, was er von alle dem halten sollte. „Was tust du?“, fragte er schließlich genervt und verwirrt und wackelt noch einmal herum.   „Ich schätze den Schaden ein, den du dir durch dein rücksichtsloses Verhalten zugezogen hast. Also lieg still.“ Wieder traf Vader eine schmerzhafte Stelle und Luke spannte sich augenblicklich an. „Schmerzen?“, fragt der dunkle Lord und seine Hand verweilte warnend über dem Bereich.   „Ja.“ Zwang der junge Pilot heraus und versuchte seinen Zorn zu schlucken.   „Guter Junge.“ Lobte Vader sichtlich amüsiert und ignorierte Lukes deutlichen Fluch.   Stattdessen untersuchte er ihn weiter und drehte ihn dann in einer schnellen Bewegung auf den Bauch. Luke hatte sich zuvor schon unglaublich verletzlich und ausgesetzt gefühlt, aber nun mit dem Gesicht zu Erde gewandt, konnte er nicht mehr einschätzen, was der dunkle Lord tun würde. Wenigstens ein wenig Schatten… dachte er grimmig, ehe er abermals herumgewirbelte wurde und zurück in die Sonne starrte. Ah verdammt.   „Zu deinem Glück, scheinst du dir keine lebensbedrohlichen Verletzungen zugezogen zu haben.“ Vader erhob sich und verließ seine Sichtlinie. Luke versuchte sich soweit zu drehen, um herauszufinden was der Mörder seines Vaters tat, konnte aber nicht viel erkennen. Es gab das Geräusch von kratzendem Metall, dann verschoben sich die Trümmer seines X-Wing und kurz darauf tauchte der dunkle Lord wieder auf. Lukes sofortige Anspannung einfach ignorierend.   Gegenstände wurden vor ihm auf den Boden gestellt. Vier Wasserrationen, sein Blaster, sein Notsignal, welches an herausgerissenen Kabeln und ohne eine Batterieeinheit vor ihm baumelte und… das Lichtschwert seines Vaters. Eines war klar: es würde für ihn keine Rettung kommen. Lukes Augen verengten sich, als er sah, wie der Sith die Waffe seines Vaters in der Hand hielt, als würde er sie genauer betrachten. Wie er sich wünschte, er könnte sich das Lichtschwert schnappen und einfach seine Wut herauslassen… doch er wusste, dass dies nicht sein Weg war. Er war ein Jedi. Er durfte keinen Hass empfinden, egal wie schwer es war. Stattdessen musste er nun auf sein Glück und die Macht vertrauen, dass er die nächsten Stunden überleben würde.   Vader setzte sich vollkommen unbeeindruckt neben ihn und ließ den blonden Jungen sofort zu ihm aufschauen. Die schwarze Maske reflektierte ein Teil des Lichtes, aber ansonsten blockierte die große Gestalt alles.   „Jetzt werden wir reden, Junge“, verkündete er mit tiefer Stimme, die Luke trotz der Hitze kalt werden ließ.   „Ich werde dir nichts verraten! Du kannst mich also genauso gut einfach töten!“, stieß er trotzig hervor und ballte seine gefesselten Hände zu Fäusten, um nicht zugeben zu wollen, dass er innerlich vor Angst und Selbstzweifel fast zusammenbrach. Er wusste nur zu gut von Vaders Rücksichtslosigkeit, seiner Macht und seiner Stärke im Kampf. Wenige hatten bisher eine Begegnung mit ihm überlebt – ihn eingeschlossen – und obwohl der Sith im Moment keinen Verhördroiden zur Hand hatte, war sich Luke sicher, dass er seine Antworten auch ohne bekommen würde.   „Ich habe nicht die Absicht, dich so schnell zu töten, Rebell. Dafür werde ich mir Zeit nehmen.“ Erwiderte Vader flach und veranlasste Lukes Magen, sich bei der kalten Bedrohung zusammen zu krampfen. „Im Moment biete ich dir sogar einen Handel an. Du wirst meine Fragen beantworten und im Gegenzug erhältst du die letzten Wasserrationen als Belohnung. Ich bin sicher, dass du inzwischen recht durstig bist.“   „Ich werde nicht reden!