Zum Inhalt der Seite

Der Jäger im Taxi

Law and Order: Special Victims Unit
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Dem Täter in die Quere

Nach der kurzen Vorstellungsrunde gab Capt. Craigon in Kurzfassung wieder, was sein Team bisher herausgefunden hatte.

Anschließend öffnete Lt. Kanegawa einen der beiden Kartons, die er mitgebracht hatte, und entnahm ihm einige Fotos.

Während er die Fotos an eine Glaswand pinnte, nannte er zu jedem einen Namen: „Unser erstes Opfer ist Officer Alicia Stone, 26 Jahre. Sie ist Politesse und wurde in der Innenstadt von Boston überfallen, in ihrem Kontrollgebiet. Das zweite Opfer ist Officer Daniela Brown, 32 Jahre. Sie war mit ihrem Partner auf Streife, als sie überfallen wurde.“

„Hat ihr Partner das nicht mitgekriegt?“, unterbrach ihn Det. Tutuola.

„Nein, er war gerade einen Kaffee holen gewesen, als es passierte“, Lt. Kanegawa fuhr fort die Opfer vorzustellen, „beim dritten Opfer handelt es sich um Miss Gina Bramstokes, 35 Jahre. Eine Rechtsanwältin, die nach dem Besuch bei einem Klienten überfallen wurde. Opfer Nummer vier ist Miss Kathrin Klein, 45 Jahre, ebenfalls Rechtsanwältin. Sie wurde in der Nähe eines Restaurants, in dem sie mit einem Kollegen gespeist hatte, vom Täter überwältigt. Nummer fünf tanzt etwas aus der Reihe. Miss Rebecca Kennings, 28 Jahre, ist Floristin und wurde in der Nähe ihres Blumenladens in ein Taxi gezerrt.“

„Was meinen sie mit aus der Reihe tanzen?“, fragte Sgt. Munch etwas irritiert dazwischen.

„Nun ja, alle anderen Opfer sind entweder Juristinnen oder Polizistinnen, außer Miss Kennings und einem weiteren Opfer. Mit Det. Carrie Willows, 30 Jahre, dem sechsten Opfer, haben wir wieder eine Polizistin. Sie wurde in der Nähe ihrer Wohnung in ein Taxi gezogen. Opfer Nummer sieben ist Lt. Jennifer Ray, 40 Jahre. Sie kam nicht mehr vom Zigaretten holen zurück. Bei Opfer Nummer acht handelt es sich um die andere Ausnahme. Miss Joan Bloomberg, 29 Jahre, ist Friseuse und wurde in der Nähe des Friseursalons, in dem sie arbeitet, überfallen. Das neunte Opfer hat es am schlimmsten erwischt. Miss Jessica Parker, 43 Jahre, Rechtsanwältin, wurde in der Nähe ihrer Kanzlei in ein Taxi gezerrt. Sie wurde fünf Blocks weiter tot in diesem Taxi aufgefunden.“

„Offensichtlich ist unser Vergewaltigerduo auch ein Mörderduo“, stellte Det. Benson fest.

Lt. Kanegawa ergänzte: „Sie ist die einzige Tote, deswegen hat unser Staatsanwalt nur auf Totschlag plädiert. Also, Opfer Nummer zehn ist AdA Melanie James, 42 Jahre. Sie wurde in der Nähe einer Bank, von der sie gerade kam, überfallen. Das elfte Opfer ist Richterin Barbara Birming, 52 Jahre. Sie wurde auch in der Nähe ihrer Wohnung überfallen.“

„Es ist doch nicht zu glauben“, Det. Stabler schüttelte ungläubig den Kopf, „die haben doch tatsächlich eine Richterin überfallen.“

„Eine?“, Lt. Kanegawa sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an.

„Was meinen Sie mit ‚Eine?’?“, fragte Det. Stabler verwirrt zurück.

„Es wurde noch eine überfallen. Opfer Nummer zwölf ist Officer Sandy Miller, 30 Jahre. Sie hat es beim Kaffeeholen erwischt. Ihr Partner hat ihr Verschwinden gemeldet. Officer Kelly Morvest, 25 Jahre, ist das dreizehnte Opfer. Sie wurde in der Nähe einer Kindertagesstätte, von der sie ihren zweijährigen Sohn abholen wollte, von den Tätern gekidnappt. Das vierzehnte Opfer Det. Jenna Hunter, 38 Jahre, ist die dritte, die in der Nähe ihrer Wohnung in ein Taxi gezogen wurde. Das letzte Opfer ist Richterin Andrea Rowins, 53 Jahre. Sie wurde in der Nähe des Zivilgerichts entführt. So viel zu unseren Opfern.“

„Ziemlich dreist“, bemerkte Det. Stabler, während er die Fotos betrachtete.

