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Diagnose: Schreibblockade

Dreimonatige Challenge
von

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28.4.2024: Licht - Buch

„Das Licht ist aus!“, rief Michelle erschrocken, als der Raum von einer auf die nächste Sekunde in völliger Dunkelheit lag.

„Was du nicht sagst“, murmelte ihr Kumpel Sascha und kramte sein Handy hervor.

„Wird wohl am Gewitter liegen. Vermutlich nur ein Kurzschluss – wo ist der Sicherungskasten?“, erhob er sich von der Couch und leuchtete hinüber zur Zimmertür. Er hatte die alte „Bruchbude“, die Michelle von ihren Großeltern übernommen hatte, nie sonderlich gemocht. Jetzt sah er sich in seiner Abneigung bestätigt. Das Haus war alt und in seinen Augen völlig marode.

„Im Keller, links neben der Tür, aber sei vorsichtig“, meinte Michelle und nahm ihr eigenes Handy vom Wohnzimmertisch. Sascha nickte. Einmal war er schon im Keller gewesen und die Treppe wand sich ähnlich halsbrecherisch ihren Weg wie jene in den ersten Stock.

„Bin gleich wieder da“, murmelte er und verschwand aus dem Zimmer, während Michelle zum Wohnzimmerschrank hinüber lief. Sie dankte ihrer Großmutter dafür, ihr immer eingebläut zu haben, dass sie stets einen kleinen Vorrat Kerzen im Haus haben sollte. Eifrig holte sie die Lichtspender hervor, hüllte den Raum in den schwefligen Geruch der Zündhölzer und brachte so langsam wieder Licht ins Dunkel. Eigentlich hatten sie einen gemütlichen Filmabend abhalten wollen, aber beim aufziehenden Gewitter war ihr sofort mulmig geworden und nun hoffte sie, dass beim Stromausfall nicht auch der Fernseher Schaden genommen hatte.

„Scheiße!“, hörte sie Sascha vom Flur her fluchen, während sie die letzten Kerzen in ihre Halter steckte und aufstellte.

„Alles okay?“, rief sie ihm zu und hörte kurz darauf, wie er zurück ins Zimmer kam.

„Nein! Die Sicherung ists scheinbar nicht. Ich hab ja schon so oft gesagt, dass die Leitungen in der Bude hier einfach Schrott sind, genau wie der Rest vom Haus. Du solltest es verkaufen und dir was suchen, das besser in Schuss ist. Nicht so ein Vorkriegsmodell“, maulte er und ließ sich mit verschränkten Armen auf die Couch fallen. Michelle musterte ihn im Kerzenschein und stellte dann die letzte Latüchte auf.

„Warum bist du so gegen dieses Haus?“, fragte sie, weil sie Saschas Bedenken schon früher bemerkt hatte, aber jetzt so deutlich wie nie seine Abneigung spürte.

„Weil es alt ist! Es kann mit den heutigen Standards nicht mithalten, die Wände sind teilweise schief, die Decken niedrig und ich frag mich wirklich, was deine Großeltern damals geritten hat, dir das Ding zu vermachen! Am Ende sitzt du wahrscheinlich auf einem Schuldenberg, wenn du das alles hier sanieren willst!“, schüttelte er den Kopf und hob den Blick zu Michelle, als sie sich hinter ihn an die Couch stellte. Sie stützte sich auf die Rückenlehne und schmunzelte.

„Hier hab ich meine Kindheit verbracht. Es ist nicht nur eine alte Bruchbude, sondern ein Haus voller Geschichten und Leben. Es hat seine Eigenheiten – so wie wir auch“, meinte sie und lachte, als Sascha die Augen verdrehte. Manchmal konnte Michelle wirklich theatralisch sein.

„Und jetzt komm mal mit“, sagte sie plötzlich und trat ans Wohnzimmerfenster. Sascha schaute ihr kurz irritiert nach, ehe er ihrer Aufforderung folgte.

„Was ist?“, stellte er sich hinter sie und schaute in die schwarze Nacht.

„Fällt dir was auf?“, fragte sie und er runzelte die Stirn. Dann hob er die Augenbrauen und wieder schmunzelte Michelle.

„Der Strom ist in der gesamten Stadt weg. Es liegt also nicht an meiner Bruchbude“, grinste Michelle und Sascha seufzte.

„Außerdem hat diese „Hütte“ etwas, das viele moderne Häuser um uns herum nicht haben: Einen Holzofen, mit dem wir uns jetzt ein warmes Plätzchen und sogar was zu Essen ermöglichen können. Vielleicht ist es doch nicht so übel hier, hm?“, nickte sie leicht in Richtung Küche und ging dann vor. Sascha schaute ihr einen Moment schweigend nach, ehe er ihr folgte. Ja, vielleicht konnte das alte Häuschen doch auch mal mit einer positiven Überraschung aufwarten.



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