“   „Wie du willst, Junge.“ Vader klang seltsam amüsiert. Er streckte die Hand aus, nahm eine der Wasserrationen und öffnete sie langsam. Lukes Augen klebten praktisch daran. Er hatte tatsächlich Durst, aber er würde dem Sith diesen Sieg nicht erlauben.   Er würde stark bleiben. Wenn es Vaders Plan war, ihn in dieser Hitze verdursten zu lassen, dann sollte er es versuchen.   „Letzte Chance“, sagte der dunkle Lord, aber der blonde Junge antwortete nicht. Mit einem Geräusch, welches fast wie ein Seufzen klang, griff Vader nach Lukes Haaren und zwang seinen Kopf in einem unangenehmen Winkel nach hinten. Dann nahm er die Wasserration und leerte sie allmählich über seinem Hals. Das erschreckend kalte, klare Wasser strömte fast beißend über Lukes Kehle, seinen Nacken hinab und tränkte ein Teil seiner Haare, bevor es auf den Boden tropfte und von der trockenen Erde aufgesogen wurde. Frustriert grunzte und kämpfte der junge Pilot, doch der Sith ließ ihn erst los, als das gesamte Wasser verschwunden war.   „Eine wirklich unkluge Wahl, Kind“, verspottete Vader und hob die nächste Wasserration demonstrativ nach oben. „Wirst du jetzt meine Fragen beantworten?“   „Fahr zur Hölle!“, zischte Luke mit all dem Trotz, den er im Moment aufbringen konnte, auch wenn er sehnsüchtig auf das Wasser starrte.   „Wie du möchtest.“ Der dunkle Lord drückte seine Hand prompt über seinen Mund und begann dann langsam das Wasser über seine Stirn zu kippen, bis jeder einzelne Tropfen schmerzlich bewusst über seine Haut floss. Verzweifelt blaue Augen wanderten panisch umher und Luke versuchte seinen Kopf zu drehen, um wenigstens ein wenig Flüssigkeit fangen zu können, doch der starke Griff über seinen Lippen hinderte ihn daran. Er konnte rein gar nichts tun. Als ehemaliger Einwohner Tatooines kannte er die Auswirkungen langfristigen Wassermangels nur zu gut und im Moment war er tatsächlich auf der Überholspur zu einem Hitzschlag.   Gedämpft durch den Handschuh brachte er irgendwie eine verstümmelte Bitte nach außen und egal wie leise sie auch war, Vader schien ihn gehört zu haben. Er stoppte seine Bewegung und starrte durch die Maske zu ihm herab. „Wirst du jetzt antworten?“ Fragte er und nahm seine Hand weg.   „Ja“, krächzte Luke leise und sah beschämt weg.   „Gut.“ Eine erschreckende Zufriedenheit breite sich von dem dunklen Lord aus. „Du wirst meine Fragen ohne Lügen oder Täuschungen beantworten, oder ich werde das Wasser weiterhin verschütten und du wirst lernen, wie unangenehm ich werden kann. Wenn du ohne Proteste mitmachst, erhältst du etwas zu trinken.“   Der junge Pilot blickte lange zu der teilnahmslosen Maske auf, bevor er schließlich besiegt nickte.   „Sehr gut, Junge. Lass uns mit etwas einfachen beginnen.“ Vader griff nach dem Lichtschwert und hielt es in sein Sichtfeld.   „Woher hast du das?“     Dies war nicht die Frage, mit der er gerechnet hatte. Luke dachte, der Sith würde von ihm Informationen über die Rebellen verlangen und er könnte ein paar veraltete Dinge liefern, die ihm nichts nützen würde. Dass Vader jetzt das Lichtschwert vor ihm hielt… darauf wollte er nicht wirklich eingehen. Irgendwie war ihm klar, dass ein Grund für sein momentanes Überleben auch der Tatsache geschuldet war, weil er als ungeschulter Jedi angesehen wurde, aber zeitgleich würden all seine Überlebenschancen verschwinden, wenn der dem dunklen Lord etwas über seinen Vater erzählte.   Der Vater, der von dem Sith getötet wurden war.   „Nun, Kind? Verstößt du schon gegen unsere Abmachung?