366 Tage - 366 Geschichten von Gedankenchaotin (366 Tage Challenge 2024) ================================================================================ Kapitel 124: 03.05.2024 - harmonisch ------------------------------------ Mit einem Lächeln auf den Lippen beobachtete Leyla ihre kleine Familie. Ihr Mann Davide stand am Klettergerüst, auf dem ihre gemeinsame Tochter Anissa stand. Er gab ihr ein wenig Hilfestellung, während er gleichzeitig seinen Sohn Amir auf dem Arm hielt. Amir war erst ein paar Monate alt und ein echter Sonnenschein. Er schlief fast durch und war auch sonst ein pflegeleichtes Kind. Genauso wie Anissa. Leyla genoss diesen Anblick und das harmonische Beisammensein ihrer kleinen Familie. Nichts machte sie glücklicher als ihre kleine Familie. Da spielte es auch fast keine Rolle mehr, dass ihre Eltern nicht mehr von ihr wissen wollten und ihre Enkel noch nicht einmal kannten. “Mama! Guck mal, wie hoch ich klettern kann!”, holte Anissa sie aus ihren Gedanken und sofort lächelte Leyla. Sie erhob sich von der Bank, auf der sie die ganze Zeit gesessen hatte und lief auf ihre kleine Familie zu. “Ich liebe dich”, flüsterte sie Davide ins Ohr und lehnte sich an ihn heran. Seitdem sie den Älteren kennengelernt hatte, hatte sich der Kontakt zu ihrer Familie verändert und das war inzwischen schon über vier Jahre her. Nächsten Montag feierte Anissa ihren vierten Geburtstag und schon seitdem Leyla von der Schwangerschaft erfahren und ihren Eltern davon erzählt hatte, war ihr pure Ablehnung entgegen geschlagen. Sie wusste, dass es an Davide lag und das ihre Eltern ein Problem damit hatten, dass der Ältere über zwanzig Jahre älter war als sie. Und dazu nicht mal gleicher Abstammung. “Ich liebe dich auch, Ley”, entgegnete Davide lächelnd und drückte ihr einen Kuss auf den Haarschopf. Für einen kurzen Moment schloss Leyla die Augen und genoss lediglich die Nähe zu ihrem Partner, als erneut die Stimme ihrer Tochter erklang. “Mama? Wer ist die Frau dort?” Als Leyla ihre Augen wieder öffnete, folgte sie dem Fingerzeig ihrer Tochter und erstarrte sofort. Am Zaun, der den Spielplatz begrenzte, stand ausgerechnet ihre Mutter. “Ich bin gleich wieder da”, murmelte sie leise und drückte Davide einen Kuss auf die Schulter, bevor sie in Richtung Zaun lief. “Was willst du hier?”, sprach sie sofort und verschränkte ihre Arme vor der Brust. Sie spürte Davides Blick in ihrem Rücken, war sich aber auch sicher, dass sich der Ältere in der Zwischenzeit mit Hingabe um ihre Kinder kümmern würde. “Mit dir reden, Leyla. Du bist doch meine Tochter”, entgegnete ihr Gegenüber und Leyla zog sofort eine Augenbraue hoch. “Auf einmal? Die letzten vier Jahre hatte es euch doch auch nicht interessiert, wie es mir geht. Oder dass ich inzwischen zwei wunderbare Geschöpfe auf die Welt gebracht habe, die mir jeden Tag beweisen, dass mein Leben genauso harmonisch ist, wie ich es mir immer gewünscht habe. Und dass es alles ist, was ich brauche”, erwiderte sie lediglich und drehte sich wieder um. Sie ließ ihre Mutter einfach stehen, denn obwohl es nur diesen kurzen Wortwechsel gegeben hatte, konnte sie sich derzeit nicht vorstellen, wieder Kontakt zu ihren Eltern zu haben. Sie hatten ihr viel zu weh getan, sie hatten ihr viel zu oft gesagt und gezeigt, dass sie ihre Entscheidung nicht nachvollziehen konnte. Und das konnte sie in diesem Moment einfach nicht vergessen. “Was haltet ihr davon, wenn wir Eis essen gehen?”, sprach sie ihre kleine Familie an, während sie ihre Arme um die Hüften Davides schlang. Und als sie das Strahlen ihrer Tochter sah, war sie sich einmal mehr sicher, dass diese Harmonie alles war, was sie brauchte. Ohne ihre Eltern. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)