Runaway von KiraNear ================================================================================ Kapitel 3: Wohin das Herz führt ------------------------------- „Furcht ist der Pfad zur dunklen Seite. Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass, Hass führt zu unsäglichem Leid.“ Meister Yodas Worte, Weisheiten aus längst vergangenen Zeiten, kamen ihm in den Sinn, und doch konnte Obi-Wan die Sorge um seinen ehemaligen Schüler nicht abschütteln. Er wollte sich seinen Ängsten, seinen Befürchtungen nicht hingeben und dennoch: Anakin war ihm wichtig. Sehr wichtig. Und Obi-Wan hatte keine Ahnung, was mit ihm passiert sein könnte. War er freiwillig gegangen? Hatte ihn jemand dazu gezwungen? Doch wie sollte jemand mitten am Tag aus dem Jedi-Tempel entführt werden, ohne, dass es einer der anderen Anwesenden bemerkt? Nein, dies war unmöglich. Obi-Wan begann sich an den Schläfen zu massieren. Versuchte sich auf seinen Atem, seinen Herzschlag, seine Gedanken zu konzentrieren. Die Augen verschlossen, versuchte er die Wahrheit in all dem zu finden, in diesem Dickicht an Hinweisen und Indizien. Die ihm immer noch nicht genug waren. Als er sich sicher war, alles unter Kontrolle zu haben, öffnete Obi-Wan seine Augen und blickte seine beiden Begleiter abwechselnd an. „Padmé, Rex, ich denke, es ist an der Zeit, dass wir mit offenen Karten spielen, dazu steht mittlerweile doch zu viel auf dem Spiel. Und damit meine ich alle drei von uns“, sagte Obi-Wan und zog seine Augenbrauen zusammen. Während Rex‘ Reaktion sehr gering war, fiel ein Schatten der Sorge auf Padmés Gesicht. „Ist etwas mit Anakin? Bitte, Obi-Wan, ich muss das wissen“, sagte sie und ließ jegliche Maske, hinter der sie sich bisher versteckt hatte, von sich fallen. Obi-Wan entging dies nicht, dennoch wählte er seine nächsten Worte sorgfältig ab, bevor er sie aussprach. „In der Tat habe ich etwas gefunden, dass mir Grund zur Sorge gibt. Als ich vorhin in Anakins Zimmer war, habe ich nicht nur den defekten Projektor gefunden. Zum einen den Helm von Fives, zum anderen … mehrere Blutsflecken auf dem Boden. Sie scheinen zwar nicht mehr so frisch zu sein, aber ich kann auch nicht ausschließen, dass sie von Anakin selbst stammen.“ Rex gab ein erstauntes Geräusch von sich, welches aufrichtiger nicht hätte sein können. Padmé verlor dagegen sämtliche Farbe aus ihrem Gesicht und es dauerte ein paar Minuten, bis sie sich wieder im Griff hatte. Obi-Wans Blick fiel an seinen Gürtel, an welchem der Griff seines eigenen Lichtschwertes baumelte. Für ein paar wenige Sekunden dachte er an den abgetrennten Kopf des B1-Kampfdroiden, den Anakin ebenfalls zurückgelassen hatte. „Ich habe keine Ahnung, was mit Anakin passiert ist, und wo er sich nun befinden könnte. Dennoch werde ich versuchen, den bisherigen Tag zu rekonstruieren. Rex, verrate mir doch mal, was Anakin dir genau gesagt hat. Lass dabei keine Details aus, es könnte wichtig sein! Sehr wichtig!“ Obi-Wan versuchte, aus dem Blick des Commanders schlau zu werden, während er dessen Seele mit der Macht abtastete. Sie verriet ihm, dass Rex eindeutig an Anakin dachte. Eine Mischung aus Loyalität und Pflichtgefühl schien in dem jungen Mann um die Vorherrschaft zu kämpfen, bis letzteres immer lauter wurde. „Sir, was ich vorhin ausgesagt habe, entspricht nicht ganz der Wahrheit. General Skywalker hatte mich kontaktiert, allerdings nicht, um anschließend in diese Gärten hier zu gehen.“ Rex sah sich mit schnellen Blicken um und Obi-Wan konnte spüren, wie sehr sich der Soldat fehl am Platz fühlte. „Was wollte er dann?