“ Die halbleere Wasserflasche wurde tückisch leicht hin und her geschwenkt, immer außerhalb seiner Reichweite.   „Nein! Ich… ich werde antworten...“ murmelte Luke schnell und bat Ben leise um Entschuldigung. „Ich habe es… von einem Mann erhalten.“   „Gib mir einen Namen.“ Die Ungeduld war deutlich.   Luke runzelte die Stirn. „Ben. Ben Kenobi.“ Die plötzliche Wut seitens Vader ließ ihn augenblicklich versteifen und scharf die Luft einziehen.   „Kenobi ist tot.“   „Ja… ich weiß…“ Du hast ihn getötet, wie du meinen Vater getötet hast. „Aber er hat es mir gegeben.“ „Hatte er einen speziellen Grund dafür?“ fragte Vader kalt.   „….Nein…“, entkam leise Lukes Lippen, was sogleich mit einem harten Schlag belohnt wurde. Er zuckte zusammen.   „Ich habe dich gewarnt, mich nicht anzulügen.“ Der Sith drehte die Wasserflasche herum und leerte sie neben ihm aus.   „Nein, nein, nein! Bitte nicht!“ Luke starrte entsetzt auf das Wasser, was neben ihm so sinnlos verschwendet wurde. Vader fuhr fort, bis nichts mehr vorhanden war, dann griff er zur nächsten Ration und öffnete sie, ehe er sie ebenfalls auf den Boden zu kippen begann.   Lukes Augen weiteten sich panisch, er begann zu kämpfen und ein Schluchzen entkam ihm. „Nein! Bitte… hör auf! Ich werde antworten, bitte! Es… es war das… Lichtschwert meines Vaters!“   „Was?“ Vaders Hand peitschte nach vorn und umfasste schmerzhaft sein Kinn, wobei er den Kopf des blonden Jungen neigte. „Sag das noch einmal“, befahl er mit bedrohlicher Stimme und die schwarzen Ranken seiner Macht kräuselten sich plötzlich deutlich um ihn herum.   „Es war das Lichtschwert meines Vaters“, flüsterte Luke fast unhörbar und wartete auf den kommenden Tod.   Jetzt, da Vader wusste, dass er Anakins Sohn war, konnte ihn nichts mehr retten und so wie der dunkle Lord auf die Waffe starrte, musste er diese auch erkannt haben. Der Sith sagte eine Weile nichts, aber seine Hand um Lukes Kinn zog sich allmählich zusammen. Die Angst brach in dem blonden Jungen aus und er versuchte die Tränen zu unterdrücken.   „Ich schwöre es ist die Wahrheit!“   „Wie ist dein Name, Kind?“ Die Stimme war neugierig und ungewohnt ruhig, was nicht wirklich half, Lukes Schrecken zu beruhigen.   „Luke… Skywalker“ antwortete er leise und blaue Augen starrten hilflos nach oben. Vader blickte auf sein verängstigtes Gesicht hinunter. War das Einbildung oder zitterte die Hand des dunklen Lords leicht? „Ich bin Luke Skywalker. Freigeborener Sohn von Anakin Skywalker.“   Das wars. Vader wusste es. Und er hatte sein Schicksal akzeptiert. So sehr er seinen Vater auch rächen wollte, er würde jetzt genau von demselben Mann getötet werden, der auch seinen Vater auf dem Gewissen hatte. Es tut mir leid, Dad…dachte er traurig und schloss die Augen, um dem erstickenden Blick des Sith zu entgehen. Plötzlich verließ die feste Hand sein Kinn und für einen Moment war nur Vaders stetige Atmung zu hören, dann erhob sich die schwarze Gestalt und überragte ihn. Luke zuckte zusammen, als neben ihn die rote Klinge wütend zischend zum Leben erwachte und bereitete sich darauf vor, dass das Schwert durch ihn hindurch brannte.   Doch das Geräusch distanzierte sich. Vader pirschte davon, wie ein Krayt-Drache auf Jagd und ließ ihn zurück. Kurz darauf riss ein lautstarkes Summen durch den Wald, es gab ein Knacken und die ersten Bäume brachen schwerfällig zu Boden. Es war nicht schwer zu erraten, was sie gefällt hatte. Selbst mit seinen fast untrainierten Kraftsinnen, konnte Luke die ausschlagende Wut des Sith deutlich spüren. Sie zog sich wie eine dunkle Wolke durch das Unterholz hindurch und überlagerte jede Lebenspräsenz, die zuvor noch in der Umgebung verweilte.   