„Den Tätern scheinen Alter, Aussehen und Rasse ziemlich egal zu sein“, damit deutete er auf die Fotos an der Glaswand, „bei den Opfern ist von allem etwas dabei.“

„Selbst den Beruf haben sie nicht gemeinsam“, ergänzte Det. Tutuola, „neun Polizistinnen, sieben Juristinnen und zwei mit anderen Berufen.“

„Wir gehen davon aus, dass sie es hauptsächlich auf Polizistinnen und Juristinnen abgesehen haben. Die anderen beiden sollen nur Verwirrung stiften“, erklärte Lt. Kanegawa.

„Das trifft auch bei uns zu. Gab es Zeugen?“ fragte Det. Benson.

„Nein, bei Ihnen?“, war die Antwort.

„Sagen wir so: Es haben sich bis jetzt keine gefunden“, entgegnete sie.

„Bei uns haben Angehörige, bei zwei Polizistinnen die Partner und bei Officer Morvest die Kindertagesstätte gemeldet, dass die Opfer verschwunden waren“, erwiderte Lt. Kanegawa.

„Bei Erwachsen wird da in der Regel nichts unternommen“, gab Capt. Craigon zu bedenken.

„Das stimmt, nur bei den Kolleginnen und der Kindertagesstätte wurde nachgeforscht“, gab Lt. Kanegawa zu und öffnete den anderen Karton, „bei uns waren auch alle Taxis gestohlen und wir glauben, dass die Täter selbst einmal Taxifahrer gewesen sind.“

Das war für seine Kollegen eine völlig neue Erkenntnis.

„Das macht Sinn, schließlich ist der Tatort jedes mal ein Taxi“, meinte Sgt. Munch.

„So ist es“, Lt. Kanegawa lächelte und holte aus dem eben geöffneten Karton einen großen Umschlag und einige Akten. Den Umschlag und die Akten legte er neben die Kartons auf den Tisch, auf dem diese standen.

„Das hier“, er deutete dabei auf den Umschlag, „muss ins Labor. Könnte sich bitte jemand darum kümmern?“

Det. Benson nahm den Umschlag: „Ich mach das“, und verließ damit das Büro.

Det. Stabler stellte fest: „Uns werden die Proben nichts nützen, solange wir keine Gegenprobe haben.“

Lt. Kanegawa entgegnete: „Wenn unsere und ihre Proben miteinander übereinstimmen, dann wissen wir zumindest, dass es sich tatsächlich um denselben Täter handelt. Haben die Fingerabdrücke etwas ergeben?“

„Waren leider nicht registriert“, gab Det. Stabler zurück. Ob das Ergebnis der Schamhaaranalyse sie weiter bringen würde?

Capt. Craigon stellte noch eine Frage: „Haben Sie eigentlich die Taxifahrer befragt, denen die Taxis gestohlen worden sind?“

„Ja, haben wir. Es kam allerdings nicht viel dabei heraus“, antwortete Lt. Kanegawa, „wir haben lediglich herausgefunden, dass der Dieb ein Fan von Horrormasken ist.“

„Das hört sich nach einem Freak an“, meinte Det. Stabler verwundert, „und wie kommen Sie darauf?“

„Na ja“, gab Lt. Kanegawa zur Antwort, „ein paar Zeugen wollen gesehen haben, wie ein Kerl, der solche Masken trug, mehrere Taxis geklaut hat.“

„Scheint ja ein komischer Vogel zu sein“, bemerkte Sgt. Munch in seiner zynischen Art.

„Tja. Haben Sie eigentlich die drei bestohlenen Taxifahrer befragt?“, Lt. Kanegawa sah fragend in die Runde.

„Das erledigen wir am besten Morgen“, sagte Capt. Craigon bestimmt. In diesem Moment kam Det. Benson zurück und teilte ihnen mit, dass das Ergebnis der Schamhaaranalyse noch etwas auf sich warten ließ. Det. Stabler erzählte ihr kurz, was sie noch während ihrer Abwesenheit besprochen hatten.

Kurz darauf betrat eine Frau – eine Weiße mit schulterlangen, blonden Haaren in einem schwarzen Kostüm – das Großraumbüro.

„Hallo Alex“, begrüßte Det. Benson die Frau.

„Hallo Olivia“, erwiderte diese und bemerkte im selben Moment den Asiaten, der sich gerade mit Det. Stabler unterhielt, „ist das eure Verstärkung?“

„Ja, das ist Lt. Kanegawa von der Boston Police“, antworte Det. Benson.

Lt. Kanegawa kam auf die beiden zu und begrüßte - zum Erstaunen der anderen – die blonde Frau wie eine gute Freundin: „Hallo Alex. Wie geht es dir?“

Diese lächelte und sagte: „Danke, gut und dir?“

Er schmunzelte und antworte: „Alles in bester Ordnung.“

„Woher kennen sie unsere stellvertretende Staatsanwältin?“, fragte Det. Stabler erstaunt.