“, fragte Obi-Wan geduldig nach. Sofort warf Rex einen kurzen Blick auf Padmé, nur für einen kurzen Augenblick. Es war jedoch lang genug, dass Obi-Wan sich seinen Teil bereits denken konnte. „Commander Skywalker wollte sich eine kurze Auszeit nehmen, um mit Senatorin Amidala ein, nun, persönliches Gespräch zu führen. Er meinte, es könnte ein wenig dauern, er wäre aber sofort da, sollte es zu einer Besprechung kommen. Was den Rest angeht, das entspricht der Wahrheit. Ich dachte, die Senatorin könnte mich zum Commander führen und dass ich ihn vielleicht vor euch erreichen kann, um ihn zu warnen. Warum er nicht zur Besprechung erschienen ist, kann ich Ihnen nach wie vor nicht sagen.“ Rex sagte die Wahrheit, das konnte Obi-Wan dank der Macht spüren. Langsam fügte sich das Ganze zu einem Bild zusammen. Nachdenklich wandte er sich an Padmé. „Gut, dann fassen wir mal kurz zusammen. Anakin hat sich von Rex decken lassen, um mit dir dieses persönliche Gespräch führen zu können. Dabei kam es am Ende zum Streit, weil ihr euch wegen Rush Clovis nach wie vor nicht einig seid, nicht wahr?“ Padmé sah ihn mit offenen Augen an, bevor sie mit dem Kopf nickte. „Das ist richtig. Wir haben uns erst über… alltägliche Dinge unterhalten, bevor wir irgendwie vom Thema weggedriftet sind. Am Ende ging es um Rush Clovis und das hat sich hochgeschaukelt. Er hatte sich auch Vorwürfe gemacht, weil er ihn nicht retten konnte. Bevor die Verbindung abrupt getrennt wurde, sagte er zu mir, er würde sich nun in die Gärten zurückziehen, um ein wenig zu meditieren. Vermutlich hat er das auch“, sagte sie und blickte traurig auf die Bank, auf welcher sich Anakin üblicherweise setzte. „Verstehe, verstehe“, sagte Obi-Wan und hob die Hand an sein Kinn. Sein Bart kitzelte ihn an den Fingern. „Offensichtlich hat er über etwas nachgedacht, und der Streit mit Padmé hat ihn wohl aus dem Konzept gebracht. Sonst hätte er nicht aus Wut den Projektor vernichtet.“ Obi-Wan wartete auf eine kurze Erwiderung, doch Padmé blieb still. „Vielleicht hat er mehrere Wege ausprobiert, um sich wieder beruhigen zu können. Dass er versucht hat zu meditieren, schließe ich nicht aus. Vielleicht hat er auch den Droiden studiert oder wollte ihn für sein nächstes Projekt modifizieren. Anders kann ich es mir nicht erklären, wie das hierhergekommen sein könnte.“ Mit einer langsamen Handbewegung holte er Anakins Schwertgriff aus der Robentasche hervor und sah ihn an, als könnte ihm der Griff jede weitere Frage beantworten. „Wie es aussieht, ist es ihm nicht gelungen. Normal findet er immer seinen inneren Frieden, hier draußen in den Gärten, aber heute war es ihm verwehrt geblieben. Diesen schien er danach an einem anderen Ort gesucht zu haben, nur an welchem? Und warum hat er das hier zurückgelassen? Das Lichtschwert ist das Leben eines jeden Jedis, nicht nur eine Waffe.“ Rex sah ihn an und zuckte mit den Schultern, während es in Padmés Gehirn zu arbeiten schien. Sie dachte über etwas nach, gleichzeitig schien sie mit sich zu ringen. Obi-Wan musste sich kaum der Macht bedienen, um den inneren Konflikt der jungen Frau zu spüren. Er musste ihr dafür in die Augen sehen, welche unruhig die Umgebung betrachteten. „Ich habe eine Idee, wo er hingeflogen sein könnte. Das würde für mich zumindest alles erklären. Wenn er aber nicht dort sein sollte, dann … weiß ich leider auch nicht weiter.“ Sanft und so verständnisvoll wie möglich legte Obi-Wan seine Hand auf Padmés Schulter. Zwar hatte sie sich ihm gegenüber noch immer nicht komplett geöffnet, aber das war auch nicht nötig. Es war bereits mehr als genug. „Padmé, wir müssen jedem kleinen Verdacht nachgehen, so schwach er uns auch erscheinen mag. Sag uns, wohin könnte Anakin verschwunden sein.“ Als sich ihre Blicke wieder trafen, konnte Obi-Wan den Sturm an Emotionen, die die Frau beschäftigten, ihr sehr deutlich ablesen. Das hätte auch ein Nicht-Jedi geschafft. „Es ist wie gesagt nur eine Vermutung, aber er könnte sich in der Varykino Villa befinden, zuhause auf Naboo. Es ist ein sehr schöner Ort, den ich Anakin bei einem seiner … seltenen Besuche gezeigt habe.“ Schließlich verstummte sie wieder, drehte den Kopf weg, als hätte sie ihm viel mehr verraten als ihr lieb war. Obi-Wan beschloss, es für das Glück der Beiden zu respektieren. Stattdessen sagte er mit fester Miene: „In Ordnung, dann gehen wir ihn dort suchen.“   ~     Erleichterung breitete sich in Obi-Wans Brust aus, als er bei der Landung ihrer kleinen Corvette Anakins Abfangjäger auf der Landefläche sehen konnte. Sowohl in der Ferne als auch bei einer näheren Betrachtung konnte Obi-Wan erkennen, dass das Schiff intakt war, es hatte keine einzige größere Beschädigung oder nicht mehr als die üblichen, harmlosen Kratzer. Padmé hatte recht mit ihrer Vermutung, auch wenn Obi-Wan noch nicht ganz genau sagen konnte, was das zu bedeuten hatte. Er konnte es sich denken – und gleichzeitig wiederrum auch nicht. Obwohl sie sich schon so lange kannten, war Anakin gerne mal ein Buch mit sieben Siegeln für ihn. Allein schon die vielen spontanen und halsbrecherischen Strategien, gepaart dem teils unverschämten Glück, mit welchem der junge Jedi ein ums andere Mal durchzukommen schien… Ein Anflug von Stolz erfüllte Obi-Wan für die Länge von zwei Herzschlägen, bevor er das Gefühl von sich abschüttelte. Stattdessen drehte er sich in Padmés Richtung, in der Hoffnung, dass diese ihn und Rex zu Anakin führen würde. Diese dagegen schien das Schiff zu betrachten und als Obi-Wan ihrem Blick folgte, bemerkte er den kleinen Schriftzug, welcher vor langer Zeit auf dem Schiff angebracht worden war. Gleichzeitig bemerkte er R2D2, welcher vermutlich deaktiviert worden war. „Elbert Maria“, las Padmé den Schriftzug mit schwacher Stimme, bevor sie ihre Augen vom Schiff abwand. Als würde sie der Anblick zu sehr schmerzen. „Das ist der Spitzname, den ich Anakin damals für das Schiff vorgeschlagen hatte. In der Hoffnung, dass ihm dieser Name in all seinen Kämpfen Glück bringen möge.“ Obi-Wan ließ sie nicht aus den Augen, überlegte, ob er versuchen sollte ihr Mut zu machen, doch er fand die richtigen Worte nicht. Was sollte er der jungen Frau auch sagen, wenn er selbst nicht wusste, was ihn erwarten würde. Zumindest hatte er eine Erklärung dafür gefunden, warum Anakin so sehr an seinem Abfangjäger hing – oder was der Schriftzug bedeutete. Obi-Wan bekam ein ganz schlechtes Gefühl. Er musste Anakin finden, noch dringender als jemals zuvor. Als hätten sie sich telepathisch ausgetauscht, ging die junge Frau ein paar Schritte in eine bestimmte Richtung, bevor sie sich wieder zu den beiden umdrehte. „Folgt mir einfach. Da er tatsächlich hier auf Naboo ist, kann er sich hier nur an einem Ort befinden.“ Obi-Wan hatte so, so viele Fragen in seinem Kopf, doch er wusste, dass jetzt nicht die Zeit dafür war. Ob sie wohl jemals kommen würde? Obi-Wan musste seine Neugierde zur Seite schieben. Stattdessen musste er sich auf das Wesentliche konzentrieren: Das Auffinden seines ehemaligen Schülers. Mithilfe der Macht streckte er seine Fühler in alle Richtungen aus, gleichzeitig ermahnte er sich unablässig dazu, ruhig zu bleiben. Nicht in eine Unruhe zu verfallen, die ihm den sicheren Umgang mit der Macht verhindern würde. Er konnte mehrere Menschen wahrnehmen, die sich in dem Gebäude aufhielten. Unbescholtene Bürger Naboos, die nichts weiter taten als ihren Pflichten und Arbeiten nachzugehen. Andere Personen bekamen die drei, während sie durch die Gänge schritten, nicht zu sehen. Bis er seine Anwesenheit spüren konnte. Ganz klar und unverwechselbar konnte er Anakins Seele, seine Unruhen, seine Sorgen spüren. Und sie wurden immer lauter, je näher sie ihm kamen.   Anakin saß mit dem Rücken zu ihnen, sie konnten ihn deutlich erkennen, nachdem Padmé ihre beiden Begleiter zu einer Terrasse gebracht hatte. Seine Haare schimmerten goldgelb im warmen Licht der Sonne, und er rührte sich nicht, als sie sich ihm näherten. Er schien sich in einer tiefen Meditation zu befinden, im Schneidersitz und mit geschlossenen Augen. Obi-Wan hatte begonnen, den jungen Mann in Augenschein zu nehmen, konnte jedoch keine Verletzungen finden. Auch keine Verbände oder andere Zeichen auf eine Wunde. Verwirrt setzte er sich vor Anakin auf den Boden, ebenfalls im Schneidersitz und mit einer nachdenklichen Miene im Gesicht. Die erstbesten Worte lagen auf Obi-Wans Zunge, sie mussten nur noch ausgesprochen werden. Die Zeit dafür gab ihm sein ehemaliger Schüler allerdings nicht. „Ich muss ehrlich sein, so früh hatte ich mit Euch nicht gerechnet, Meister“, sagte Anakin mit einem starken, missmutigen Unterton in der Stimme. „Nun, es ist schön zu sehen und auch zu hören, dass es dir gut geht, Anakin.“ Obi-Wan verschränkte die Arme und sah seinen ehemaligen Schüler nochmal genauer an. Musterte dessen Kleidung, dessen Körperhaltung, dessen Gesichtsausdruck. Padmé, wie auch Rex hielten respektvoll Abstand von ihnen, sie mussten auch nichts sagen. Dank der Macht wusste Anakin schon längst über ihre Anwesenheit Bescheid. Der Ausdruck in Padmés Augen war voller Sorge und Trauer, während Captain Rex‘ Helm jegliche Emotion verbarg. Seine Körperhaltung verriet mehr als genug. „Ich hoffe, du hast hier den inneren Frieden finden können, den du in den Gärten der Meditation vergeblich gesucht hattest. Du weißt, das würde ich dir von Herzen wünschen.“ Er blickte Anakin tief in die Augen, bis diesem der Blickkontakt zu viel wurde. Doch eine Antwort blieb er seinem ehemaligen Lehrmeister schuldig. „Gut, dann frage ich mal was anderes. Was hatte das alles zu bedeuten? Wessen Blut habe ich in deinem Zimmer gefunden und warum hast du dein Lichtschwert zurückgelassen? Was hattest du mit Fives‘ Helm vor? Ich dachte, in der Angelegenheit wäre bereits alles geklärt?“ Im Augenwinkel konnte Obi-Wan erkennen, wie Rex seinen Helm abnahm und unter seinen rechten Arm klemmte. Wie dessen vielsagender Blick Anakins Hinterkopf fixierte. Anakins Miene veränderte sich nicht. Selbst dann nicht, als Obi-Wan die gleiche Schlussfolgerung mit ihm teilte, die er bereits seinen beiden Begleitern erzählt hatte. Im Gegenteil, Anakin hörte ruhig zu und wartete geduldig, bis Obi-Wan mit seiner Erzählung fertig war. Ein kleines Detail und doch ein weiterer Grund zur Sorge. „Ich muss zugeben, ich habe Euch unterschätzt. Das Blut auf dem Boden ist zwar von mir, allerdings hat es keine besondere Bedeutung. Ich habe mich nur lediglich daran geschnitten, als ich die Festplatte eines Astrotechdroidens gearbeitet habe. Fives Helm … sein Verlust gibt mir zu denken, er war am Ende sehr verzweifelt. Keine Ahnung, was er glaubte, gefunden zu haben. Ich wünschte nur, wir hätten diesen Ausgang verhindern können.“ Rex‘ Blick fiel auf den Boden und er drückte seinen Helm noch fester an seine Rüstung. Obi-Wan beobachtete den Klon kurz, bevor er wieder zu Anakin sah. „Aber warum lässt du dein Lichtschwert zurück? Du weißt, es ist…“ „Ja, es ist mein Leben, ich weiß“, unterbrach Anakin ihn ungeduldig. „Das müsst Ihr nicht wiederholen, nicht nochmal. Es ist nur, Ihr würdet das nicht verstehen.“ Obi-Wan rutschte ein kleines Stück näher an Anakin heran, versuchte durch die Macht die Gefühle des jungen Manns zu ergründen, zu verstehen. Er spürte Schmerz, Angst, Wut, Verzweiflung, aber auch Verwirrung, Erschöpfung und ein kleines bisschen Hoffnung. Gefühle, Emotionen und Gedanken, von denen sich ein Jedi fernhalten sollte. Obi-Wan konnte sich denken, welche Sorgen Anakin umtrieben und doch wollte er es lieber von ihm selbst hören. „Dann erkläre es mir. Selbst, wenn ich es im ersten Moment nicht verstehe – ich kann es zumindest versuchen.