Lange Minuten verstrichen, ehe sich die Geräusche wieder beruhigten und dann noch ein paar, bis Vader sich ihm wieder näherte. Selbst nach diesem Ausbruch war die mechanische Atmung noch immer gleichmäßig. Der junge Pilot kniff die Augen zusammen, immer noch darauf wartend, dass er das nächste Opfer des Lichtschwertes werden würde, doch die Klinge verstummte und zurück blieb nur eine tödliche Energie, die leise um ihn zu pulsieren schien.   Erst als ein Schatten neben ihn zu Boden fiel, wagte er es, wieder zu Vader zu blicken, nur um festzustellen, dass der dunkle Lord neben ihm kniete. Eine behandschuhte Hand ergriff erneut sein Kinn, dieses Mal überraschend sanft. Luke versuchte sich zu wehren, aber er war genauso erfolglos wie zuvor, doch bevor er etwas sagen konnte, gelangte die Wasserration in sein Blickfeld und wurde gegen seine trockenen Lippen gedrückt.   Luke runzelte die Stirn, aber Vader wartete nicht. Er goss das kalte und klare Wasser in langsamen Schlucken in seinen Mund und dies ließ ihn fast erleichtert stöhnen. Es schmeckte so gut! Sobald er den letzten Rest der Ration getrunken hatte, legte der Sith seinen Kopf vorsichtig zu Boden und starrte auf ihn herab. Es gab keine Fragen, kein Anzeichen auf irgendetwas. Nur Stille. Und mit dem dunklen Lord so nah, dass sich selbst ein Teil seines Umhanges über ihn sammelte, konnte Luke nichts anderes tun, als ein paar verwirrter Worte über seine Lippen zu bringen.   „Wirst du den Job jetzt beenden?“   „Welchen Job?“, fragte Vader nach einer Pause seltsam ruhig.   „Mich töten. Wie du Ben und meinen Vater getötet hast.“ Hatte es gerade ein Stocken in der Atmung des Sith gegeben? „Hat Kenobi dir das erzählt?“ Die Stimme kam fast einem Knurren gleich und der blonde Junge konnte nur nicken. Aus dem Augenwinkel sah er, wie Vader seine Fäuste ballte und das abrupte Kreischen von Metall ließ ihn erstarren. Sein Blaster zerriss es als erstes, dann gab es einen scharfen Ruck an den noch vorhandenen Flügeln des X-Wing. Das Schiff bewegte sich von ihm weg, gedrückt von einer unsichtbaren Kraft und Luke wurde so plötzlich mitgerissen, dass ihm ein Schrei entfloh. Natürlich. Das Kabel war immer noch an ihn gebunden.   Das Kreischen hörte so abrupt auf, wie es angefangen hatte und Vader befreite seine ausgestreckten Handgelenke über ihm, wodurch der Druck auf seine Schultern, seinen Rücken und der Hüfte sofort nachließ. Luke versuchte sich aufzusetzen, aber der Griff des dunklen Lords war eisern und er zog ihn nur soweit nach vorn, dass er seine Hände hinter seinem Rücken wieder zusammenbinden konnte. Jeglicher Prostest oder Kampf kam zu spät und stattdessen drückte sich eine schwere Hand auf seine Schulter und hielt ihn in Position.   „Bleib ruhig, Kind.“ Befahl Vader und stand auf, zog ihn mit hoch und ergriff seine Arme fest. Mit seinen noch immer gefesselten Beinen schwankte Luke bei dem plötzlichen Wechsel und nachdem er so lange in der heißen Sonne gelegen hatte, drehte sich sein Kopf in schwindelerregender Schnelligkeit. Doch Vader hielt ihn fest und ließ ihn nicht fallen.   Ein paar Momente lang, versuchte er sein Gleichgewicht wiederzufinden, bevor der Sith eine Bewegung machte und Luke sich auf der Schulter des dunklen Lords wiederfand und auf dessen schwarzen Umhang starrte. Vollkommen atemlos war der junge Pilot für einen Augenblick zu fassungslos, um überhaupt wiederstand zu leisten und dann wurde er auch schon im Schatten eines Baumes wieder auf den Boden gesetzt, so dass sein Rücken gegen den Stamm lehnte. Vader öffnete seinen Fluganzug, zog ihn von seinen Schultern und enthüllte das weiße Unterhemd darunter. Dann verschwand der Mann und kam kurz darauf mit der letzten Wasserration zurück.   Aus Gründen, die er nicht verstand, hatte sein Geständnis über seine Abstammung den dunklen Lord offenbar sehr verärgert. Und warum er nicht sofort hingerichtet oder zumindest erneut verhört wurde, wusste er ebenso nicht. Aber er war sich sicher, dass er die Gründe dafür nicht mögen würde.   Vader ging vor ihm in die Hocke und öffnete die Ration. Luke erwartete, dass er erneut Antworten geben musste, aber der Sith griff einfach nach ihm und hielt seinen Kopf ruhig gegen den Baumstamm gedrückt. Wieder wurde das Wasser an seine Lippen gesetzt, gelangte in kleinen Schüben in seinen Mund und wurde erst weggenommen, als alles aufgebraucht war. Nachdem er fertig war, stand Vader wieder auf.   „Du wirst hier sitzen bleiben, Junge“, sagte er ernst. „Und Versuche nicht aufzustehen.“   „Warum tötest du mich nicht gleich?“ Gab er etwas schnippisch zurück und leckte sich über die Lippen.   „Ich habe nicht vor, dich zu töten.“   „Sicher… du willst dir einen Spaß daraus machen, nicht wahr?“ Luke starrte zu der aufragenden Gestalt und runzelte die Stirn. Irgendwie kam ihm ein Bild einer hochgezogenen Augenbraue in den Sinn, doch Vader drehte sich einfach um und ging zurück zu seinem X-Wing. Der dunkle Lord begann erneut das Schiff zu durchsuchen, nach allem, was er für brauchbar hielt und ruinierte den Kämpfer mehr, als er es nach dem Absturz gewesen war. Ich war an diesen Jäger gebunden… murrte Luke geistig und ärgerte sich stumm. Er hatte den X-Wing an dem Tag geflogen, an dem er in den Aufstand eingetreten war und den Todesstern zerstört hatte. Sicher verdiente er keine solche Handlung.   Aber vielleicht… würde ihm das die Chance geben, davon zu kommen. Während Vader abgelenkt war, beugte sich Luke nach vorn, um das Schleppkabel zu untersuchen, welches um seine Knöchel gewickelt war. Wenn er es durchtrennen könnte, könnte er rennen und Vader im Unterholz der Bäume verlieren. Er wackelte ein versuchsweise nach links und rechts, stellte aber schnell fest, dass er so den Knoten nicht lösen würde. Mit einem letzten Blick auf den Sith, der immer noch beschäftigt schien, zog er seine Beine nach hinten, stemmte sich von dem Baumstamm weg und versuchte mit seinen gefesselten Händen irgendwie das Kabel zu erreichen.   Er war so in seine Aufgabe vertieft, dass er quietschend zusammenzuckte, als zwei schwarze Stiefel direkt vor ihm auftauchten. Luke schnappte nach Luft und wartete auf eine schmerzhafte Vergeltung, doch Vader packte ihn einfach an den Schultern und zog ihn zurück zu dem Baum. Mit einem keuchende „Uff“ befand sich der junge Pilot in genau derselben Position, wie vor zehn Minuten.     „Ich habe mich immer gefragt, was in der Notfallausrüstung der Rebellen steckt“, bemerkte Vader spöttisch und stellte einen Erste-Hilfe-Kasten neben ihn. „Ein veralteter Scanner, Bandagen, ein Stimulationsschuss und ein Lebensmittelriegel. Miserabel.“   „Da war auch Wasser drin!“, schnappte Luke wütend und starrte die schwarze Maske an.   „Ich weiß, Junge“, gab der Sith ruhig zu und hob den Scanner an das Gesicht des blonden Jungen, bevor er damit über seinen Körper fuhr. „Sobald das Shuttle hier ist, wirst du angemessen medizinisch versorgt.