Lt. Kanegawa sah ihn an und entgegnete: „Ich hatte in Boston das Vergnügen mit ihr, als ich ihr einen aufdringlichen Kerl vom Hals gehalten hab und sie hat mich als Dankeschön dafür zum Essen eingeladen.“

„Das muss ja schon ein Kerl der übelsten Sorte gewesen sein, wenn sie Sie gleich zum Essen einlädt“, meinte Det. Tutuola unbeeindruckt.

„Damit treffen Sie den Nagel auf den Kopf“, Lt. Kanegawa schmunzelte.

„Wie ist der momentane Stand der Dinge?“, fragte Miss Cabot, um zum eigentlichen Grund ihrer Anwesenheit zu kommen. Det. Benson klärte sie auf.

Währenddessen wandte sich Det. Stabler wieder an Lt. Kanegawa: „Was haben die früheren Opfer eigentlich über den Fahrer ausgesagt?“

Dieser sah in an und antwortete: „Nach deren Aussagen waren es vierzehn verschiedene Männer.“

Det. Stabler war nicht im Geringsten überrascht: „Wie bei uns. Das heißt also, wenn wir nach den Aussagen der Opfer gehen, haben wir es mit achtzehn Fahrern zu tun.“

Lt. Kanegawa seufzte: „Oh Mann. Achtzehn Zeugen und alle haben etwas anderes gesehen. Damit haben wir eine weitere Sackgasse.“

In diesem Augenblick läutete eines der Telefone. Det. Tutuola nahm ab und legte nach kurzer Zeit wieder auf: „Das war das Labor. Die Schamhaare stammen alle von ein und derselben Person.“

„Das wäre zwar jetzt geklärt, aber wir kommen dennoch nicht weiter“, meinte Det. Stabler ziemlich entgeistert. Es sah ganz danach aus, als müssten sie warten bis der Täter wieder zu schlug, aber konnten sie das verantworten? Sicher war jedenfalls, dass der Fall sich fest gefahren hatte.
 

Eine Woche war inzwischen vergangen. Eine Woche, in der Leute befragt wurden, die bisher außer acht gelassen worden waren und in der alle vorhandenen Aussagen und Beweise noch einmal durch genommen worden waren. Die Befragung der drei bestohlenen Taxifahrer hatte dasselbe Ergebnis gebracht wie die der anderen fünfzehn.

Inzwischen war es wieder Nacht geworden und die Ermittler hatten ihre Arbeit für heute eingestellt. Lt. Kanegawa hatte seinen Wagen in der Tiefgarage jenes Hauses, in dem ein Freund von ihm wohnte, abgestellt und ging noch etwas in der Gegend spazieren.

Als er in eine Seitengasse einbog, bemerkte er ein Taxi, das mitten auf der Straße stand und komplett unbeleuchtet war. Lt. Kanegawa wusste, was das zu bedeuten hatte und ging schnell auf das Taxi zu.

Durch das zur Straße gewandte, hintere Seitenfester konnte er einen Mann erkennen, der eine Sturmhaube trug und auf eine blonde Frau einschlug. Bei genauerem hinsehen konnte er feststellen, dass der Mann der Frau bereits eine Hand unter den Rock geschoben hatte.

Vorsichtig zog Lt. Kanegawa am Türgriff. Die Tür war verschlossen. Fast reflexartig zog er seine Dienstwaffe und schlug mit dem Griff die Scheibe ein. Glasscherben regneten auf die Frau und der Mann hob erschrocken den Kopf, als Lt. Kanegawa durch das Fenster griff und die Tür entriegelte.

Anschließend öffnete er die Tür und zog die Frau aus dem Taxi. Der Mann im Taxi schien wie erstarrt, doch plötzlich öffnete er die Tür hinter sich, sprang aus dem Taxi und flüchtete.

Lt. Kanegawa holte seine Handy aus der Tasche und begann zu telefonieren: „Hier Lt. Kanegawa. Ich hab den Taxivergewaltiger gerade in flagranti erwischt. Ich brauch 86. West Ecke Columbus Avenue Verstärkung und einen Krankenwagen.“

Kurz nach dem er aufgelegt hatte, tauchte ein Streifenwagen neben ihm auf, hielt an und ein Fenster wurde herunter gekurbelt. „Wo ist der Kerl?“, fragte einer der beiden Polizisten.

„Er ist in die Columbus Avenue geflüchtet“, rief Lt. Kanegawa seinen Kollegen zu und der Streifenwagen nahm sofort die Verfolgung auf. Währenddessen blieb Lt. Kanegawa am Tatort und kümmerte sich um das Opfer.

Er kannte das Opfer. Sie sah ihn dankbar an. Während er sie mitfühlend anlächelte und beruhigend auf sie einsprach, waren in der Ferne bereits Sirenen zu hören, die immer näher kamen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück