Diagnose: Schreibblockade von Geminy-van-Blubel (Dreimonatige Challenge) ================================================================================ Kapitel 136: 4.5.2024: glänzen ------------------------------ Gerade war da noch dieses Glänzen in Bens Augen gewesen, als Jenny zu ihm gelaufen gekommen war, aber jetzt konnte man davon nichts mehr sehen. Kälte lag stattdessen in seinem Blick, als er durch die Schwimmhalle auf Hellen zuging und sie fragte sich, warum sie diese Ablehnung so verletzte. Hatte sie sich vielleicht schon zu sehr daran gewöhnt, dass die Leute ihr normalerweise sehr zuvorkommend entgegen traten, allein schon wegen ihrer Beziehung zu Richard? Oder schmerzte sie Bens Verhalten viel eher deswegen, weil er Richards Benehmen auf sie projizierte? Und wie kam der eigentlich damit klar, offenbar von manchen Leuten so deutlich abgelehnt zu werden, wie es bei Ben und seinen Großeltern der Fall war? Machte ihm das etwa gar nichts aus? Hellen hing diesen Fragen so sehr nach, dass sie regelrecht erschrak, als Ben plötzlich neben ihr stand und sie ansprach. „Danke fürs Zurückbringen, aber du hättest sie auch einfach Gitti geben können“, nickte er zur Kassiererin hinüber, die während des Bedienens immer wieder neugierig zu ihnen herüberschaute. „Hi Ben“, versuchte Hellen mit einem Lächeln die angespannte Situation zu entspannen, was ihr aber nicht gelang. Fast schon krampfhaft wollte sie diesem unangenehmen Moment einfach nur noch entfliehen und das Hallenbad verlassen, aber gleichzeitig würde sie sich noch mehr schämen, wenn sie es nicht wenigstens versuchte. „Können wir reden?“, schrie sie innerlich gegen ihren Stolz und die kleine Stimme an, die ihr sagte, dass sie sich gerade fürchterlich blamierte, während sie äußerlich so souverän wie möglich blieb und Ben seine Jacke gab. Der hob eine Augenbraue und musterte sie. Er schien nicht überrascht, dass sie mit einem Anliegen gekommen war. „Ich hab Dienst und wie du siehst ist heute viel los“, meinte er mit leichtem Schulterzucken und atmete hörbar aus, als Hellen fragte, ob ein anderer Zeitpunkt passen würde. „Was ist denn so wichtig?“, fragte er mit wachsender Ungeduld, während sich seine Augenbrauen unwillig zusammenzogen. Hellen fragte sich immer mehr, warum sie sich das gerade eigentlich antat. „Ich würd gern in Ruhe mit dir sprechen und…“, sie warf einen Blick zu Gitti, die schon wieder verstohlen zu ihnen hinüberschaute „… und gern auch unter vier Augen“. Ben guckte in die Halle und zur gegenüberliegenden Wand, an der eine riesige Uhr hing. „Meine Schicht ist in drei Stunden vorbei. Von mir aus komm dann noch mal her und wir reden“, sprach er und zuckte abermals die Schultern. „Ich kann auch gern so lang warten", lächelte Hellen mit einem Hauch von Erleichterung, um dann schnell wieder auf dem Boden der Tatsachen zu landen. "Hast du sonst nichts zu tun?", runzelte Ben erneut die Stirn und dieses Mal war Hellen es, die seufzte. „Richard ist im Büro und zuhause wartet nur mein Schreibtisch mit Unikram“, nuschelte sie resignierend und kam sich immer erbärmlicher vor. Sie war doch keine Bittstellerin, warum tat sie sich diese Situation überhaupt an? „Weißt du was? Das war ne dumme Idee. Vergiss, dass ich gefragt hab“, siegte endlich doch noch ihr Stolz und sie drehte sich zum Gehen, aber Ben fragte sie plötzlich, ob sie einen Badeanzug bei habe. Sie stockte und wendete sich ihm verwundert wieder zu. „Nein“, schüttelte Hellen den Kopf, woraufhin Ben nickte und hinüber zur Saunalandschaft deutete. „Handtuch hätte ich dir besorgen können, aber ich glaub nicht, dass Jenny begeistert ist, wenn ich sie frage, ob sie dir nen Badeanzug leiht. Da vorn im Anbau ist ein kleines Café. Wenn du willst, kannst du dich dort solange hinsetzen, bis ich Feierabend hab“, meinte er und versprach ihr, dass er sich dann Zeit für ein Gespräch nähme. Noch immer war er distanziert, aber die Genervtheit hatte er abgelegt. Hellen zögerte. Wollte sie weiterhin mit ihm reden und sich vielleicht weiteren Demütigungen aussetzen? Andererseits hatte sie schließlich ihn um ein Gespräch gebeten und nicht umgekehrt. Darum gab sie sich schließlich einen Ruck und nickte. „Okay, danke“, antwortete sie und schaute ihm kurz nach, als er sich mit einem „Bis später“ auf den Rückweg machte und durch die Tür zu den Umkleidekabinen verschwand. Er hatte immer noch das breite Kreuz und den sehnigen Körper eines Schwimmers, selbst wenn seine Arbeitskleidung das ein wenig verhüllte. Hellen wusste nicht, warum, aber als ihr der Gedanke kam, dass Ben trotz seiner Verletzung dem Wasser treu geblieben und einen Weg für sich gefunden hatte, stimmte sie das glücklich und ein leichtes Glänzen legte sich auf ihre Augen. „Geld fürn Kaffee haben Se?“, hörte sie da plötzlich Gitti hinter sich und drehte sich verwundert zu ihr um. „Äh, ja“, bestätigte Hellen und fragte sie, warum die Kassiererin sich dafür interessierte. Dann aber hörte sie den Grund und er zauberte ihr ein Lächeln auf die Lippen: „Gut, sonst hätt ich Ihnen watt geliehen. Und kleiner Tipp: probieren Se den mit Haselnuss!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)