“   Luke biss die Zähne zusammen. Das war kein Trost. Sobald er mit Vader im Shuttle war, würde er nur in einer Zelle landen und auf seine Hinrichtung warten. Und da sein Notsignal zerstört wurden war, würden seine Freunde ihn nicht finden.   „Blaue Flecke und Schnitte, eine Gehirnerschütterung und Dehydration. Zudem erhörte Temperatur, aber keine Anzeichen von schwerwiegenden Verletzungen“, erklärte der dunkle Lord, nachdem er seinen Scann beendet hatte.   „Und wessen Schuld ist das? Zuerst bindest du mich in der Sonne an und dann verschüttest du überall mein Wasser. Das war doch genau der Plan!“ Er schrie den Sith an, aber es war ihm egal.   Vader antwortete nicht darauf, sondern griff einfach nur nach seiner Stirn und ließ ihn zusammenzucken. „Halt still, Kind.“   Luke blickte finster bei dem Begriff und wackelte erneut an seinen Fesseln. „Ich bin erwachsen, Vader. Lass mich frei und ich werde dir das gern zeigen! Ich werde meinen Vater rächen!“ Unbeeindruckt von seinem Ausruf, verweilte die schwarze Hand noch immer auf seiner Haut und strich dann durch sein Haar, welches vom Schweiß und dem Wasser feucht geworden war. Dann wandte sich der dunkle Lord ab und griff nach einem großen Kanister, den er aus dem X-Wing gerissen hatte. Die Kühlzelle.   „Ah nein, nein, nein! Bitte nicht…!“   „Beweg dich nicht und halte den Mund geschlossen.“ Das war die einzige Warnung die er bekam, bevor der Sith den Kanister umdrehte und den Inhalt über ihm entleerte. Luke konnte nichts anderes tun, als seine Lippen und Augen zusammenzupressen, den Kopf zu senken und die Tortur über sich ergehen zu lassen. Sobald die Zelle leer war, schüttelte er missmutig den Kopf und starrte grimmig zu der schwarzen Maske.   „Es wird dir helfen, dich abzukühlen“, bemerkte Vader fast amüsiert und sah den Jungen von oben bis unten an. Er musste mit den nassen, blonden Locken auf seinem Kopf und seiner getränkten Kleidung ziemlich lächerlich aussehen. Aber Luke hatte nicht viel Zeit darüber nachzudenken, bevor das rote Lichtschwert plötzlich wieder zum Leben erwachte.   „Stopp! Nein! Bitte!“ Er versuchte sich wegzulehnen, aber Sekunden später brannte die Klinge durch das Schleppkabel und der Knoten lösten sich.   „Kannst du gehen, Junge?“ Fragte Vader und bot eine Hand an, die fleißig ignoriert wurde. Der junge Pilot rutschte zurück und versuchte die Taubheit in seinen Beinen zu vertreiben, bevor er irgendwie sein Gleichgewicht fand und aufstand. Wackelig und schwankend, aber er stand.   „Sehr gut. Du wirst mit mir kommen.“   Sicher würde er genau das nicht tun. Luke warf einen Blick umher, nicht glücklich mit der Situation, aber er musste es versuchen. Dies war seine einzige Chance. In einer schnellen Bewegung machte er einen Satz zur Seite und rannte dann auf unsicheren Beinen davon, erfreut darüber, dass er Vader unvorbereitet erwischt hatte. Dann kollidierte etwas Schweres in seinem Rücken. Er wurde nach vorn und auf den grasbewachsenen Boden geschickt und schaffte es kaum, sich weit genug herumzudrehen, um nicht mit dem Gesicht zu erst aufzuschlagen.   „Ich kann mich nicht erinnern, die eine Wahl gegeben zu haben, Kind.“ Dröhnte die Stimme hinter ihm, immer noch viel zu amüsiert. Vader kam auf ihn zu und während Luke noch versuchte seine Sinne wiederzugewinnen, packte der Sith ihm am Arm und zog ihn mühelos wieder nach oben.   „Fass mich nicht an!