“ Anakin presste seine Augenlider zusammen, ein schwerer Seufzer kam ihm über die Lippen und als sich ihre Blicke ein weiteres Mal trafen, lag ein trauriger Glanz darin. „Ihr würdet das nie verstehen, immerhin lebt Ihr schon euer ganzes Leben lang im Tempel. Ihr wisst nicht, wie es ist, ein Leben davor gehabt zu haben, und wie es ist, wenn man jemanden verliert, der einem wichtig ist.“ Für einen Moment konnte Obi-Wan das Gesicht seines verstorbenen Meisters vor seinem inneren Auge sehen. Dann der friedliche wie auch leblose Anblick Satines. Doch Obi-Wan sagte nichts. Selbst Anakin schien das zu bemerken und ruderte zurück. „Verzeiht, das war unsensibel von mir. Auch Ihr kennt den Schmerz des Verlusts. Doch sonst habt Ihr niemanden mehr zu verlieren. Nicht auf diese Art.“ Anakin richtete seinen Blick gen Himmel. Wie ein Kind, das sich erhoffte, ein Wunder von außen könnte all seine Probleme lösen. „Dieser Krieg, diese Kämpfe, diese Verluste, all das geht viel zu lange. Und ich weiß nicht, wie ich das beenden soll. Es sind schon zu viele dafür gestorben … und mir gehen die Ideen aus. Besonders, dass ich so manchen nicht retten konnte, zeigt mir wie schwach ich bin. Wie machtlos ich bin. Fives, seine unzähligen Brüder, selbst den Tod von Rush Clovis bedauere ich.“ Obi-Wan sah ihn gedankenversunken an. Er konnte sich den Schmerz des jungen Mannes nur zu gut vorstellen. Im Grunde hatte er recht und trotzdem – gerade deshalb sollte Anakin sich ihm öffnen können. Obi-Wan wusste, dass es Anakin mehr als schwerfiel, denn ihm ging es gleich. Eines Tages würde er es ansprechen müssen, zugeben, dass er wusste, dass Anakin und Padmé mehr als nur enge Freunde waren. Doch dieser Tag war nicht heute. Obi-Wan hoffte, er würde bald kommen.   Stattdessen legte er eine Hand auf Anakins Schulter, und als er zu Anakin sprach, tat er es nicht als sein Meister. Er tat es auch nicht als Jedi. Stattdessen sprach ein Mann zu einem anderen, in der Hoffnung, ihm den gleichen Schmerz ersparen zu können, der ihm einst das Herz gebrochen hatte. „Für den Moment mag es dir nicht glaubhaft erscheinen, aber ich weiß ganz genau, welche Sorgen dich umgeben. Welche Gedanken deinen Kopf vernebeln und wie stark die Reue den Geist vernebeln kann. Vergiss nicht, du bist nicht allein. Du hast immer noch mich auf deiner Seite und zusammen werden wir das alles durchstehen. Eines Tages werden wir auf all das zurückblicken, während wir in friedvollen Zeiten leben. Mit dem einen oder anderen Menschen, der uns wichtig ist.“ Obi-Wan hielt Anakin den Griff seines Lichtschwerts hin und dieser starrte darauf, als würde jegliche Antwort darauf geschrieben stehen. Als könnte der Griff ihm seine Zukunft offenbaren. „Meine Brüder und ich werden immer an Euer Seite kämpfen, bis zum bitten Ende. Oder bis wir den Krieg endlich gewonnen haben“, konnten sie Rex‘ kräftige Stimme hören, auch er hatte seine Hand auf Anakins Schulter gelegt. „Anakin, komm mit uns nach Hause. Du hast schon so viele unmögliche Dinge geschafft und so viele Menschenleben gerettet – lass es uns zu Ende bringen. Damit diejenigen, die im Laufe des Krieges gefallen sind, nicht umsonst ihr Leben gelassen haben.“ Anakin verschloss langsam seine Augen, und eine einzelne Träne rann ihm über das Gesicht. Dann nahm er sein Lichtschwert entgegen. Die Macht verriet Obi-Wan den Frieden, der wieder in Anakins Seele herrschte und so zog er sich zurück. Es war genug. „Lass uns nach Hause fliegen, und dem Ganzen ein für alle Mal ein Ende bereiten“, sagte Anakin und wirkte so entschlossen wie noch niemals zuvor. Entschlossen, aber auch zufrieden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)