“, schnappte Luke wütend und versuchte den dunklen Lord abzuschütteln, der nicht im Geringsten beeindruckt schien.   „Wirst du weiterhin darauf bestehen schwierig zu sein und nutzlose Fluchtversuche zu versuchen, oder kommst du freiwillig mit?“   „Gar nichts werde ich–“ begann der blonde Junge, bevor er abgeschnitten wurde.   „Sehr gut.“ Meinte Vader einfach und zog ihn näher an sich heran. Luke schnappte nach Luft, als sein Rücken an den Brustpanzer des Sith gedrückt wurde und er versuchte sich verzweifelt zu winden, als sich der Arm um seinen Körper wickelte und ihn effektiv gegen die aufragende Gestalt drückte. Die andere Hand kam nach oben und legte sich erneut auf seine Stirn.   „Lass mich gehen! So kannst du nicht mir umgehen! Wer glaubst du, wer du bist?“ Protestierte Luke hartnäckig, bevor er spürte, dass irgendetwas extrem falsch war.   Innerhalb kürzester Zeit schien die Kraft aus seinen Gliedmaßen zu verschwinden, er schwankte unsicher hin und her und eine ungewöhnliche Ruhe legte sich über ihn und ließ ihn hilflos zurück. Er versuchte zu sprechen, versuchte Vader zum Stoppen zu bringen, aber es kamen keine Worte heraus. Stattdessen begann sich eine warme Dunkelheit über ihn auszubreiten, während die schwere Hand auf seiner Stirn beruhigend durch seine Haare strich und die letzten Worte des Sith nur noch halb zu ihm durchdrangen.    „Ich bin dein Vater, Luke. Und jetzt, musst du dich ausruhen, mein Sohn.“   Dann war da nichts mehr.     Das Bewusstsein seines Kindes rutschte schnell ab. Trotz seines klaren Potenzials in der Macht, war der Junge kaum ausgebildet und sicherlich nicht stark genug, um Vaders einfachen Befehl abzuwehren, der ihn in den Schlaf schickte. Das Kind sackte in seinem Griff zusammen, die Beine konnten den überraschend kleinen und leichten Körper nicht mehr hochhalten. Vader korrigierte seinen Griff und ließ Luke langsam auf das Gras sinken, bevor er sich neben ihn hockte. Er sah auf den Jungen hinab, das nasse Haar klebte an seiner Stirn und die Brauen waren zusammengezogen, als würden er noch immer unbewusst gegen seine Behandlung protestieren. In dem sperrigen Fluganzug sah Luke noch kleiner und jünger aus, als er zuerst gedacht hatte.   Eigentlich hatte er erwartet, einen viel erfahreneren Piloten an den Trümmern des X-Wing zu finden, denn nur wenige hatten es bisher geschafft, ihn in einem direkten Zweikampf zu besiegen. Doch stattdessen hatte er dieses halbe Kind aus dem rauchenden Wrack des Schiffes gezogen, was ihn seltsam bekannt vorkam. Es war ein leichtes, den Jungen zu fesseln und darauf zu warten, dass er aufwachte, obwohl er nicht glaubte, dass er ihm brauchbare Informationen liefern würde. Aber dann hatte er das Lichtschwert gefunden. Und nicht nur irgendein Lichtschwert. Vader erkannte es sofort. Es war seine alte Waffe, die er auf Mustafar verloren hatte, als Kenobi ihn zum Sterben auf dem brennenden Geröll zurückgelassen hatte. Sein alter Meister musste es anscheinend mitgenommen haben. Aber warum hatte er es diesem Jungen gegeben? Er ahnte inzwischen, dass es das selbe Kind war, welches ihm auf dem Todesstern begegnet war, aber das erklärte noch lange nicht, wie der Junge zu Kenobi stand. War er sein neuer Padawan? Der Schüler, der ihn ersetzten sollte? Oder vielleicht… Kenobis Sohn?   Ganz gleich, er würde seine Information auf die ein oder andere Weise aus dem Piloten bekommen, während er auf das angeforderte Shuttel warten würde. Vielleicht wusste der Junge sogar, wo sich Obi-Wan die letzten Jahre versteckt hatte oder konnte Informationen und Hinweise über andere Jedi bieten. Und danach… nun, es hatte keinen Sinn und Zweck ihm am Leben zu lassen. Vielleicht wäre er sogar gütig genug, ihm einen schnellen Tod zu gewähren. Doch dann hatte sich alles geändert.   Seine Methoden führten zu einem Ergebnis, dass er sicher nicht erwartet hatte. Als ehemaliger Bewohner Tatooines war er sich bewusst, dass Wassermangel die meisten Lebewesen zum reden bringen würde, vor allem bei dauerhafter Sonneneinstrahlung.   Jetzt verfluchte er seine eigene Dummheit.   Sein Sohn hatte all die Jahre gelebt, sich vor ihm versteckt und sich von seinem Vater entfremdet, nur um sich der Rebellion anzuschließen. Wie konnte er nur so blind und unwissend sein, dass er die Machtsignatur nicht sofort erkannt hatte? Dass er nicht Sie in diesem Gesicht wiedererkannt hatte? Seinen eigenen Geist in den blauen Augen?   Der Junge war sein Sohn. War ihr Sohn.   Das Baby, was er all die Jahre lang tot glaubte.   Luke, der erste freigeborener Sohn des Sklaven Anakin Skywalker.   Luke, das Licht auf Naboo.   Luke, sein Sohn.   Jetzt musste er versuchen, den von ihm verursachten Schaden zu beheben. Es wäre nicht leicht das Vertrauen des Jungen zu gewinnen und ihn auf seine Seite zu ziehen. Besonders nicht, wenn er seinen Sohn unklugerweise seine viel härtere Seite gezeigt hatte. Kenobi schien den Kopf des Kindes mit einer Vielzahl von Lügen gefüllt zu haben, die es schnellstmöglich zu korrigieren galt und hatte zudem noch die Galle, seinen ungeschulten Sohn mit einem Lichtschwert zu bewaffnen und ihn auf den Weg der Rache zu schicken.   Vader ballte eine Hand zur Faust und ließ seine Wut aufflammen. Er hatte nicht erwartet, dass sein alter Meister zu einer solchen Täuschung fähig wäre. Er hätte ihn viel langsamer töten sollen. Luke bewegte sich leicht, als würde er unbewusst die schlechte Stimmung aufgreifen, aber es reichte nicht, um ihn aufzuwecken. Der Sith richtete sich schnell auf. Er musste sich beruhigen, seine Wut auf die Toten würde ihm nicht helfen. Sein neuer Meister jedoch, der ihn angelogen und erzählt hatte, er habe seine Frau und sein Kind getötet, lebte noch.   Er würde bezahlen.   Vader blickte noch einmal zu seinem Sohn hinunter und streckte sich ungewöhnlich sanft mit der Macht aus, um die Gedanken seines Kindes zu überprüfen. Gut, der Junge schlief noch tief. Es würde einfacher werden, wenn er Luke ohne viel Probleme auf sein Schiff bringen und von dort aus, alle weiteren Dinge klären könnte. Die nächste Zeit würde sicher schwer werden, aber Vader vertraute der Macht genug, dass sie ihn lenken würde.   Ein leises Piepen ertönte auf der Lichtung und der Sith hob den Kopf, um in der Ferne auf den glänzenden Rumpf eines Shuttles zu blicken, welches sich seiner Position langsam näherte. Er stellte seine Com-Einheit stumm und hockte sich erneut neben sein Kind, ehe er ein Arm unter die Knie des Jungen und den anderen unter den Rücken legte und ihn mühelos aufhob. Immerhin war Luke selbst für einen Neunzehnjährigen klein und schlank.   Dann ging der dunkle Lord mit seiner wertvollen Fracht zügig los. Sein Schiff würde in einiger Entfernung landen und auf seine Ankunft warten, dort würde er die Verletzungen des Jungen vorerst behandeln können, bevor er ihn auf dem Sternzerstörer in die Medy-Bay brachte.   Und dann müsste er nur noch warte, bis Luke aufwachte.   Mein Sohn. Von jetzt an werde ich dich vor allen Gefahren beschützen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)